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Was ist der Elefant im Raum?
Kennst du das Gefühl, dass in einem Gespräch oder einer Situation etwas unausgesprochen im Raum steht? Etwas so Großes und Offensichtliches, dass es fast lächerlich erscheint, dass niemand darüber spricht? Genau das ist der sogenannte „Elefant im Raum“ – eine Metapher für offensichtliche Probleme, die aus verschiedenen Gründen ignoriert werden.
Woher kommt der Ausdruck?
Ursprünglich stammt die Metapher des Elefanten im Raum aus Russland. Im 19. Jahrhundert geht die Metapher auf Dostojewskis Werk „Dämonen“ zurück, der wiederum auf eine Kurzgeschichte von Iwan Krylow verweist. Er beschreibt einen Besucher im Museum, der sich so sehr auf kleinere Ausstellungsstücke konzentriert, dass er den präparierten Elefanten im Ausstellungsraum komplett übersieht.
Der Begriff hielt in den 80ern Einzug in den englischsprachigen Raum und ist später nach Deutschland gewandert. Er beschreibt ein Problem, das offensichtlich ist, aber bewusst ignoriert oder totgeschwiegen wird. Dieses Schweigen kann verschiedene Ursachen haben:
Warum ignorieren wir den Elefanten?
Es gibt viele Gründe, warum Menschen sich scheuen, ein unangenehmes Thema anzusprechen. Einige der häufigsten sind:
- Angst vor Konsequenzen – Manchmal fürchten wir, dass eine offene Konfrontation zu Streit, Ablehnung oder negativen Konsequenzen führt.
- Soziale Normen und Höflichkeit – In vielen Situationen vermeiden wir es, heikle Themen anzusprechen, um niemanden in Verlegenheit zu bringen.
- Unwissenheit oder Unsicherheit – Manchmal wissen wir einfach nicht, wie wir ein schwieriges Thema ansprechen sollen, und lassen es daher lieber ganz bleiben.
- Verdrängung – Manchmal ist es einfacher, so zu tun, als gäbe es das Problem nicht, anstatt sich ihm zu stellen.
- Scham – Manchmal ist es einfach schambehaftet als Erstes das Thema, das im Raum steht, anzusprechen. Könnte ja sein, dass die anderen dann mit den Fingern auf uns zeigen oder uns als Nestbeschmutzer beschimpfen.
- Hoffnung, dass sich das Problem von alleine löst. Das tut es in den allerwenigsten Fällen. Im Gegenteil: meist wird es noch größer, wenn man wartet und es nicht anspricht
Warum ist es wichtig, den Elefanten im Raum anzusprechen?
Wie bereits gesagt: Ein ignoriertes Problem verschwindet nicht einfach – es wächst. Je länger wir es meiden, desto größer wird die Belastung. Hier sind einige Gründe, warum es sich dennoch lohnt, mutig zu sein:
- Es bringt Klarheit und Erleichterung – Offene Kommunikation kann Spannungen lösen und Missverständnisse aus dem Weg räumen.
- Es verhindert größere Konflikte – Frühzeitiges Ansprechen kann verhindern, dass aus kleinen Problemen große Krisen werden.
- Es stärkt Beziehungen – Ehrlichkeit und Transparenz fördern Vertrauen, sei es im privaten oder beruflichen Umfeld.
- Es fördert den Zusammenhalt in Teams, wenn gemeinsam ein Konflikt gemeistert wurde.
Wie kann man den Elefanten im Raum ansprechen?
Zugegebenermaßen: Es erfordert Mut, ein unangenehmes Thema auf den Tisch zu bringen. Alle anderen sehen es ja auch und sprechen es nicht an. Warum also ausgerechnet du? Und wie solltest du es angehen? Hier einige Tipps, wie es dir gelingen kann:
- Den richtigen Moment wählen – Eine ruhige Atmosphäre ist besser als eine stressige oder hektische Situation.
- Direktes Ansprechen: Manchmal winden sich Konfliktparteien um eine Thematik herum und es dauert, bis sie zum Punkt kommen, wenn es denn überhaupt so weit kommt. Viel besser ist es, den Elefanten im Raum direkt und offen anzusprechen. Das ist der erste Schritt. Das klärt das Thema: Um was geht es hier eigentlich? Nur so wird Raum geschaffen für weitere Diskussionen. Dabei ist eine respektvolle Art selbstverständlich. Du willst ja schließlich das Problem lösen und niemanden verärgern oder verletzen.
- Aktives Zuhören: Höre dem anderen genau zu, nimm dir Zeit dafür und zeige Verständnis, auch für eine möglicherweise komplett andere Position als die deinige. Nur so können die unterschiedlichen Perspektiven, die Gefühle, die dahinter stehen sowie die Wünsche ausgetauscht werden.
- Kommunikationsregeln: Für den Austausch ist es wichtig, Kommunikationsregeln festzulegen, z.B. Redeliste, Respektieren der Meinung anderer ohne zu unterbrechen, der gemeinsame Wunsch, am Thema konstruktiv zu arbeiten, wie werden Vereinbarungen getroffen, Anwendung von verschiedenen Konfliktlösungsstrategien wie z.B. gewaltfreie Kommunikation, wer übernimmt eine neutrale Moderatorenrolle etc.
- Ich-Botschaften nutzen – Statt Vorwürfe zu machen („Du machst immer…“) lieber von eigenen Gefühlen sprechen („Mir fällt auf, dass…“).
- Lösungsorientiert bleiben – Das Ziel sollte sein, eine Lösung zu finden, nicht Schuld zuzuweisen.
- Geduld haben – Manche Themen brauchen Zeit. Nicht jeder ist sofort bereit, darüber zu sprechen.
- Gemeinsames Überlegen, ob es noch mehr Elefanten gibt und ob bzw. wann diese angesprochen werden sollten.
Fazit
Der Elefant im Raum mag unangenehm sein, doch ihn zu ignorieren, löst keine Probleme – im Gegenteil, es verstärkt sie oft nur. Wer mutig ist und schwierige Themen anspricht, kann nicht nur Missverständnisse klären, sondern auch Beziehungen vertiefen und echte Veränderungen bewirken.
Also: Welcher Elefant steht gerade in deinem Raum, und wann wirst du ihn ansprechen?
Dieser Artikel ist im Rahmen der Blogdekade im Februar 1025 entstanden. Das ist Artikel Nummer 9.
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2 Kommentare
Stefanie Armbruster
Hi Anette,
toll, dass ich jetzt auch endlich weiß, was es mit diesem Elefanten auf sich hat.
Das kommt gerade in so einer Werbung vor und ich habe es tatsächlich nicht verstanden.
Danke für die Aufklärung
Liebe Grüße
Steffi
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