100 + Dinge, auf die ich stolz bin
Lorena Hoormann ruft in ihrer Blogparade dazu auf, sich damit auseinanderzusetzen, worauf ich stolz bin. 100 Dinge soll ich benennen. Oha! Eine ganz beachtliche Zahl. Aber warum soll ich das denn aufschreiben? Lorena beschreibt das in ihrem Blogparadenaufruf gut:
„Sich darüber bewusst zu werden, worauf mensch stolz ist, bedeutet sich der eigenen Kompetenzen und Identität bewusst zu werden. …… Das Geniale daran: es entsteht eine Schatzkiste der eigenen Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Ein Sammelsurium von Beispielen, bei denen wir all unsere vielfältigen Ressourcen bereits erfolgreich eingesetzt haben. Und damit auch ein Bewusstsein darüber, was wir alles zur Bewältigung zukünftiger Situationen an Kompetenzen mitbringen.“
Nun denn, da machte ich mich doch direkt auf die Suche. Der Artikel entstand nach und nach, da ich immer wieder pausieren und nachdenken musste. Ich habe versucht, die 100 Dinge chronologisch zu ordnen, ist mir aber nicht immer gelungen. Einiges hat mit meiner Familie zu tun, einiges mit meiner beruflichen Entwicklung und vieles liegt irgendwo dazwischen drin. Aber lies selbst:
Ich bin stolz auf folgende Dinge:
- Ich konnte bereits vor der ersten Klasse lesen (mit 5 Jahren). Das gab mir die Freiheit, früh schon in Büchern zu schmökern und in andere Welten abzutauchen
- Beim Übertritt in die weiterführende Schule wollte ein Teil meiner Familie, dass ich in das ortsansässige von Nonnen geführte Mädcheninternat mit Realschule gehen sollte. Begründung: Würde ja eh irgendwann heiraten und Kinder kriegen, dann wäre eine lange Schul- und Studienzeit für die Katz. Gottseidank haben meine Eltern meinen Willen berücksichtigt: Ich wollte, wie mein großer Bruder, auf´s Gymnasium. Das mit dem Heiraten und Kinderkriegen hat trotzdem geklappt.
- Meine damals beste Freundin in der Grundschule war neidisch auf meine neuen Sandalen und wollte sie mir schlecht reden und mich „downgraden“. Hat nicht geklappt. Ergebnis: In ihrer Wut habe ich einen Kratzer im Gesicht abbekommen, den nur ich noch sehen kann. Ich trage ihn mit Stolz, dass ich mich nicht von ihr unterbuttern ließ.
- Mein Bruder erkrankte in der Grundschule chronisch. Damals durfte ich ihn, obwohl er fast ein Jahr im Krankenhaus war, nicht besuchen. Einfach, weil ich ein Kind war, das wahrscheinlich jede Menge an Viren und Bazillen mit sich herumtrug. Ich bin trotzdem jedes Mal mitgefahren und habe im Foyer gewartet, in der Hoffnung, dass er von der Station herunter durfte. Meine Hartnäckigkeit hat sich ein- oder zweimal ausgezahlt.
- In Grundschulzeiten war ich einigermaßen sportlich unterwegs. Jeden Sommer gab es Leichtathletikwettkämpfe und bei einigen war ich immer wieder mit auf den ersten vier Plätzen. Dabei war Sprinten und Weitsprung meine besten Disziplinen, mit Weitwurf hatte ich es nicht so.
- Ich wollte in der 5. Klasse unbedingt ein Fahrrad, mit dem ich auch mal in das ca. 15 Km entfernte Gymnasium fahren konnte (die Busse fuhren nur morgens, mittags und abends). Also musste ich jeden Pfennig auf die Seite legen und sparen. Ziel gesetzt und erreicht.
- Mein Mathelehrer meinte in der 6. Klasse, ich könne kein Mathe. Hab es in der Oberstufe mit der Note 2 ablegen können und alle damit verbrlüfft.
- Apropos Mathe: Diese Aussage sitzt noch so tief, dass ich tatsächlich desöfteren denke, ich könne kein Mathe. Aber dann setze ich mich in Ruhe hin und merke, ich bin doch nicht doof.
- In der 6. Klasse hatten wir einen Religionslehrer, der von uns eigenständiges Denken verlangte und förderte. Ich bin stolz, dass ich mich darauf eingelassen habe und auch heute noch davon profitiere.
- Ich wollte unbedingt Gitarre lernen. Dafür sollte ich vorher aber ein Verständnis für Musik entwickeln und zeigen, dass ich dran bleiben kann. Also lernte ich Notenlesen und Blockflöte, ein Instrument, dass ich heute noch nicht gerne hören kann und mag. Aber es führte mich zur Gitarre.
