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Resilienz – wie geht das?

Neulich war ich bei einer online Gesprächsrunde zum Thema Traumapädagogik. Der aktuelle Zusammenhang ist natürlich der Ukraine-Krieg und die Frage, wie wir mit den Menschen, vor allem den Kindern und Jugendliche, kommunizieren können, auf wertschätzende Art und Weise.

Ein wesentlicher Aspekt, den ich aus dem Gespräch zwischen verschiedenen Fachleuten mitgenommen habe: Es geht darum, Resilienz aufzubauen.


Resilienz?

Bild: Nadja Donauer auf Pixabay

Wenn Du nicht weißt, worüber ich hier eigentlich rede oder Du Dir denkst: “Häh? Resilienz? Was soll das sein?”, dann empfehle ich Dir einen meiner Artikel: In der Buchbesprechung “Resilienz” von Matthew Johnstone habe ich beschrieben, was hinter dem Begriff steckt.

Soviel in Kürze: Resilienz entwickelt sich in der Regel aus Krisen. Wir lernen, wie wir damit fertig werden, ohne daran zu zerbrechen. Dadurch bauen wir eine gewisse Fähigkeit auf. Das wiederum schenkt uns die Gewissheit, dass nichts von dem, was wir bereits durchgekämpft haben, umsonst war. Im Gegenteil, ohne diese Herausforderungen wäre unser Maß an Resilienz sicher nicht so hoch, wie es jetzt ist.

Ich persönlich finde dieses Konzept der Resilienz sehr aufbauend, kann ich doch darauf vertrauen, dass ich zukünftige Herausforderungen auch meistern werde.


Was brauche ich, um Resilienz aufzubauen?

In diesem Artikel möchte ich einen ganz speziellen Aspekt, der zum Aufbau von Resilienz beiträgt, herauspicken:

Freude, Spaß und eigene Stärken.

Zugegeben, es sind drei Aspekte, aber sie sind miteinander verwoben und eignen sich bestens, um Resilienz aufzubauen. Es gibt noch mehr Aspekte, die würden diesen Artikel jedoch sprengen.


Was passiert in herausfordernden Situationen?

Zum besseren Verständnis: Was passiert, wenn wir im Stress, im Konflikt oder in der Angst sind? Unser Körper schüttet unter anderem das Stresshormon Adrenalin aus, um sich für zwei mögliche Handlungen bereit zu machen: zu fliehen oder zu kämpfen. Diese Reaktion ist tief in unserem “Steinzeithirn” verankert, als es noch nötig war, vor dem viel zitierten Säbelzahntiger zu fliehen oder ihn zu bekämpfen. Anstelle des Säbelzahntigers stehen nun Krisen, Herausforderungen, Angst. Das heißt, der klassischen Kampf oder die klassische Flucht funktioniert so nicht mehr. Aber wohin mit den ganzen Stresshormonen, mit denen unser Körper überflutet ist. Durch die Bewegung mithilfe von Flucht oder Kampf konnten wir früher Adrenalin abbauen. Das fehlt heutzutage weitestgehend. Bitte nicht verkehrt verstehen: Ich fordere hier niemanden auf, zu kämpfen. Aber was ich möchte ist anregen, wie Du dem begegnen kannst. Und zwar in einer angemessenen und gesunden Art und Weise.


Was kann ich tun?

Meiner Meinung nach solltest Du für eine gesunde Bewältigung schon viel früher ansetzen, bevor es überhaupt zur Adrenalinausschüttung aufgrund einer Stresssituation kommt: Begib Dich auf Schatzsuche, statt auf Fehlersuche. Was meine ich damit?

Denke doch mal nach: Wo sind Deine Stärken? Was kannst Du gut? Und was macht Dir Freude? Ich bin sicher, Du findest mehr als nur eine Sache. Nein? Dann frag doch mal Menschen, die Dich gut kennen, was sie an Dir schätzen, wo sie Deine Stärken sehen. Oder lass Dir von einer kompetenten Person helfen. Wenn Du schließlich Deine eigenen “Schätze” gefunden hast, dann mach mehr davon. Mach von dem Guten einfach mehr, egal, wie viel. Du weißt ja, 1 ist immer größer als 0. Frei nach dem Motto: Serotonin gegen Adrenalin. Je mehr, umso besser. Denn: viel Freude trägt auch viel Belastung. Glaub mir, ich habe das selbst erfahren. Als ich tief im Burnout steckte, hatte ich das Gefühl, nie mehr Freude empfinden zu können.


