Multitasking vs. Singletasking
Kennst du das von dir? Du hast das Gefühl, die Zeit rennt nur so davon, du hast aber noch eine endlose To-do-Liste vor dir. Manchmal kommen eher noch Dinge dazu, als dass sie weniger werden. Kommst du dann auch auf die Idee, zwei oder mehrere Dinge gleichzeitig zu machen? Also zum Beispiel ein Telefonat und zeitgleich ein Formular auf dem Laptop ausfüllen, während eine Kollegin dir noch etwas zuruft, was du auf gar keinen Fall vergessen darfst? Ertappt?
Hast du mal darüber nachgedacht, ob dieses Multitasking deinen Alltag wirklich leichter macht oder ob es dich sogar noch mehr stresst? Bist du zudem noch eine Frau? Dann wird dir von der Gesellschaft ja sowieso zugeschrieben, dass du das kannst bzw. können musst.
Was ist Multitasking?
Wenn ich das Wort und seine Bedeutung im Duden nachschaue, bekomme ich zwei Definitionen:
- gleichzeitiges Abarbeiten mehrerer Tasks in einem Computer
- gleichzeitiges Verrichten mehrerer Tätigkeiten
Aha! Der Computer wird zuerst genannt. Ist doch interessant, oder?
Wikipedia (Psychologie) zeigt mir folgende detailliertere Definition: „Unter Multitasking oder Mehrfachaufgabenperformanz (seltener menschliches Multitasking) versteht man die Ausführung zweier oder mehrerer Aufgaben zur selben Zeit oder abwechselnd in kurzen Zeitabschnitten. Die Aufgaben sind voneinander unabhängig, das Ziel einer Aufgabe ist also nicht von den Resultaten der anderen Aufgabe abhängig.“
Das entspricht wohl eher dem, was man im Alltagsgebrauch unter Multitasking versteht.
Begriff geklärt. Und nun? Fühlst du dich schon besser?
Können Frauen besser „multitasken“ als Männer?
Meistens wird Frauen eher zugeschrieben, Multitasking betreiben zu können. Aber stimmt das wirklich? Steckt dahinter nicht das Bild einer Frau, die am Computer sitzt, eine Anfrage bearbeitet, während sie im Homeoffice ihr Baby auf dem Schoß hat und füttert und zeitgleich dem größeren Kind noch eine Antwort auf dessen Frage gibt? Also Superwoman sozusagen.
Studien, in denen beide Geschlechter Multitasking Aufgaben erfüllen sollten, haben jedoch ergeben, dass beide ähnliche Ergebnisse erzielen. Das Geschlecht hat also darauf keinen Einfluss, ebenso wenig wie auch das Alter. Wenn schon Multitasking, dann können das beide Geschlechter gleich gut bzw. gleich schlecht.
Ist Multitasking ein Ammenmärchen?
Nun, betrachten wir noch einmal das Wort als solches. Task ist ja die Aufgabe, Multi bedeutet verschiedene bzw. mehrere. Das heißt, ich erledige mehrere Aufgaben gleichzeitig, egal, ob sie komplex sind, oder nicht, richtig? In der Regel sind „Tasks“ Aufgaben, die meine ganze Konzentration benötigen. Kann ich dann zwei oder mehrere nebeneinander machen?
Laut Definition im Duden, der, wie bereits erwähnt, den Computer als Erstes nennt, kann ein PC das sehr wohl. Dein Gehirn jedoch kann sich nicht auf zwei komplexe Aufgaben gleichzeitig konzentrieren. Vielmehr switcht es immer wieder zwischen den einzelnen hin und her. Also eher kein Multitasking, sondern ein „Multiswitching“. Während ein Computer mehrere Aufgaben in derselben Zeit effektiv bearbeiten kann, musst du deine Konzentration durch das Hin und Her ständig neu fokussieren. Das setzt dich zum einen unter Druck, zum anderen machst du häufiger Fehler, weil die Konzentration allmählich schwächer wird oder dein Fokus gerade auf dem einen, anstatt auf der andern Sache liegt. Denk doch mal daran, du hast bestimmt schon mal eine WhatsApp geschrieben, während dich jemand etwas gefragt hat und auf Antwort wartete. Konntest du beides gleichzeitig erledigen?
Du siehst, wenn wir von Multitasking sprechen, meinen wir eigentlich Multiswitching. Echtes Multitasking kann nur der Computer, nicht aber ein echter Mensch.
Aber was ist mit Autofahren?
Ja, ich höre dich schon sagen: „Aber beim Autofahren kann ich mich doch auch gleichzeitig unterhalten“. Das stimmt. Denn du hast beim Autofahren bereits Routine entwickelt und die einzelnen Vorgänge automatisiert. Sie sind somit nicht mehr komplex und neu. Deswegen kannst du dich unterhalten, oder ein Lied anhören und mitsingen. Bei intensiveren Telefonaten ist das schon wieder schwierig und du solltest an den Rand fahren, wenn du das machen musst. Du kennst das doch auch: Du stehst an einer grünen Ampel und das vordere Auto fährt nicht los. Warum? Weil der / die Fahrer:in womöglich gerade eine Textnachricht schreibt, eine Sprachnachricht hört, ein intensives Telefonat führt oder gerade einen anderen Sender einstellt, also abgelenkt ist und nicht merkt, dass die Ampel auf Grün umgeschaltet hat.
Nachteile des Multitaskings
Du siehst, Multitasking ist eine Illusion. Wenn du dich trotzdem daran versuchst und quasi zum Multiswitcher wirst, dann kann folgendes passieren:
- Du machst mehr Fehler, weil du dich beim Hin und Her switchen immer wieder neu konzentrieren musst und schneller ermüdest.
- Deswegen bringt dir Multitasking 0,0 Zeitersparnis ein. Im Gegenteil, du musst, um Dinge vernünftig erledigen zu können, mehr Zeit aufwenden.
- Dadurch gerätst du mehr in Stress, die psychische Belastung steigt, du bist irgendwann schlichtweg überfordert.
- Durch den Stress werden zudem vermehrt Stresshormone ausgeschüttet, die der Körper wieder abbauen muss. Sonst hindern sie uns daran, am Abend z.B. gut einschlafen zu können.
- Das Unfallrisiko bei Dingen, die höhere Konzentration benötigen, ist erhöht. Also z.B. Autofahren und zeitgleich etwas lernen wollen.
- Informationen, die du nebenher aufnimmst, können schlechter verarbeitet und gemerkt werden. Typisches Beispiel: Lernen und Fernsehen
Fazit
Ich plädiere für Singletasking bzw. Monotasking. Du kannst Aufgaben deutlich fokussierter und damit schneller abarbeiten, vermeidest Fehler, bist besser konzentriert und vermeidest zudem Druck und Stress. Damit beugst du wiederum einem Burnout vor und tust etwas für ein positives Stressmanagement. Daher: Die Vorteile von Singletasking liegen klar auf der Hand.
Wenn also jemand dir gegenüber damit prahlt, ein guter Multitasker zu sein, dann kannst du das besser einordnen und musst dich nicht unter Druck setzen lassen. Bleibe beim Singletasking. So kommst du gut und gesund durch den Alltag, auch im privaten Bereich.
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Dieser Artikel ist im Rahmen der Blogdekade im Februar 2023 entstanden. Ziel ist es, in 10 Tagen 10 Blogartikel zu schreiben. Dies ist Artikel 5, also Halbzeit.