- Zum Gitarrespielen benötigte ich logischerweise eine Gitarre. Also: wieder sparen. Gottseidank haben meine Eltern irgendwann noch was dazu getan, sonst hätte das noch ganz schön lange gedauert.
- Schließlich lernte ich klassische Gitarre von der Pike auf und hatte gemeinsam mit meinem Gitarrenlehrer und zwei Mit-Gitarren-Lernenden auch öffentliche Auftritte, z.B. bei einer Hochzeit auf der ortseigenen Burg.
- Danach wollte ich unbedingt E-Bass lernen. In den Kopf gesetzt, dafür gespart und schließlich einen gebrauchten Fender Jazz Bass gekauft. Mein ganzer Stolz. So konnte ich mit zwei Jungs aus meiner Klasse in einer Band spielen. Geld verdienten wir uns durch Auftritte mit Tanzmusik („Tulpen aus Amsterdam“ – igitt). Der Erlös floss in unsere Ausrüstung und wir probierten uns durch verschiedene Genres.
- Mit ca. 12 Jahren habe ich die Lust am Briefeschreiben entdeckt. Es gab eine Organisation, die Brieffreundschaften in aller Welt vermittelte. Irgendwann schrieb ich 7 Brieffreund:innen gleichzeitig. Bis heute ist mir der Brieffreund in Indien geblieben, eine in Österreich und eine in Berlin. Ich bin stolz darauf, dass das immer noch läuft. Dabei wurde meine Neugier und Lust auf andere Länder geweckt.
- Überhaupt: ich bin ein treuer und loyaler Mensch. Darauf bin ich ebenso stolz
- Als erstes Mädchen habe ich in meiner Familie (Arbeiterfamilie) mein Abitur gemacht.
- Ich bin stolz darauf, dass ich den Mut hatte, mein mündliches Abifach kurz vor dem Abi nochmals zu verändern (von Religion zu Kunst).
- Ab meinem 14. Lebensjahr habe ich in den Sommerferien gejobbt und mein eigenes Geld verdient.
- Vorher habe ich bereits sogenannten Sonntagsdienst im Krankenhaus des ortsansässigen Klosters abgeleistet. Da sprang immer ein wenig Trinkgeld dabei herum.
- Ich wusste bereits mit 14 Jahren, dass ich Sozialarbeiterin / Sozialpädagogin werden wollte.
- Deswegen habe ich mich auch durchgesetzt, nicht auf eine Universität mit meinem Notendurchschnitt zu gehen, sondern „nur“ zur Fachhochschule.
- Es sollte auch eine ganz bestimmte FH sein, so dass ich mit meinem jetzigen Göttergatten zusammenziehen konnte. Mein Abischnitt war leider nicht so, wie ich ihn brauchte, aber mir wurde viel soziales Engagement aus der Zeit zuvor und mein FSJ angerechnet, so dass ich dann doch noch den Wunschplatz bekam und meinen Traumberuf studieren konnte.
- Ich bin stolz darauf, diesen Beruf bis heute ausüben zu dürfen und vielfältige Erfahrungen dadurch machen zu können
- Als Teenager/Jugendliche habe ich mit meiner Clique geholfen, eine alte Mühle zu einem (Jugend-) Treffpunkt in Koordination mit einem Kloster nicht ganz in der Nähe umzubauen. Sobald es die Ferien zuließen, war ich dort. Ich erlernte handwerkliche Fertigkeiten, von denen ich nicht einmal wußte, dass es sie gab.
- Ich fand es immer ungerecht, dass zu meiner Zeit die Jungs zum Wehrdienst mussten oder im besten Falle einen Ersatzdienst leisten mussten. Ich zeigte mich solidarisch, indem ich ein Soziales Jahr absolvierte.
- Das FSJ startete ich in einer Einrichtung der offenen Psychiatrie. Einige Patient:innen waren kaum älter als ich und selbstverständlich stellte sich mir irgendwann die Frage, wo die Grenze zwischen psychischer Erkrankung und sogenannter „Normalität“ liegt. Nach einem halben Jahr war ich nahe daran, aufzugeben. Letztendlich zog ich das Jahr komplett durch und konnte noch viel über meine Grenzen lernen
- Während meiner Studienzeit habe ich die unterschiedlichsten Jobs angenommen: Putzen, Babysitten, Post sortieren, in der Bäckerei verkaufen. Aber was mich im Nachhinein noch am meisten stolz macht: ich habe gemeinsam mit dem späteren Göttergatten an einem Neubau einen Graben ausgehoben (ein befreundeter Architekt hatte uns den gut bezahlten Job verschafft). Das war echte Knochenarbeit, aber wir haben es zu zweit geschafft.
