Was hat der Myers-Briggs Test und meine Persönlichkeit mit Dir zu tun?
Persönlichkeit ist ja im Coaching-Business wichtig. Wenn man nicht zusammen passt, dann passt man halt nicht zusammen und arbeitet sehr wahrscheinlich auch nicht miteinander. Aber was für eine Persönlichkeit bin ich denn überhaupt und kann mir das wirklich so ein Test mit 120 Fragen sagen? Ich mag Schubladendenken überhaupt nicht und macht so ein Test nicht genau das? Und will ich das Ergebnis überhaupt wissen?
Der Myer-Briggs-Test (MBTI)
Vielleicht erst mal ein paar Worte zum Test, den ich ausgewählt habe: Im Myers-Briggs-Typenindikator (MBTI) oder Persönlichkeitstest beantwortest Du 120 Fragen auf einer Skala mit 7 Antwortmöglichkeiten von “Stimmt” bis “Stimmt nicht” und bist am Ende eine von 16 verschiedene Persönlichkeitstypen. Dabei soll jeder Persönlichkeitstyp ohne Wertung verstanden werden. Vielmehr sagt der einzelne Typ eher etwas darüber aus, wie Du mit Herausforderungen im Leben umgehst, welche Entscheidungen Du wahrscheinlicher triffst, ob du lieber alleine arbeitest oder im Team, welche kreativen Lösungen du für bestimmte Dinge im Leben findest usw.
Es gibt vier Gruppen: Idealisten, Künstler, Rationalisten und Wächter. Die vier Gruppen sind wiederum in 4 Typen unterteilt. Und Dein Ergebnis wird in einer Buchstabenkombination wie ESTP-A ausgedrückt, die unterschiedlich ausgeprägte Eigenschaften widerspiegeln.
Hm, hört sich ein wenig komisch aber auch spannend an. Also habe ich den Test doch mal eben schnell zwischen Abendessen, Vorbereitung für den morgigen Tag und Schlafengehen gemacht. Kann das Ergebnis stimmen? Vielleicht habe ich den Test doch zu schnell gemacht. Also entscheide ich mich, am nächsten Morgen ausgeschlafen und in Ruhe den Test nochmals zu machen. Und siehe da – das Ergebnis weicht etwas ab. Und eine kleine Stimme in mir sagt: “Siehst du, solchen Tests kannst Du einfach nicht vertrauen, da kommt doch jedes mal was anderes raus.” Um meine innere Stimme zu bekräftigen und um für mich zu verifizieren, dass alle solche Tests Blödsinn sind und mein Blogartikel dann eben knapp und kurz wird, mache ich den Test ein drittes mal. Komisch, dasselbe Ergebnis wie beim ersten Mal. Okay, ich beschließe, das Thema und den Test beiseite zu legen und am nächsten Tag, wenn ich Zeit habe, mich an den Artikel zu setzen. Und vielleicht den Test ein viertes mal zu durchlaufen. Die Perfektionistin in mir schreit danach.
Und was soll ich sagen: Beim vierten Mal dasselbe Ergebnis wie beim ersten und dritten mal. Nun fange ich an, doch neugierig zu werden und lese mir den Text / das Ergebnis in Ruhe durch (beim ersten Mal hatte ich den nur überflogen, stimmte ja eh nicht!!).
Das Ergebnis:
So, jetzt ist es raus. Ich bin also Advokat.
Einer der ersten Sätze erschlägt mich schon mal:
“Menschen vom Persönlichkeitstyp des Advokaten sind sehr selten und machen weniger als ein Prozent der Bevölkerung aus.”
https://www.16personalities.com/de/infj-personlichkeit
WTF??? Was bin ich? So ein seltenes Tierchen namens Advokat? Was bedeutet das für mich? Das muss ich jetzt doch genauer lesen.
Also, als Advokat zähle ich neben dem Mediator, dem Protagonisten und dem Aktivisten zur Gruppe der Diplomaten. Meine Buchstabenkombination ist INFJ-A / INFJ-T. Wofür steht das???? Dazu ist noch zu sagen, dass die Buchstabenkombination nach den englischen Begriffen gewählt ist und somit nicht mit den deutschen übereinstimmt. Nur um der Verwirrung schon mal vorzubeugen.
Verstand (Buchstabe I)
Mein Verstand ist eher introvertiert als extrovertiert (daher auch das I am Anfang meiner Buchstabenkombination).
