Stressmanagement

Energieräuber Teil 3: Körpersignale ignorieren

Wenn ich dich frage, wie es dir geht, dann antwortest du mit Sicherheit mit “Gut”. Ich möchte aber von dir wissen, wie es dir wirklich geht. Du merkst, du musst etwas genauer überlegen, bevor du antwortest. Du checkst wahrscheinlich in Gedanken deinen Körper durch, um mir letztendlich zu antworten: “Eigentlich gut, bis auf die Verspannung, die leichten Kopfschmerzen, was auch immer.” Du siehst, das ist schon eine etwas andere, ehrlichere Antwort. Für heute sei mal dahingestellt, warum du vielleicht nicht dein Innerstes preisgeben willst, warum du den Anschein aufrechterhalten willst, dass es dir gut geht, obwohl das nicht so ganz stimmt.

Aber hast du heute auch deine Körpersignale und deine eigene Wahrnehmung schon gecheckt?

Was sind Körpersignale?

Bild: Mario Hofer auf Pixabay

Wir haben an unserem Körper mit Sicherheit keine Warnhinweise oder Stoppschilder hängen, die unser Gegenüber darauf aufmerksam machen, wie es uns geht. Vielleicht wäre so ein “Stopp! Nicht ansprechen. Habe schlechte Laune oder Kopfschmerzen!” mitunter gar nicht so verkehrt. Das würde aber auch voraussetzen, dass du deinen Körper gut kennst und das richtige Warnsignal setzt.

Körpersignale sind so eine Art innere Stimme, die dir leise zuflüstert, wenn etwas nicht stimmt. Sie nimmt keine Rücksicht darauf, ob du gerade Zeit oder Lust hast, das zu hören, sie flüstert einfach. Nun liegt es an dir, das Flüstern wahrzunehmen und entsprechend zu reagieren.

Was ich damit meine? Wenn du z.B. im Urlaubsmodus bist, entspannst du dich. Deine Herz- und Atemfrequenz verlangsamen sich, deine Muskeln entspannen sich, dein Vagusnerv (verbindet Gehirn und deine wichtigen Organe miteinander) signalisiert deinem Körper, dass alles in Ordnung ist. Du empfindest ein wohliges Gefühl.

Das Gegenteil wäre folgendes Szenario: Du stehst am Morgen auf und hast schon ordentlich Kopfschmerzen. Also wirfst du eine Schmerztablette ein, denn heute steht dir ein echt voller Tag bevor: einige schwierige Gespräche in der Arbeit, mit Kind 1 über die schulische Situation sprechen, Kind 2 noch irgendwohin bringen, auf den Hund der Nachbarin aufpassen, Tante Erna besuchen usw. Leider Gottes hilft die erste Schmerztablette nichts, es gesellen sich noch Verspannungsschmerzen hinzu, der 5. Kaffee wirkt ebenfalls nicht. Logisch, dass da deine Konzentration nachlässt (bzw. heute eh fast nicht da ist) und du noch mehr Energie aufbringen musst, um überhaupt den Vormittag erst mal herumzubekommen. Tablette Nummer 2 hilft ebenfalls nicht so richtig. Dein Körper meldet sich nun auch noch mit Übelkeit. Kennst du? Für den einen oder die andere mag das vielleicht etwas überspitzt dargestellt sein, ich kenne das aber sehr gut. Und glaub mir, bis zu meinem Burnout, war ich Meisterin darin, diese Signale zu überhören bzw. gar nicht erst wahrzunehmen. Ein wunderbarer Nährboden für Erschöpfung / Burnout.

Was passiert in deinem Körper? Dein Blutdruck und deine Herzfrequenz erhöhen sich, Stresshormone werden ausgeschüttet, das setzt noch die letzten Energiereserven frei, die Durchblutung ist erhöht, dein Körper bereitet sich darauf vor, zu fliehen, zu erstarren oder zu kämpfen (die Stressreaktion).

Du achtest nicht darauf, was dir dein Körper zuflüstert bzw. wie im oberen Szenario regelrecht schon zuschreit. Du ignorierst es und das hat wiederum seinen Preis.

Wo führt es hin, wenn du deine Körpersignale ignorierst?