- Apropos Babysitten: ich hatte einen Babysitterjob, bei dem ich zum ersten Mal erfahren habe, was Antipathie auf beiden Seiten bedeutet. Ich bin stolz darauf, das souverän abgewickelt und gestoppt zu haben.
- Während meines Studiums musste ich auch verschiedene Praktika machen. Mein Motto: Je schwieriger und herausfordernder, desto besser. So machte ich gemeinsam mit einer Studienkollegin soziale Arbeit im Knast mit Jugendlichen. Meine Omi fragte damals nur: „Kind, musst du das machen?“ Ich bejahte das und war stolz darauf, alles gut zu meistern.
- Als zweites Praktikum habe ich mir dann was vermeintlich Einfaches herausgesucht: Bewährungshilfe. Bis ich an meine Grenzen stieß, als ich einen Vergewaltiger aus einem nicht allzu entfernten Ort meines Heimatortes betreuen sollte. Ich habe all meinen Mut zusammen genommen und abgelehnt. Darauf bin ich heute noch stolz.
- Ich habe mein „Doppelstudium“ Sozialarbeit / -pädagogik als eine der Besten meines Jahrgangs in Bayern absolviert.
- Zusätzlich war ich unter der Förderhöchstdauer fertig. Daher musste ich nur einen kleinen Teil meines Bafög´s zurückbezahlen.
- Meine Eltern wollten unbedingt einen „sicheren“ Job für mich. Das bedeutete für sie, irgendwas in der Verwaltung, Kommune, Land. Ich habe immer versucht, klar zu machen, dass das nicht mein Ding ist. Ich habe zwar den Test für eine Anstellung in Bayern mitgemacht, habe aber vermeintlich so mitgeschrieben, dass ich garantiert nicht genommen werde, um mich nicht rechtfertigen zu müssen. Allerdings fand ich es während des Tests unter meiner Würde die Fragen nicht richtig zu beantworten, wenn ich die Lösung doch kannte. Das Ende vom Lied: Ich hätte eine Anstellung bekommen, habe aber dankend abgelehnt. Ich glaube, meine Eltern haben es trotzdem verstanden, dass ich lieber Sozialarbeiterin werden wollte.
- Während meines Studiums hat es mich schon genervt, von allem etwas lernen und Bescheid wissen zu müssen, aber nichts wirklich zu dürfen: also keine rechtsverbindlichen Aussagen, keine psychologischen Aussagen ohne Zusatzausbildung etc. Ich empfand mein Studium zum Teil als „Mangelstudium“, denn überall wurden Zusatzqualifikationen abgefragt. Also beschloss ich, neben meinem Vollzeitjob als Sozialpädagogin im Schichtdienst mich um einen Studienplatz für Jura zu bewerben. Wie stolz war ich, als ich die Zulassung dafür bekam und mir aufgrund meiner Leistungen vorher einiges angerechnet wurde. Ich hätte im 3. Semester einsteigen können. Das Praktikum wurde mir aufgrund meiner Berufserfahrung und der beiden Praktika im Sozpäd-Studium erlassen. Ich hatte Schiss davor, meinen Eltern zu „beichten“, dass ich weiter studiere. Als ob ich etwas Schlimmes anfange. Meine Eltern fanden das tatsächlich gar nicht so witzig. Ich habe dennoch gestartet.
- Meine ersten beiden Semester absolvierte ich noch in München. Ich bin deswegen stolz darauf, weil ich sie schaffte, obwohl ich immer wieder von der Nachtschicht aus direkt in die Uni gegangen bin. Ich bin mehr als einmal vor allem in Rechtsgeschichte eingeschlafen!
- Den Göttergatten zog es beruflich von München nach Bonn, ich zog mit. Ich konnte erst zum vierten Semester nach Bonn zum Studium wechseln, machte quasi eine Art Fernstudium. Immer zu den Prüfungen fuhr ich nach München, schrieb die Prüfungen mit, das Vorlesungsmaterial bekam ich von Komillitonninen zum Lernen. Hab bis dahin alles geschafft, was ich an Scheinen machen musste.
- In Bonn zog ich das Studium weiter durch: Mit Umzug, Halbtagsjob als Schulsozialarbeiterin an einer herausfordernden Schule, Nebenjob als Trainerin, schließlich Kind, das in den ersten beiden Jahren so oft krank war, dass ich häufig Klausuren oder Hausarbeiten verschieben musste.
- Nachdem ich alle Scheine im Jurastudium geschafft hatte, habe ich mich für das erste Staatsexamen angemeldet. Das Drama: Meine eingereichten Originalscheine gingen auf dem Postweg trotz Einschreibens verloren. Ich konnte nicht zum Examen antreten. Aber: ich steckte nicht den Kopf in den Sand, sondern versuchte, alles in Zweitschrift wieder herzubekommen. Nach einem halben Jahr war es soweit.
