Adventskalender Tag 1 – Kindheitserinnerungen
Der erste Dezember, das erste Türchen ist offen. Ich habe lange überlegt, mit was ich starte und habe mich in meine Kindheit zurückversetzt, was mir damals und auch heute noch so wichtig war und ist in der Adventszeit. Und das möchte ich heute mit euch teilen.
Wenn ich an Advent denke, dann gehört für mich auf jeden Fall Plätzchenduft dazu. Meine Mutter hatte immer schon mindestens einen Teig vorbereitet, so dass wir – mein Bruder und ich – gemeinsam Zeit hatten, Plätzchen auszustechen oder aber uns in wilden neuen Backkreationen verstiegen.
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Ebenso gehört für mich dazu, dass meine Mutter den Adventskranz selbst gebunden hat und wir am ersten Advent in der warmen Stube saßen und in das Licht der Kerzen starrten. Das mache ich heute auch noch.
Meist war dann auch Zeit, uns eine Adventsgeschichte vorzulesen und vielleicht noch ein gemeinsames Lied zu singen. Ich habe wohl sehr zum Leidwesen meiner Familie mit Blockflöte angefangen, die Weihnachtslieder zu spielen. Später, als die Konzertgitarre hinzu kam, war das für alle erträglicher.
Außerdem haben wir immer einen selbst gebastelten und dekorierten Adventskalender bekommen, keinen, in dem nur Schokolade drin war, sondern auch so manche andere Kleinigkeit, die mir heute zeigt, wie gut unsere Mutter uns kannte.
In der Adventszeit haben wir auch unsere Wunschzettel an das Christkind geschrieben (obwohl wir da schon nicht mehr daran glaubten). Wobei: geschrieben ist zu viel gesagt. Aus den Katalogen der damals großen Versandhäusern haben wir Bilder herausgeschnitten, aufgeklebt und ein wenig dazu geschrieben (inklusive Preis!). Mich wundert es heute noch, dass diese Wunschzettel sich öffnen ließen bei dem Verbrauch an Kleber…
Und ja, in meiner Kindheit gab es in der Adventszeit noch Schnee und auch heute liebe ich es am besten bei Sonnenschein und trockener Kälte im Schnee spazieren zu gehen. Schade, dass in unserer Wahlheimat im Rheinland Schnee nur spärlich vorkommt oder häufig in der Matscheversion.
Was haben wir noch gemacht? Am Nikolaustag Stiefel vor die Türe gestellt, uns erst vor dem Krampus gefürchtet, aber dann über die Mandarinen und Nüsse (und noch eine Kleinigkeit) riesig gefreut.
Wenn wir es schafften, dann sind wir mit meiner Familie auf einen der Christkindlmärkte gegangen, im besten Falle auf den großen nach Nürnberg und haben der Botschaft des Nürnberger Christkindls gelauscht.
Wir haben Geschenke und Sterne für unsere Familien gebastelt – manchmal mit mehr oder weniger großen Erfolg. In der Grundschule haben wir Aktionen für ältere und einsame Menschen gemacht, also einen kleinen geschmückten Tannenbaum vorbei gebracht, wir haben Meisenknödel selber gebastelt und am Morgen die kleinen Spuren im Schnee beobachtet, überlegt, was es am Heiligabend zu Essen gibt (und sind doch immer wieder bei der Zwiebelsuppe hängen geblieben), haben später den Baum, den mein Vater mit meinem Opa besorgt hat, mit geschmückt und uns über das Lametta aus Uralt Zeiten gewundert und über die Kugeln, die meine Mutter damals nicht so gerne wollte.
Was mir aber aus dieser Zeit am meisten noch in Erinnerung ist, sind zwei Gedichte, die für mich so bezeichnend für die Adventszeit waren und sind. Heute noch kann ich sie größtenteils auswendig. Und eines davon möchte ich als heutige Inspiration noch anhängen. Vielleicht weckt es ja beim einen oder anderen Erinnerungen oder ruft ein Schmunzeln hervor. Und genau das soll das heutige Türchen auch bewirken: Kurz innehalten, sich erinnern, schmunzeln und dankbar sein für diese Zeit.
Hier ist sie also: “Die Weihnachtsmaus” von James Krüss
Die Weihnachtsmaus ist sonderbar,
sogar für die Gelehrten,
Denn einmal nur im ganzen Jahr
Entdeckt man ihre Fährten
Mit Fallen oder Rattengift
Kann man die Maus nicht fangen,
Sie ist , was diesen Punkt betrifft,
Noch nie ins Garn gegangen.
Das ganze Jahr macht diese Maus
Den Menschen keine Plage,
Doch plötzlich aus dem Loch heraus
Kriecht sie am Weihnachtstage
Zum Beispiel war vom Festgebäck,
Das Mutter gut verborgen,
Mit einem Mal das Beste weg
Am ersten Weihnachtsmorgen.
Da sagte jeder rundheraus:
Ich habe nichts genommen,
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
Die über Nacht gekommen.
Ein andres Mal verschwand sogar
Das Marzipan vom Peter,
Was seltsam und erstaunlich war,
Denn niemand fand es später.
Der Christian rief rundheraus:
Ich hab es nicht genommen,
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
Die über Nacht gekommen.
Ein drittes Mal verschwand vom Baum
An dem die Kugeln hingen,
Ein Weihnachtsmann aus Eierschaum,
Nebst andren leckren Dingen.
Die Nelly sagte rundheraus:
Ich habe nichts genommen,
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
Die über Nacht gekommen.
Und Ernst und Hans und der Papa,
Die riefen: Welche Plage!
Die böse Maus ist wieder da,
Und just am Feiertage!
Nur Mutter sprach kein Klagewort,
Sie sagte unumwunden:
Sind erst die Süßigkeiten fort,
Ist auch die Maus verschwunden.
Und wirklich wahr: Die Maus blieb weg
Sobald der Baum geleert war,
Sobald das letzte Festgebäck
Gegessen und verzehrt war.
Sagt jemand nun, bei Ihm zu Haus –
Bei Fränzchen oder Lieschen –
Da gäb’ es keine Weihnachtsmaus
Dann zweifle ich ein bisschen!
Doch sag’ ich nichts, was jemand kränkt!
Das könnte Euch so passen!
Was man von Weihnachtsmäusen denkt,
Bleibt jedem überlassen!
Ein Kommentar
Markus Wauben
Mein absolutes Lieblingsweihnachtsgedicht!