Weltglückstag 2024 – Gibt es ein Rezept für Glück?
Heute ist ein besonderer Tag: Es ist der Weltglückstag oder International Happy Day. Wie? Schon wieder so ein kurioser Feiertag? Und was hat der mit mir zu tun? Glück hat etwas mit Lebenszufriedenheit zu tun, mit Leben entspannt genießen und da kommt mein Thema, mit dem ich mich immer wieder beschäftige durch. An diesem heutigen Tag frage ich mich natürlich, ob es ein Rezept für Glück gibt und wenn ja, wie können wir das umsetzen? Aber langsam, wir fangen von vorne an:
Ursprung des Weltglückstages
Es gibt ihn noch gar nicht so lange. Um genau zu sein: erst seit 2013 wird dieser Tag begangen. Am 28.6.2012 wurde er von der UN-Hauptversammlung beschlossen. Moment mal: von der UN-Hauptversammlung? Ich dachte immer, die Vereinten Nationen machen “irgendetwas Politisches” für alle Länder dieser Welt, aber was hat ein Weltglückstag damit zu tun? Wenn ich weiter recherchiere, dann finde ich das:
“Mit dem Internationalen Tag des Glücks will die UN Anerkennung gegenüber Staaten zum Ausdruck bringen, die Wohlstand auf eine Art und Weise messen, die über den materiellen Wohlstand hinausgeht.”.
Wikipedia
Dort kann ich auch lesen, dass eigentlich Bhutan zumindest mitverantwortlich war für die Einführung dieses Tages. Was hat jetzt Bhutan damit zu tun?
Bhutan als Auslöser für den Weltglückstag
Bhutan sieht einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Glück und dem Wohlbefinden des Volkes. Überhaupt: In Bhutan ist das Glück der eigenen Bevölkerung enorm wichtig, denn das wiederum zeigt, dass die Politik zum Wohle des Volkes erfolgreich ist. Bis heute gilt der aus dem 17. Jahrhunderts stammende Satz aus deren Rechtskodexes:“If the government cannot create happiness for its people, then there is no purpose for government to exist.” Diesen Satz nimmt Bhutan so ernst, dass das Land den Begriff des Bruttonationalglücks definierte und auch prägte. Schon wieder so ein Begriff. Ich kenne nur Bruttoinlandsprodukt und das wiederum definiert sich über die unterschiedlichen Geldströme (vereinfacht gesagt). Das Bruttonationalglück aber ist der Versuch Bhutans Lebensstandards aus zwei verschiedenen Richtungen zu definieren: der humanistischen und psychologischen. Nur wenn materielle, spirituelle (Bhutan ist buddhistisch geprägt) sowie kulturelle Belange sich zusammen tun, sich bestärken und ergänzen, nur dann kann die Entwicklung in der Gesellschaft zum Wohle aller eine ausgewogene und nachhaltige Richtung nehmen. Und damit auch zum Glück der einzelnen Menschen in Bhutan beitragen bzw. verantwortlich sein. Entsprechende Maßnahmen müssen durch die Politik in die Wege geleitet werden.
Vier Säulen, um Glück zu messen
Bhutan hat für die Bestimmung und Messbarkeit eigens dafür vier Säulen entwickelt:
- Nachhaltige und gerechte wirtschaftliche Entwicklung, z. B. durch Bildung, Resilienzförderung, Gemeinschaft und freiem Zugang zum Gesundheitswesen,
- Schutz der Umwelt als Lebensgrundlage, Nachhaltigkeit in der Ökologie, Erfeuen an der Schönheit der Natur
- Erhaltung und Förderung der Kultur. Dazu zählt auch die (buddhistische) Religion
- Gute Regierungsführung, politische Partizipation, Gleichheit vor dem Gesetz
Mehr Einzelheiten zum Bruttonationalglück (BNG), oder auch GNH (Gross National Happiness) findest du hier.
Durch das BNG sollen die Bedingungen der Menschen in Bhutan verbessert werden, die weniger glücklich erscheinen. Bhutan nimmt das so ernst, dass es bis 2022 sogar eine eigens dafür eingerichtete Kommission gab, die regelmäßige umfangreiche Befragungen durchführte, diese analysierte und als Schlussfolgerung politische Prozesse initiierte, um das Glück der Bevölkerung voranzutreiben. Das hört sich doch zunächst mal, na sagen wir mal, verrückt bzw. weit weg von unserer westlichen Einstellung und der Wichtigkeit von Geld beim Bestimmen von Glück an, oder?