- Allerdings hatte sich ein Teil des Schuldrechts geändert. Also musste ich nochmals von vorne anfangen zu lernen. Ich kämpfte um jeden Schritt vorwärts, ließ mich beurlauben, um Zeit zu gewinnen. Schließlich traf ich dann doch die Entscheidung, nicht mehr anzutreten. Mir war alles zu viel: Job, Haushalt, Nebenjob, Kind und Vorlesung / Repetitorium. Heute weiß ich, dass es die beste, aber auch ein der am schwersten zu treffenden Entscheidungen war.
- Meinen ersten Job als Sozialpädagogin startete ich in einem Mädchenheim. Es stellte sich heraus, dass die Gruppe, in der ich gelandet bin, fast ausschließlich mit missbrauchten Mädchen belegt war. Das brachte mich so richtig an meine Grenzen. Sowohl das Thema, wie auch die Anforderungen und Erwartungen der Mädchen an mich. Frisch aus dem Studium, auf dem Land aufgewachsen und dann mit diesem Thema konfrontiert. Nach meiner Probezeit entschied ich mich zu bleiben und zu kämpfen: für die Mädchen, für die Aufarbeitung des Themas in der Öffentlichkeit, für´s Bekanntmachen etc. Mich hat diese Zeit sehr geprägt. Neben meiner FSJ-Zeit die einschneidensten Themen in meiner beruflichen Laufbahn, für die ich bis heute vehement einstehe.
- Auch heute noch, 34 Jahre nach meiner ersten Stelle, ist das Thema „Missbrauch von Kindern“ und speziell Mädchenarbeit eines der wichtigsten Bereiche, für die ich auch angefragt werde. Sei es als Referentin, als Trainerin für Selbstbehauptungskurse, als Ansprechperson für Lehrer:innen und Schüler:innen etc. Diese Arbeit erfüllt mich immer noch mit Demut und ich bin stolz darauf, dass ich damals am Ball geblieben bin.
- Vor ca. 20 Jahren begann ich meine nebenberufliche Arbeit als psychologische Trainerin in Selbstbehauptungskursen für Mädchen. Gemeinsam mit einem Kampfsportler:in und einem Polizisten bildeten wir schließlich ein gefragtes Team.
- Ursprünglich hatte ich mich nach dem Studium entschieden, nicht mit Jugendlichen arbeiten zu wollen. Das hat ja ganz gut geklappt (Ironieton aus), denn in meinem Angestelltendasein habe ich fast ausschließlich mit jungen Menschen zu tun gehabt, bis ich meinen Schwerpunkt im Coachingbereich entdeckte.
- Meine erste Reise mit dem Rucksack: 9 Wochen Indonesien und Singapur. Ich wusste nicht, was auf mich zukam und hatte meinen Rucksack mit über 20 Kilos viel zu voll. Aber die Erlebnisse und die Art zu Reisen habe ich schnell für mich entdeckt und mache das heute noch.
- Zuvor waren wir von München aus häufiger in Italien mit dem Zelt (vorrangig Toskana und Südtirol). Unsere Ausstattung war nicht die von heute, aber wir haben auch Schnee mit unserer Sommerausstattung überwunden. Das hat mich im Reiseverhalten nachhaltig beeinflusst.
- Wir fuhren eine ganze Zeit einen uralten Skoda, der den Motor noch hinten und eine defekte bzw. nicht immer korrekt funktionierende Wasserpumpe und Lichtmaschine hatte. Ich habe in der Zeit vieles über Selbsthilfe und Reparaturen gelernt. Darauf bin ich ebenfalls sehr stolz. Kann ich zwar bei den heutigen Autos nicht mehr brauchen, damals aber konnte ich einen kühlen Kopf behalten, wenn mal wieder was nicht funktionierte.
- Sprachen lernen: Immer, wenn wir ein neues Land bereisten war meine Intention, soviel Sprache zu lernen, dass ich einigermaßen vernünftigen Smalltalk betreiben und auf alle Fälle handeln konnte, ohne über den Tisch gezogen zu werden. So habe ich immerhin Italienisch, Indonesisch, Spanisch und vor allem Türkisch gelernt. Zu Ungarisch und Finnisch habe ich allerdings keinen Zugang gefunden! Leider geht aber so einiges verloren, wenn ich es nicht mehr anwende.
- Apropos Türkei: Unsere erste Türkeireise mit dem Rucksack starteten wir von München aus mit dem Bus der damaligen Gastarbeiter bis Antalya und zurück natürlich. Einmal und nie wieder.
- In der Türkei haben wir viele Freundschaften geknüpft, die bis heute halten, obwohl wir anfangs kein Wort türkisch sprachen.