Was hat mir persönlich geholfen?

Bild: Motoki Tonnen auf Unsplash
  • Regelmäßige Bewegung, denn da wird nach einer bestimmten Zeit (ca. 30 Minuten) Serotonin ausgeschüttet. Mit Serotonin im Blut fühlen wir uns einfach nur gut!
  • Mich um meine Ernährung und die Versorgung mit allen nötigen Nährstoffen kümmern, denn gesunde Ernährung stärkt uns. Ungesundes Essen wie Fast Food gibt unserem Körper nur Müll und so fühlen wir uns schließlich auch.
  • Ausreichend schlafen und im Vorfeld schon einiges dafür tun. Schläfst Du nicht gut oder nur ganz wenig, dann verlierst Du Deine Konzentration, bist schlecht gelaunt, fühlst Dich nicht gut. Erkrankungen, ein schlechtes Immunsystem sind nur zwei mögliche Folgen davon. Viele greifen dann zu Koffein am Morgen oder zum Wein am Abend. Bei mir gab es nur noch doppelten Espresso und davon bis zu 10 am Tag. Kein Wunder, dass ich nicht schlafen konnte.
  • Atemtechniken erlernen. Was kann da nicht alles Wunderbares passieren. Du versorgst Dich und jede Zelle mit genügend Sauerstoff, wenn Du lernst, richtig und tief zu atmen. Wir haben mehr Energie, sind fitter, haben einen klareren Kopf. Versprochen! Probiere es doch einfach mal aus.
  • Schlechte Nachrichten nicht ständig konsumieren. Setze Dir eine Zeit, zu der Du Dich einmal täglich informierst und lass Dich nicht ständig von den News aus den sozialen Medien überschwemmen. Unser Kopf kann überhaupt nicht mehr abschalten. Gerade in der aktuellen Situation solltest Du Dein Gehirn schützen und positive Nachrichten dagegen setzen.
  • Umgib Dich mit Menschen, die Dir guttun und die einen positiven Einfluss haben. Nervensysteme sind ansteckend, sowohl positiv gepolte, wie auch negative. Positiv gestimmte Menschen werden Dich auch unterstützen, egal in welcher Situation Du Dich gerade befindest.
  • Und vor allem: Lass Dich nicht von Deinen Ängsten leiten. Angst ist manchmal sicherlich gut, weil es uns vor gefährlichen Situationen warnen kann (Säbelzahntiger). Sie verhindert aber auch häufig, dass wir Neues ausprobieren, denn das wäre ein Schritt heraus aus der unserem Gehirn bekannten Komfortzone. Warum sollte es uns da nicht warnen? Bezeichnend ist: Das Wort Angst kommt aus dem Lateinischen von “angust” und bedeutet soviel wie Enge. Passt irgendwie, oder? Überlege daher genau: Was will mir meine Angst gerade mitteilen? Was kann ich tun? Und nimm Dir Zeit.
  • Vergiss nicht, zu lachen. Das kann die Ausschüttung von Stresshormonen verringern und Stressreaktionen verlangsamen. Dadurch verschaffst Du Dir auch Zeit und eine andere Perspektive, um über eine mögliche Lösung nachzudenken. Das optimale Gegenmittel gegen Stress / Belastung.
  • Mache jeden Tag kleine “Minipausen“, während der Du an etwas komplett anderes denken kannst. Sei es ein kurzer Spaziergang -damit verbindest Du Bewegung und Atmen. Oder ein gutes Buch lesen, Musik hören, kurz mal nichts tun. Was immer Dir guttut.
  • Es gibt sicher noch mehr Dinge, die Du tun kannst. Du kannst die Liste gerne ergänzen.

Fazit

Resilienz bedeutet, an Krisen zu wachsen und neue gut überstehen zu können. Um Resilienz aufzubauen bzw. auszuweiten ist es wichtig, Deine Schätze zu finden und zu bergen. Mach mehr vom Guten, sei und bleibe mutig, verändere Deine Perspektive, indem Du auch immer wieder etwas Neues machst. Siehe Krisen als Chance, Deine Resilienz zu vergrößern.


So, jetzt ist dieser Artikel doch länger geworden, als ich dachte. Dabei wollte ich das Thema nur anreißen.

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