Naja, eine Rampensau bin ich tatsächlich nicht. Und meistens werde ich eher unterschätzt als überschätzt. Und ja, ich bin auf den ersten Blick sicherlich eher zurückhaltend und still. Was ich aber auf gar keinen Fall bin, ist verschlossen, ängstlich oder schüchtern oder sogar ein Nerd. Was mich auszeichnet, ist, dass ich mir eine Sache erst mal in Ruhe anhöre oder ansehe, kurz reflektiere bzw. nachdenke und dann erst meine Meinung dazu sage. Dafür stehe ich zu dem Gesagten und es hat Hand und Fuß. Ich liebe es auch, tief gehende Gespräche statt Smalltalk zu führen (wobei ich letzteres auch aus den Ärmel zaubern kann). Meine Kollegen sagen immer: “Stille Wasser sind tief” und führen das auf mein Sternzeichen “Fische” zurück. Ja, ich bin so manches mal ein kleines (oder auch größeres) Sensibelchen, und ja, Ad-hoc-Entscheidungen sind auch nicht so sehr mein Ding, ich muss erstmal darüber nachdenken. Dafür kann ich selbst in großen Krisenzeiten oder bei großen Problemen ruhig bleiben und das auch ausstrahlen. Einmal getroffene Entscheidungen bleiben (meist) stehen, sie sind begründet und gründlich sowie gewissenhaft getroffen.
Und ja, ich ziehe mich gerne mit einem Buch zurück, bin gerne in der Natur, schaue in den Himmel, sitze am einsamen Strand und höre den Geräuschen zu. Das schafft für mich Klarheit im Kopf, ich kann Gedanken sortieren, meine Energien und Kraftreserven auftanken. Daher kommt meine Motivation, bestimmte Dinge zu tun oder eben zu lassen, aus mir selbst heraus und sie ist nicht abhängig von der Aufmerksamkeit oder Anerkennung anderer.
Energie (N)
Darunter ist zu verstehen, wie ich die Welt als solche wahrnehme. Dabei finde ich, dass das Ergebnis zwischen intuitiv (52%) und realistisch (48%) doch ziemlich ausgeglichen ist. Intuitive Menschen (dafür steht das N in der Buchstabenkombination) haben – wie das Wort ja schon sagt – eine starke Intuition, kreative Ideenwelten und sind von der Tendenz her eher zukunftsbezogen. Realistische Menschen dagegen sind eher bodenständig, praktisch veranlagt, eher vergangenheitsbezogen.
So die Theorie. Die Praxis zeigt: wenn ich mit Herausforderungen konfrontiert bin, arbeite ich lösungsorientiert, d.h. auf die Zukunft bezogen. Irgendwann werfe ich gerne mal einen Blick in die Vergangenheit, um bestimmte Mechanismen verstehen zu können, dringend nötig finde ich das aber nicht. Bei der Findung einer Lösung bin ich durchaus kreativ, ist sie aber praktisch nicht umsetzbar, dann verwerfe ich das ganz schnell wieder und suche etwas passenderes. Und Bodenständigkeit ist bei mir mit Sicherheit auch vorhanden. Manchmal finde ich sie hinderlich, ein anderes mal eher unterstützend.
Natur (F)
Ich bin laut Ergebnis dieses Tests eher Prinzipien- als Logikfokussiert. Hä? Bin ich also ein Prinzipienreiter? Auch hier lohnt sich offensichtlich ein genauerer Blick. Wenn man den Ursprung des Wortes “Prinzip” anschaut, dann bedeutet es (aus dem lateinischen kommend) so etwas wie “Ursprung”, unter anderem aber auch “Grundsatz oder Maßstab des Handelns”, “Grundsatz, Leitsatz in einer Wissenschaft” (https://www.wortbedeutung.info/Prinzipien/). Also so etwas wie ein Grundsatz, nach dem man sein Leben ausrichtet? Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch gewisse Grundsätze hat, nach denen er/sie sein / ihr Leben bzw. den Alltag ausrichtet. Und damit meine ich auch frei von jeglicher moralischen Wertung.
Ja, ich habe Prinzipien, die ich nicht wegdiskutieren möchte und kann und ja, ich möchte am Ende des Tages noch in den Spiegel schauen können. Gewisse Werte sind mir einfach wichtig, daher bin ich ja auch in diesem Job gelandet. So sind mir z.B. Unehrlichkeit / Lüge und Hinterlist ein Greuel. Kann ich absolut nicht ab. Das spiegelt sich auch in meiner Arbeit wieder. Ich bin sehr direkt und sage was Sache ist, so manch einer kommt damit nicht zurecht. Manchmal, wenn die Situation es erfordert, verpacke ich das auch etwas netter, aber trotzdem bleibt der Inhalt ja derselbe. Manipulationen finde ich absolut abscheulich, und das, obwohl ich eine NLP-Master Practitioner Ausbildung habe. Ich nutze daraus leidenschaftlich gerne das ressourcenorientierte Arbeiten und liebe diese Methode. Den Mißbrauch für Manipulationen verabscheue ich dagegen aus tiefstem Herzen.