- Wir zelteten dort gemeinsam mit Bauarbeitern am Strand ohne Infrastruktur, lernten deren Familien kennen und schätzen. Die Kinder brachten uns einige türkische Wörter und Sprachwendungen bei, so dass wir uns tatsächlich immer mehr mit Worten, statt mit Händen und Füssen unterhalten konnten. Aufgrund der politischen Situation reise ich nicht mehr dorthin. Allerdings war der Göttergatte mit dem Tochterkind letztes Jahr dort und sie konnte die liebgewonnenen Menschen kennenlernen (und umgedreht natürlich).
- In Jakarta, der Millionenhauptstadt Indonesiens, haben wir nur anhand eines Adressenzettels Freunde meines Schwagers (als Anlaufstelle) gefunden. Das damals ohne Internet, nur mit Durchfragen und zum Teil Unterstützung durch Taxifahrer.
- Mittlerweile bin ich auch nicht mehr so blauäugig wie zu Beginn meiner „Reisekarriere“: Länder, mit deren politischer Situation ich nicht einverstanden bin, bereise ich nicht mehr. Leider fallen da viele interessante Länder darunter. Ich bin stolz, dass ich mittlerweile so Stellung beziehe und dazu stehe.
- Ich bin stolz darauf, dass wir mittlerweile einen Wohnwagen besitzen, mit dem wir autark stehen können. Obwohl ich anfangs gar nicht so begeistert davon war (Wohnwagen ist was für alte Menschen, ich hätte lieber ein Wohnmobil / Van), weiß ich heute die Vorteile sehr zu schätzen. Es ermöglicht uns viele tolle Reisen, bei denen wir interessante Menschen, Länder, Natur etc. kennenlernen können, von denen ich nie gedacht habe, dass ich sie so erleben kann. Es macht mir immer wieder meine Kernkompetenzen klar, was ich überhaupt alles zum Leben wirklich brauche, ich lerne wieder, flexibel zu reagieren und reisen.
- Meine Familie mütterlicherseits stammt aus dem Erzgebirge und musste aus ihrer Heimat nach Ende des zweiten Weltkrieges flüchten. Ich bin so dankbar und stolz, dass sie in meiner heutigen Heimat neu aufbauen konnten und uns Kindern eine gehörige Portion Optimismus und positives Denken mitgegeben haben (noch bevor positives Denken in aller Munde war). Vor allem die Frauen in der Familie sind starke Persönlichkeiten, die vieles stemmen mussten, und die für mich immer Vorbild waren.
- In meinem Heimatort gibt es eine Klöppelschule, eine Handarbeit, die auch meine Großmutter mitgebracht hat. Was lag also näher, als dass ich nicht auch klöppeln lernte? Damals war es ein Ausprobieren, weil auch meine Freundin dorthin ging, heute bin ich stolz darauf, dass ich diese Tradition beherrsche und, wenn ich will, heute noch Spitzen mit den Klöppeln aus der Heimat meiner Großmutter herstellen kann.
- Überhaupt bin ich stolz auf meine Eltern / Familie, die mir einiges ermöglicht hat. Danke an euch alle. Ich weiß, mit einer Tochter mit Dickschädel war es sicher nicht immer einfach, aber ihr habt mir vertraut und mir immer Rückendeckung gegeben, wenn ich sie brauchte. Ihr seid für mich eine Ressource, die ich nicht häufig anzapfe, aber von der ich weiß, dass sie immer da ist. Und alleine das macht mich stark und stolz. Ihr habt einen großen Teil dazu beigetragen, dass ich heute der Mensch bin, der ich eben bin.
- Im Jahr 2013 traf ich nach einem Ärztemarathon und vielen Untersuchungen die Entscheidung, mich ab sofort vegan zu ernähren. Bis heute habe ich das durchgezogen und mich gegen manches Unverständnis behauptet und durchgekämpft. Für mich ist die vegane Lebensweise (nicht nur die Ernährung) mittlerweile zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Und ja, ich erkläre gerne zum 100.000 mal, dass ich nicht nur Steine und Gras esse und dass es meine Entscheidung ist. Wie du lebst, ist deine Entscheidung.
- Im Jahr 2010 hatte ich einen Zusammenbruch. Burnout war die damals noch seltenere Diagnose. Ich hatte das Gefühl, nie mehr Freude empfinden und lachen zu können. Mein Kampf zurück ins Leben hat lange gedauert, aber ich bin stolz darauf, alles bewältigt zu haben.
- By the way: Ich habe mich immer geweigert, Therapie zu machen. Mit der Burnoutdiagnose fand ich es dann doch nötig. Was soll ich sagen: ich hab´s gemacht und bin so froh darüber, über meinen Schatten und meine Vorbehalte gesprungen zu sein.