World Happiness Report
Dem Weltglückstag folgte unmittelbar auch der World Happiness Report. Darin wird untersucht, wie es um die Lebenszufriedenheit und das Glück in den jeweiligen Ländern steht. Diese Reports erscheinen jährlich und können jederzeit unter der Homepage des World Happiness Reports eingesehen werden. Wen wundert es, dass genau heute der neueste Bericht erscheint?
Wenn ich mir den Verlauf dieses Reports ansehe, dann fällt mir auf, dass alle vier skandinavischen Länder regelmäßig einen der ersten Plätze besetzen. Finnland sogar an erster Stelle innerhalb der letzten sechs Jahre (Deutschland im Übrigen zuletzt auf Rang 16). Suche ich allerdings Bhutan, dann finde ich es in fast allen Berichten auf dem Platz 95 +. Wie passt das zusammen? Bhutan ist doch mitverantwortlich für den BNG, den Weltglückstag und, infolgedessen, dem World Happiness Report. Es wird sogar als “Königreich des Glücks” bezeichnet. Warum liegt es so weit abgeschlagen hinten?
Gibt es unterschiedliche “Glücksmessmethoden”?
Eine mögliche Erklärung ist, dass der World Happiness Report (WHR) und die BNG-Umfragen in Bhutan unterschiedliche Kriterien und Methoden zur Bewertung von Glück anwenden:
- der WHR verwendet Kriterien wie z.B. Einkommen, Freiheit, (gesunde) Lebenserwartung, Vertrauen, die alle das Wohlbefinden der Bevölkerung fördern / steigern. Die skandinavischen Länder dominieren im Rahmen des Bruttoinlandsproduktes die Liste, Bhutan liegt dabei jedoch relativ weit hinten.
- In Bhutan dagegen dominieren Religion und Spiritualität das Leben und damit auch die jeweilige Regierungsführung. Deswegen wurde ja auch der BNG und die dazugehörigen Umfragen eingeführt. Daher sind andere Kriterien wichtiger und nicht vergleichbar mit dem WHR.
- In einem früheren Bericht (2016) wurde unter anderem festgehalten, dass die “Ungleichheit des Wohlbefindens ein breiteres Maß für die Ungleichheit darstellt. Sie stellen fest, dass Menschen glücklicher sind, wenn sie in Gesellschaften leben, in denen es weniger Ungleichheit im Glück gibt.” Den Bericht von 2016 findest du hier. Bhutan belegte dabei in diesem Kriterium zum Beispiel Platz 1. Anscheinend ist der Unterschied zwischen den glücklichen und unglücklichen Menschen in Bhutan nicht so groß wie in anderen Ländern.
Gibt es ein Rezept für Unglück?
Sieht man sich die Länder auf den letzten Plätzen an, sind dort Korruption, (Bürger-) Kriege und mangelndes Vertrauen in die Politik deutlich vertreten. So liegt die Ukraine im letzten Report auf Platz 92, Afghanistan auf dem letzten (Platz 137).
Aber auch schwerwiegende oder / und langanhaltende Krisen können sowohl zu einem Rückgang des Glücksindex als auch zu einer Beibehaltung des aktuellen Standards führen. Die große Krise der Pandemie hat zum Beispiel auch gezeigt, dass die Menschen hilfsbereiter wurden und enger zusammengerückt sind. Es wurde mehr gespendet oder sich ehrenamtlich engagiert.
Die Finnen z.B. sind seit 6 Jahren auf Platz eins mit ihrem Glücksempfinden. Und das trotz der schlechten Sicherheitslage in Europa aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und des in 2023 noch nicht abgeschlossenen Nato-Beitritts.