Wenn du eine heftige Erkältung hast, dann unternimmst du mit Sicherheit etwas dagegen, damit es nicht schlimmer wird. Würdest du das nicht tun, dann könnte relativ schnell eine Nebenhöhlenentzündung oder dergleichen Unangenehmes entstehen. So ist es auch beim Körper. Bevor etwas “Schlimmes” passiert, schickt er dir Signale. Ignorierst du die weiter, dann kann sich daraus ein Symptom ergeben und in weiterer Folge könnte eine handfeste Krankheit wie ein Burnout oder massive körperliche Erkrankungen wie chronische Kopfschmerzen, konstante Schlafstörungen etc. entstehen. Du erkennst deinen Körper plötzlich nicht mehr. Und anders als bei einem Partner, mit dem man sich auseinandergelebt hat, kannst du dich von deinem Körper nicht trennen.

Bild: Rosy auf Pixabay

Was kannst du tun?

Als allererstes: nimm deine Körpersignale wahr! Bewerte sie nicht. Sie sind einfach da und du gehst auf Ursachenforschung. Die Körpersignale flüstern letztendlich nur: “Etwas ist nicht in Ordnung”. Die Bewertung erfolgt in der Regel über deine Gedanken. Da schleichen sich mit Sicherheit der eine oder andere Glaubenssatz ein: “Andere schaffen das auch. Ich muss nur durchhalten. Danach wird es besser.”, um nur einige zu nennen. Kennst du? Ich auch.

Wie schaffst du es aber, die Körpersignale ohne Wertung wahrzunehmen?

  • Mach doch immer wieder einen “Check-in” bei dir selbst. Quasi wie beim Flughafen: Du checkst, ob alles, was du für deinen Tag brauchst, auch wirklich da ist oder ob dir etwas fehlt und dein Körper dir deswegen entsprechende Signale sendet.
  • Überlege, was du heute gerade brauchst und was umsetzbar für dich ist. Reichen kleine Pausen (über die Vorzüge von Minipausen habe ich bereits beim Energieräuber Stress geschrieben)? Ein Glas Wasser in Ruhe und kleinen Schlucken trinken? Das Fenster aufmachen und ein paar tiefe Atemzüge nehmen? Eine kleine, aber knackige Yogaübung? Vielleicht besteht die Möglichkeit, einen kurzen Spaziergang zu machen? Oder sogar ein Powernapping? Schreib dir doch auf einen Zettel auf (oder notiere in deinem Smartphone), was als Mikropause geeignet ist. Suche dir mindestens 10, besser 20 verschiedene Arten von Mikropausen, die du gut in deinen Alltag integrieren kannst. Bei Bedarf kannst du dann eine aussuchen und direkt umsetzen. Du wirst sehen, dir geht es danach besser. 
  • In einem weiteren Schritt kannst und solltest du dich hinterfragen, warum dein Tag so voll ist. Fällt es dir schwer, Grenzen zu setzen? Nein zu sagen? Warum „platzt“ deine To-do-Liste aus allen Nähten? Gibt es genügend Zeit für Selbstfürsorge und Achtsamkeit in deinem Alltag? Wenn nein, warum ist das so? Stehst du für deine eigenen Bedürfnisse ein?
Have a break.

Fazit

Sei dir klar, dass ein Signal erst mal eine Reaktion auf etwas ist (Situationen oder Menschen zum Beispiel). Greifst du das nicht auf, dann wird das Körpersignal zur Warnung. Ignorierst du das immer noch, dann wird es zum Symptom. Danach folgt die Erkrankung. Verändere etwas, sobald du das Flüstern deines Körpers hörst. Das kann eine Situation, ein Ding, ein Geruch, etc., aber auch eine Person sein (siehe Artikel Energieräuber Teil 2: anstrengende Menschen).

Fakt ist jedoch: Du hast nur diesen einen Körper. Gib ihm das, was er braucht, damit du dein Wohlbefinden steigern kannst. Dazu gehört auf alle Fälle, gut auf sich zu achten, auf seine eigenen Bedürfnisse zu hören und sie konsequent umzusetzen. Oder wie Winston Churchill einst sagte:

»Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.«

In diesem Sinne wünsche ich dir, dass du deinem Körper gut zuhörst und die Signale wahrnimmst und erkennst, die er dir schickt. Außerdem wünsche ich dir viele kleinere und größere Energietankstellen, die du über den Tag verteilt aufsuchen kannst und die dir guttun. 

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