- Dadurch konnte ich das erste Mal meinem Chef die Meinung geigen, ohne einzuknicken oder überhaupt den Mund zu halten (Mache ich seitdem auch nie wieder. Meine Lebenszeit ist viel zu kostbar).
- Während meines Burnouts fand ich irgendwann die Kraft, zwei weitere Baustellen anzugehen und erhielt zwei für mich weitreichende Diagnosen: Zum einen Hashimoto und Lipödem. Ich fühlte mich beiden zunächst ausgeliefert, hab aber dann angefangen, mich selber schlau zu machen und hab irgendwann die Kraft gefunden, das anzugehen und mich nicht als Opfer meiner Erkrankungen zu sehen.
- Dabei hat mich die Beschäftigung mit dem Lipödem letztendlich viel Kraft gekostet. Als ich irgendwann beschloss, die Schmerzen in den Beinen und Armen (ich konnte nicht einmal mehr ein Telefon lange halten. Fatal bei einem Beruf, in dem ich relativ viel telefonieren muss) nicht mehr aushalten zu wollen, habe ich mich auf einen zweijährigen Streit mit meiner Krankenkasse eingelassen, um die Liposuktionen bezahlt zu bekommen. Ich ging bis vor Gericht und unterlag letztendlich, da der Richter einem verherrenden Gutachten einer Schönheitschirurgin folgte, die mir die Schmerzen absprach und mich als Hypochonderin darstellte.
- Danach war ich schlauer. Ich beschloss, die Liposuktionen auf eigene Kosten durchzuziehen. Ein kompetenter Arzt in Holland führte insgesamt 6 Operationen durch. Die letzte war die schlimmste und ich hoffte, dass ich nie mehr kommen musste. Ich bin stolz darauf, die OP´s durchgezogen zu haben. An den Armen muss ich keine Kompressionen mehr tragen, die Beine sind weitestgehend schmerzfrei.
- Allerdings muss ich nach wie vor Kompressionen an den Beinen tragen, weil ich ein sekundäres Lymphödem habe. Das heißt, meine Beine laufen ohne Kompressionen voll Wasser und schmerzen dann wieder. Ich betrachte sie als meine Alltagshilfen und trage sie auch bei 40 Grad.
- Leider hat das Lipödem auch weitere Folgen. Aufgrund der Dauerbelastung auf den Knieen sind beide Kniegelenke kaputt. Eine OP vor 2 Jahren brachte leider nicht den gewünschten Erfolg. Nur mühselig kämpfte ich mich wieder zurück. Ich lasse mich aber nicht unterkriegen und gehe immer wieder an bzw. über die Belastungsgrenze mit Sport, im Urlaub mit Laufen, Aquafitness etc. dass ich mich nicht unterkriegen lasse, darauf bin ich stolz.
- Ich liiiebe Herausforderungen und bin stolz, wenn ich eine geschafft habe. Mit 18 habe ich meinen Führerschein gemacht (und zur Hälfte selbst bezahlt). Leider war kein Geld übrig für den Motorradführerschein. Also habe ich den in den letzten Monaten, in denen ich in München gelebt habe, angefangen. Ich durfte noch vor dem Wintereinbruch die Prüfung machen und habe sofort bestanden. Wenn nicht, dann hätte ich nach meinen Umzug nach Bonn neu anfangen müssen. So konnte ich meinen neuen „Lappen“ bereits mit nach Bonn nehmen.
- Nach zwei Jahren kaufte ich mir eine Kawasaki Zefir 750. Mein ganzer Stolz. Ich habe sie gefahren, bis ich mit meinen Lipödembeinen nicht mehr konnte.
- Der Göttergatte und das Tochterkind haben beide zusammen den Tauchschein gemacht. Ich habe mich immer für meine dicken Beine geschämt, zumal ich davon ausging, dass die Beine sowieso in keinen normalen Tauchanzug passen würden. Bis ich mit meiner Familie Weihnachten 2019 Urlaub in Indonesien machte. Das Tochterkind machte den zweiten Tauchschein und überredete mich, endlich auch meinen zu machen, damit ich mittauchen könne. Kurz überlegt: Am Silvestertag 2019 hielt ich meinen Tauchschein in Händen. Das war gar nicht so selbstverständlich, denn meine Lipödembeine wollten immer beim safety stop nach oben. Mein Tauchlehrer war ebenfalls stolz auf mich, dass ich es trotz der erschwerten Bedingungen geschafft hatte.
- In meinem Angestelltendasein habe ich ein Sabbatjahr beantragt. Leider fiel das genau in die Pandemie. Trotzdem habe ich es durchgezogen und viele Erfahrungen machen dürfen, die ich sonst nicht hätte machen können. So haben wir viele Ziele mit gaanz wenig Tourismus gesehen, so wie es wahrscheinlich nie mehr möglich sein wird. Z.B. Petra in Jordanien, Plitvicer Seen, Malediven etc.
