
Falten, Freiheit, Fuck it – Vom Glück des Älterwerdens
Esther Nogler hat zur Blogparade aufgerufen. Ihr Thema: Älterwerden -na und? Alterslust statt Altersfrust. Da ich im nächsten Jahr meinen 60. Geburtstag feiere, fühle ich mich geradezu prädestiniert, ein paar Zeilen dazuzuschreiben.
Alt und sichtbar? Na klar!

Übers Älterwerden wird in unserer Gesellschaft nur wenig geredet. Wenn, dann gibt es Bemerkungen wie „Die sieht für ihr Alter aber noch ganz schön gut aus“. Mag sein, dass dieser Satz positiv gemeint ist, aber eigentlich zeigt es, wie sehr unser (gesellschaftlicher) Blick auf Alter noch verzerrt ist. Darf man nur in den 20ern sichtbar sein, weil man da noch faltenfrei und knackig ist?
Ich gebe zu: Als Jugendliche dachte ich auch, meine Eltern seien alt – obwohl sie Anfang 20 waren, als sie uns bekamen. Sie waren die jüngsten Eltern in meiner Klasse, und ich war stolz darauf. Heute weiß ich es besser: Mit 40 war das Tochterkind gerade mal 8, und ich war weit entfernt davon, mich alt zu fühlen. Heute weiß ich: Älterwerden ist seltsam. Es passiert schleichend und plötzlich zugleich. Erst merkst du, dass du im technischen Bereich keine oder nur wenig Ahnung mehr hast. Fragst dich, was dies oder jenes bedeutet. Okay, ich schaute für meinen Job als Schulsozialarbeiterin MTV und Viva, um auf dem Laufenden zu bleiben und mitreden zu können. Dann ertappte ich mich dabei, wie ich meine erste Anti-Aging-Creme in der Hand hielt. Natürlich nicht, weil ich Falten hatte, sondern nur, weil sie gut riecht!
Meine Haare habe ich früh gefärbt: Erst, weil ich Hennarot einfach cool und provokativ fand, später, weil ich meine grauen Haarsträhnen, die ich bereits mit Mitte 20 bekam, nicht zeigen wollte. Lange habe ich damit gehadert, bis ich die Zeit der Pandemie und mein Sabbatjahr nutzte, alle Farbe herauswachsen zu lassen und nur noch grau zu tragen. Komischerweise fällt das meinen Schüler:innen gar nicht auf. Ich bin noch nie als Oma betitelt worden.
Und irgendwann sagst du Sätze wie: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Ja, da bin ich jetzt. Und ich muss sagen: Altwerden ist vielleicht nicht sexy, aber ziemlich befreiend.
Der Körper mosert – die Seele grinst

Natürlich ist da diese körperliche Seite: Ich hatte relativ früh mit chronischen Erkrankungen zu tun und habe bereits als Studentin auf gesunde Ernährung und Bewegung geachtet. Dennoch: irgendwann knackten auch meine Gelenke immer mehr, meckerte der Rücken, meldete sich das Schlafdefizit deutlicher als in jungen Jahren. Es folgten OP´s und inzwischen kann ich ziemlich genau sagen, ob ich zu wenig geschlafen, zu lange gesessen, zu viel gestanden oder zu viel gedacht habe – mein Körper meldet sich schneller als meine To-do-Liste. Na und? Heute kann ich sehr genau sagen, wann mein Körper mehr Aufmerksamkeit braucht. Und das Schöne ist: Ich höre endlich hin. Mittlerweile kämpfe ich nicht mehr gegen mich an, sondern arbeite mit mir. Ich zwinge mich nicht mehr durch ein durchgetaktetes Leben zu hetzen, sondern frage: „Was brauche ich / mein Körper gerade?“. Das hat mich mein Burnout gelehrt, der mich vor fast 15 Jahren zur Ruhe gezwungen hat und mich veranlasst, immer wieder auf mich aufzupassen, um nicht erneut in den Strudel zu geraten. Meine chronischen Erkrankungen erinnern mich jeden Tag daran, das zu tun, was gerade geht – und immer wieder ein wenig darüber hinauszugehen, um meinen Radius auszuweiten.
Früher hätte ich mir solche Fragen nie gestellt. Heute sind sie mein Kompass. Meine Seele ist genährt, meine Resilienz gewachsen. Das war mit Mitte 40 noch anders.
Rente? Ja. Früher? Noch lieber!
Eines fällt mir bei der Generation meiner Eltern, auf: Es kommt relativ häufig die Frage: „Lohnt sich das noch?“ Egal, ob das die Küche ist, die schon auseinanderfällt: „Lohnt sich doch nicht mehr!“ Oder einmal wegfliegen: „Warum? Hier ist es doch auch schön.“ Und ich antworte regelmäßig, wenn ich das höre: „Doch, das lohnt sich. Gerade jetzt zu diesem Zeitpunkt“.
Ich habe mein Online-Business mit über 50 gestartet. Die Lernkurve war steil, aber heute weiß ich: Ich habe Klarheit, Freiheit und Lebensqualität gewonnen. Wir sind eine Generation, die sich traut. Die nicht mehr einfach aushält, sondern gestaltet. Ich betrachte es als Geschenk, das tun zu können und zu dürfen.