Mögliche Komponenten für den Glücksindex
Offensichtlich gibt es Komponenten, die den Glücksindex beeinflussen – sowohl im positiven als auch negativem Sinne. Bemerkenswert erscheint mir, dass die Ukraine in der Zeit der Annexion der Krim auf Platz 114 lag, heute auf Platz 90. Es wird vermutet, dass das unter anderem damit zusammenhängt, dass die Bevölkerung ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt hat und der Führung des Präsidenten Selenskyjs vertraut. Auffällig ist, dass die Länder auf den ersten Rängen allesamt in Europa liegen (zumeist im Norden). Nicht zuletzt ist zum Beispiel das Gesundheitssystem häufig kostenlos, das politische System stabil, die Lücke zwischen Arm und Reich ist nicht so groß wie in anderen Ländern. Stabilität in den verschiedenen Bereichen scheint ebenfalls einen Einfluss auf den Glücksfaktor zu haben.
Was können wir tun, um glücklich zu sein / bleiben?
Jeder kann etwas für sein persönliches Glück – und damit auch zum Glück der Gemeinschaft – beitragen. Denn – und das ist die gute Botschaft – wir alle können Glücklichsein lernen, auch wenn die Gene einen Einfluss (ca. 30 – 40 %) auf den Ausstoß und Abbau von Dopamin (= Glückshormon) und damit auf das persönliche Glücksempfinden haben. Der Rest ist erlernbar. Wie können wir das aber umsetzen?
Das PERMA-Modell
In der positiven Psychologie gibt es das PERMA-Modell (als eine mögliche Methode), wobei jeder Buchstabe für einen Baustein steht:
P = positive Emotionen erleben
E = Engagement = eigene Ressourcen einbringen, eigenen Interessen nachgehen
R = Relationship / Beziehungen zu anderen Menschen pflegen
M = Meaning / Sinn im eigenen Tun erleben
A = Achievement / Ziele erreichen bzw. Ziele verwirklichen
Befolgst du diese 5 Bausteine, dann bist du auf einem guten Weg zum Glücklichsein. Viele Menschen, die sich als glücklich bezeichnen, folgen diesem Modell bereits intrinsisch bzw. intuitiv, also ohne es als solches zu kennen. Konzentration auf die positiven Momente bzw. das Bewusstsein, dass unser Gehirn negative Dinge stärker wahrnimmt und daher eine realistische Sicht auf die Dinge erfolgen muss, hilft schon ein Stück. Eine solche Methode kann das Sammeln von Marmeladenglasmomenten sein. Vor kurzem habe ich dazu einen Artikel geschrieben. Soziale Kontakte pflegen, sich engagieren für die Gemeinschaft und damit häufig auch ein sinngebendes Handeln und Erleben erfahren sowie gesteckte Ziele erreichen, das sind die Schritte für mehr Lebenszufriedenheit.
Ein verpflichtendes Schulfach “Glück“, das es in einigen Schulen bereits gibt, könnte unseren Kindern helfen, die fünf obengenannten Bausteine bereits sehr früh in ihr Leben zu integrieren und sie zu glücklichen Erwachsenen machen. Etwa 40 Schulen in Deutschland und 140 in Österreich haben dieses Schulfach bereits im Lehrplan stehen, wie z.B. die Hamburger Grundschule “An der Isebek”.
Fazit
Wir sind alle aufgerufen, an unserem Glück, am Glück unserer Gemeinschaft zu arbeiten. Dass wir das können, zeigen diverse Länderbeispiele. Vielleicht ist es uns so möglich, den derzeitigen Platz 16 noch weiter zu verbessern. Davon bin ich überzeugt
In diesem Sinne gehe ich jetzt einen Glückstee trinken und verbreite gute Laune!
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2 Kommentare
Birgit+Buchmayer
Liebe Anette,
Das ist ja mal ein anderer Artikel zum Thema Glück. Das Perma Modell kannte ich in dieser Form noch nicht, das nehme ich für mich mit.
Für mich ist interessant, dass ich all diese Dinge anwende, obwohl ich davon noch nichts gehört habe. Da gehöre ich wohl zu den Glücklichen .
Liebe Grüße, Birgit
Hilkea
Liebe Anette, was für ein schöner Artikel. Einiges wusste ich tatsächlich noch nicht und finde es gut, dass es diesen Tag gibt.
Ja, das wäre mal was, wenn in der Schule ein Schulfach “Glück” eingerichtet würde. Ich bin ja zudem noch für Steigerung statt Kürzung der gesamten musischen Fächer, das macht nämlich auch superglücklich.
In diesem Sinne, Gut Glück und ich trinke auch gleich mal nen Glückstee.