- Ich bin stolz auf unser Tochterkind. Du hast unser Leben bereichert, uns herausgefordert, uns manchmal verzweifeln lassen, wir haben manche Ängste ausgestanden und sind sooo stolz und dankbar, dass es dich gibt. Auch, dass du mit deiner Meinung nie hinter dem Berg hältst, du noch auf der Suche nach deinem Weg bist, aber Stück für Stück findest. Dass wir regelmäßigen Kontakt haben, lässt mich hoffen, dass wir auch einen kleinen Anteil daran haben.
- Das Tochterkind hat mit viel Energie und Liebe eine Facharbeit in Kunst / Deutsch geschrieben bzw. gestaltet. Die Benotung war eine Frechheit und mit der Lehrerin bzw. auch der Schulleitung nicht zu sprechen bzw. beide ließen sich nicht einmal auf ein Gespräch ein.. Ich bin stolz darauf, dass ich gewagt habe, weitere Schritte einzuleiten, weil ich gesehen habe, wie das Tochterkind darunter gelitten hat.
- Als ich merkte, dass ein neuer Burnout um die Ecke kam, versuchte ich mich neu zu organisieren und wagte den Schritt ins Online-Business. Dafür wollte ich nur meine Homepage endlich aufsetzen und landete bei meiner Blog-Mentorin Judith Peters. Die Homepage habe ich seitdem aufgesetzt, meine Online-Präsenz startete.
- Mit dem Workshop für die Homepage rutschte ich in die Blogger-Bubble. Seit ca. 3 Jahren schreibe ich mehr oder weniger regelmäßige Artikel. Ich habe die Liebe zum bloggen entdeckt und bin jedes Mal, wenn ich einen neuen Artikel veröffentliche, stolz darauf.
- Stolz bin ich auch, dass es mittlerweile ziemlich viele Artikel sind!
- Habe ich an meinem ersten Artikel tagelang herumgefeilt und mich nicht getraut, den wirklich zu veröffentlichen, fällt es mir mittlerweile leicht, Artikel zu veröffentlichen.
- Meine Blogbuddy kenne ich seit dieser Zeit. Mit ihr treffe ich mich immer noch regelmäßig, um Business-Themen, etc. zu besprechen, aber auch, um einfach mal zu quatschen.
- Daraus ist die Idee eines Podcastes entstanden. Wir haben bereits einige Folgen aufgenommen, möchten aber noch etwas mehr in Vorlauf gehen, damit wir nicht ins „rödeln“ geraten. Soviel sei verraten: es wird im wahrsten Sinne des Wortes ein Podcast über märchenhaftes Coaching.
- Außerdem habe ich auf meinem Blog eine kleine Reihe kreiert mit mittlerweile 45 Kurzartikeln. Es ist die Kategorie #GedankenausdemWohnwagen. Immer, wenn wir mit dem Wohnwagen unterwegs sind (logisch, oder?) sprudeln meine Gedanken in alle möglichen Richtungen, die ich in diesen Kurzartikeln festhalte. Meistens haben sie irgendetwas mit meinem Thema „Stressmanagement“ zu tun
- Im Laufe meiner jungen online Business Karriere habe ich mich mit Human Design auseinandersetzt und bei Alisha Belluga eine Ausbildung, den Embodicode Coach gemacht. In der Mentorinnen Ausbildung stecke ich gerade.
- Überhaupt habe ich unheimlich viele Kontakte geknüpft und viele interessante Dinge, die ich lernen kann, entdeckt. Leider Gottes häufig zu viel. Aber ich bin stolz darauf, dass ich das, was mich wirklich interessiert, auch durchziehe.
- Mich nervt es, für alles und jeden Scheiß in Deutschland ein Zertifikat zu benötigen, obwohl ich manches schon (gefühlt) ewig so mache. Also musste ich meinen Mut zusammen nehmen und dazu stehen, dass mir die Zertifikate nicht wichtig sind, wohl aber der Inhalt dessen, was gelehrt wird. Und den kann ich!
- Seit diesem Schuljahr habe ich eine Blog-AG initiiert, in der ich mit Schüler:innen gemeinsam blogge, mein Wissen weitergebe und gespannt bin, was dabei herauskommt.
- Neben dem Bloggen habe ich bei Kathrin Hill einen 14-wöchigen Kurs belegt, um überhaupt die Grundkenntnisse für ein Online-Business zu erwerben. Innerhalb dieser Zeit ist ein Workshop, ein 8-wöchiger Kurs und noch viel mehr entstanden, worauf ich sehr stolz bin. Alles Weitere baut darauf auf.