Ich werde früher in Rente gehen – und ja, das bedeutet finanzielle Abstriche. Aber nichts wiegt die Lebensqualität auf, die ich gewinne. Ich freue mich, gemeinsam mit dem Göttergatten weitere Abenteuer zu unternehmen. Das können kleine Alltagsabenteuer, aber durchaus auch größere sein. Wir bauen das eh schon immer wieder in unser Leben mit ein, vor allem durch unsere Reisen. Aber es wird so viel einfacher, wenn kein Zwang, zu bestimmten Zeiten Urlaub nehmen zu müssen und dann auch noch begrenzt zu sein, besteht. Mein kleiner Luxus ist es zum Beispiel, morgens nicht vom Wecker aufgeweckt zu werden und dann erst mal in Ruhe einen Latte Macchiato im Bett zu trinken.
Neue Spielräume statt alter Glaubenssätze
Unsere Eltern und Großeltern hatten oft keine Wahl. Arbeit war Pflicht, Sicherheit das höchste Gut. Wer kündigte oder „etwas ganz Neues“ machte, galt als wagemutig oder gar leichtsinnig. Daraus entstanden Glaubenssätze, die für sie passten, aber nicht für mich. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen: Arbeit darf leicht sein. Humor darf ein Teil davon sein. Ich nutze ihn sehr oft in meinen Coachings. Und Leichtigkeit ist für mich kein Makel mehr, sondern ein Geschenk.
Heute haben wir mehr Spielraum – und ich nutze ihn. Aber es war ein weiter und langer Weg dorthin. Und ich möchte anderen Mut machen, ihn auch zu gehen. Wir dürfen wichtig sein. Für uns selbst. Und füreinander.
Midlife Crisis? Ich nenne das: Midlife Awakening.

Ich bin nicht nett. Ich bin klar.
Mit jedem Jahr spüre ich deutlicher: Ich bin mir selbst genug.
Ich muss nicht mehr gefallen. Ich darf unbequem sein, ehrlich, laut oder leise – je nachdem, was gerade zu mir passt. Ich weiß, was ich will. Und was noch wichtiger ist: Ich weiß, was ich nicht mehr will. Drama? Nein danke. Dauerschleife im Kopf? Wird gelöscht. People Pleasing? Nicht mehr mein Job. Gedankenkarussell? Kann sich gerne verabschieden.
Ich genieße die Freiheit, auf mein Bauchgefühl zu hören und Entscheidungen nicht mehr rechtfertigen zu müssen. Die Freiheit, mir selbst die beste Freundin zu sein und frei handeln zu können. Diese Abgeklärtheit ist Gold wert!
Wehmut, Würde und wilde Pläne
Ja, es gibt Momente, in denen mich das Älterwerden traurig macht. Bei meinen Eltern sehe ich, was Krankheit, unerkannte Diagnosen gepaart mit dem Gefühl, möglichst lange unabhängig zu bleiben, auslösen kann. Zusätzlich kommen die Abschiede von geliebten Menschen immer häufiger vor. Aber auch eigene körperliche Grenzen zu spüren, finde ich nicht immer so toll. Dann denke ich mir: „Ich mache das, was geht und vielleicht ein wenig mehr“. Einfach so. Manchmal frage ich mich aber auch: „Warum hab ich das nicht früher gemacht?“ Warum meinen Tauchschein erst vor 5,5 Jahren? Meine berufliche Veränderung erst so spät? Warum feiere ich nicht jeden Tag? Aber dann erinnere ich mich: Alles hat seine Zeit. Und diese jetzige Zeit – die ist richtig gut. Denn:
- Ich bin vielleicht nicht mehr faltenfrei – aber dafür erfahrungsreich.
- Ich bin nicht mehr die Schnellste – aber oft die Klarste im Raum.
- Ich bin nicht mehr ständig auf der Suche – sondern ziemlich angekommen.
- Ich muss mich nirgends rechtfertigen, nur vor mir selbst.
Fazit: Ich werde älter – aber nicht leiser
Ich habe keine Lust auf Selbstoptimierung. Ich will keine ewige Jugend – ich will ein gelebtes, ehrliches, mutiges Leben. Ich will nicht überlegen müssen, ob diese Farbe meinem Alter angemessen ist, sondern sie einfach tragen. Ich will mich und den Moment so annehmen, wie es gerade ist. Und wenn mir jemand sagt: „Aber das macht man doch in deinem Alter nicht mehr“, dann lächle ich und denke mir:
„Du hast ja keine Ahnung, was ich alles noch vorhabe.“
Wenn du Unterstützung benötigst, um mehr Resilienz aufzubauen, zufrieden zu leben, Dinge so anzunehmen wie sie sind, dann melde dich sehr gerne bei mir. Wir können in einem Erstgespräch herausfinden, ob wir miteinander arbeiten mögen. Oder aber du meldest dich für meinen Newsletter an. Hier findest du alle zwei Wochen unter anderem Tipps aus meinem Coaching Bereich sowie Informationen zu geplanten und bevorstehenden Aktionen. Also nix wie ran an den Newsletter. Er kostet dich keinen Cent und du kannst ihn jederzeit wieder abbestellen.