- An meiner Positionierung feile ich immer wieder und bin stolz, dass das ein Prozess ist, der in Bewegung bleibt.
- Dabei kommt mir zu Gute, dass ich relativ schnell lesen und auch begreifen kann. Eine Fähigkeit, die ich schon während meiner Abizeit gut nutzen konnte.
- Ich setze mich sehr für feministische Belange ein. Das kommt sicher auch daher, dass mein Engagement gegen Missbrauch sehr groß ist. Endlich kommt generell mehr Bewegung in das Thema und wird ernst genommen.
- Auch sozial engagiere ich mich immer wieder sehr gerne. Zuletzt haben wir in meiner Schule Spenden gesammelt für ein Projekt in Kenia, das ich immer wieder sehr gerne unterstütze, da ich die Gründerin persönlich kenne und weiß, dass jeder Cent auch vor Ort ankommt.
- Überhaupt bin ich stolz darauf, dass meine beruflichen Wurzeln nach wie vor in der Sozialpädagogik sind und alles, was ich heute kann und anbiete, darauf aufgebaut ist. So kann ich auf einen reichen Erfahrungsschatz blicken und anbieten.
- Mein „Neinsagen“ habe ich mittlerweile gut ausgebaut. Das kommt meinem Wohlbefinden deutlich zugute und auch darauf bin ich stolz.
- Überhaupt: Meine Selbstfürsorge hat seit meinem Burnout deutlich zugenommen. So kann ich relativ schnell die Reißleine ziehen, wenn ich merke, dass mir manches zuviel wird.
- Diese Techniken gepaart mit meiner Sozialpädagoginnenerfahrung gebe ich sehr gerne in meinen Kursen weiter. Der nächste soll im Übrigen im Herbst starten.
- Ich bin in diesem Jahr 34 Jahre verheiratet, wir kennen uns aber bereits seit 40. Ich bin stolz darauf, dass wir die gemeinsame Zeit mit allen Höhen und Tiefen gut gemeistert haben, dass wir immer noch Lust haben, gemeinsame Reisen zu unternehmen, wir auch nach einem Vierteljahr im Wohnwagen noch miteinander sprechen, wir gemeinsam lachen, aber auch schweigen können. Danke für die Zeit – es macht mich unglaublich stolz, mit dir auch den Rest noch zu verbringen.
- Dass ich keine süßen Getränke trinke und auch keinen bzw. kaum Alkohol. Party mit mir ist trotzdem lustig.
- In meinem Online Business habe ich zweimal Kund:innen abgelehnt, da deren Vorstellung nicht mit meinen Werten übereinstimmte.
- Überhaupt stehe ich zu meinen Werten und habe es bisher geschafft, sie einzuhalten und zu vertreten, auch wenn es manchmal unbequem war.
- Seit unserem Umbau und Umwidmung von Räumen habe ich ein Schlafzimmer mit lilafarbenen Wänden. Da habe ich mich durchgesetzt und ich halte mich sehr gerne dort auf.
- Stolz bin ich noch auf viele kleine Dinge, wie z.B. dass ich meine Kochgewohnheiten seit der Umstellung auf die vegane Ernährung umgestellt habe und auch keine Kompromisse eingehe. Wenn ich ahne, dass es mal was nichts für mich gibt, dann bringe ich meist etwas mit, ohne groß zu sagen, dass es vegan ist. Meist ist das als erstes weg (z.B. einen speziellen Salat, Brownies…)
- Oder dass ich mir vieles merken kann, wenn ich etwas gelesen oder gehört habe, und sei es ein Zahlencode, eine Telefonnummer, die bei mir im Gehirn kleben geblieben ist.
- Oder dass ich in meiner Arbeit gut strukturiert bin. Im privaten Bereich leider nicht immer, aber da ist es auch nicht immer so nötig
- Dass ich mit Mitte zwanzig einen Erwachsenenschwimmkurs belegt habe, weil ich nie richtig schwimmen konnte
- Dass ich einen schnellen Zugang zu Menschen habe (wenn ich will).
- Aber auch umgedreht, dass ich das mittlerweile klar sage, wenn mir Menschen zu viel sind.
- Dass ich mittlerweile mehr laut als leise darüber nachdenke, wie es mit meinem Angestelltendasein weitergehen soll.
- Dass ich mir nicht mehr so einfach „die Butter vom Brot“ nehmen lasse, wenn ich es nicht will. Außer es bedeutet mir nichts. Dann kannst du sehr gerne meine Butter haben.
- Dass ich es geschafft habe, so viele Dinge zu finden, auf die ich stolz bin. Und ich merke, dieser Artikel kann ja immer noch weiter wachsen.