Auch der Umgang mit unserer Umwelt ist mir sehr wichtig. Das findet sich z.B. in der Art meines Einkaufes, Ernährung, Fortbewegung etc. wieder (Nachhaltigkeit ist da das Zauberwörtchen). Ich sehe also nicht nur, wie die Dinge sein sollten, damit die Welt für alle ein besserer Platz wird. Ich versuche auch weitestgehend, mich entsprechend zu verhalten und meinen Beitrag zu leisten. Aber gleichzeitig kann ich auch die Prinzipien / Grundsätze anderer akzeptieren. Meine Art zu leben ist ja nicht für jeden geeignet und militant werde ich auf gar keinen Fall. Damit bin ich doch weit weg vom Prinzipienreiter (Uff, Gottseidank. Das mag ich nämlich gar nicht). Trotzdem muss ich die Prinzipien anderer ja nicht mögen und kann hin und wieder Überzeugungsarbeit leisten…
Der Vollständigkeit halber: das F in der Buchstabenkombination kommt von “Feeling” bezogen auf Entscheidungen treffen. Das Gegenteil ist der T (=Think)-Typ, der eher nüchtern und logisch da ran geht.
Taktiken – planen oder suchen? (J)
Bei Taktiken bin ich ca. ⅔ planend, ⅓ suchend, so das Testergebnis.
Interessant! Also wie treffe ich Entscheidungen? Plane ich oder suche ich nicht doch eher? Für mich konkret heißt das, ich setze erst ein Ziel und plane dann. Dabei frage ich mich: Wo will ich hin und wie schaffe ich das? In der Regel bin ich da zu mir auch gnadenlos ehrlich. Kleiner Fun fact am Rande: Mich hat es total gestört, nach dem Sozialpädagogik Studium zwar Rechtskenntnisse zu haben, aber nicht in der Richtung beraten zu dürfen, sondern weiter verweisen zu müssen. Also habe ich mich entschieden, ein zweites Studium Jura zu machen, nur damit ich das auch machen darf und kann. Also Zielsetzung und Planung. Was daraus geworden ist, ist eine komplett eigene Geschichte…
Ich nutze als, wie du ja schon weißt, introvertierter Mensch auch gerne mein Bauchgefühl, also das Gefühl, das zuerst anspringt, wenn ich etwas entscheiden oder planen soll. Ich persönlich finde das wichtig, weil es das erste und ehrlichste Gefühl meines Körpers ist. Selbst bei einem Autokauf höre ich auch (nicht ausschließlich, das wäre blöd) auf mein Bauchgefühl.
Identität (A)
Bei der Identität zeigt mir mein Testergebnis zu 76 % Durchsetzungsfähigkeit an (24% verbleiben bei “stürmisch”). Also überwiegend bin ich durchsetzungsfähig, oder? Beim MBTI sind durchsetzungsfähige Menschen emotional stabil, entspannt, ruhig, machen sich nicht allzu große Sorgen, bzw. weigern sich allzu große Sorgen zu machen. Kennen die mich? Ich denke, das passt schon gut auf mich, da ich, wie ich das oben ja schon beschrieben habe, Dinge ruhig angehe und oft entspannt nach außen wirke. Selbst in meiner mündlichen Diplomprüfung, die ich mit zwei anderen Kommilitoninnenen absolviert habe, meinte eine zu mir, man hätte mir gar nicht angemerkt, dass ich in einer Prüfung sitze, so ruhig habe ich gewirkt. Innerlich war ich aber sehr aufgeregt, konnte mich aber gut runter fahren bis zur Prüfung. Das entspricht auch meiner Arbeitsweise. Nicht etwa, dass ich zu lax und leger an die Dinge heran gehe. Im Gegenteil, ich nehme mir Zeit und Ruhe. Nichts wird so heiß gegesse, wie es gekocht wird. (Oh, da wird doch nicht der Prinzipienreiter in mir vorkommen?).
Und sonst noch?
Als ich den Text über Advokaten schließlich intensiver gelesen habe, fühlte ich mich doch ertappt. Bei Stärken und Schwächen lese ich, dass mein Persönlichkeitstyp Kreativität nutzt, um für andere Menschen in Problemlagen perfekte Lösungen zu finden und daher absolut geeignet ist als Therapeut und Berater. Und? was mache ich? Beraten und coachen! Yeah! Eine Stärke, die ich auch ganz gut an mir finde.
Dazu solltest Du wissen, dass ich Sozialpädagogin / Sozialarbeiterin bin und oft an der “Front” gearbeitet habe – sei es mit Obdachlosen, mit straffälligen Erwachsenen und Jugendlichen, mit mißbrauchten Mädchen, mit sozial schwachen und traumatisierten Familien und zuletzt über einen langen Zeitraum an einer Hauptschule mit Jugendlichen, die alle möglichen Klischees erfüllen, die man sich so vorstellt bzw. vorstellen kann. Ein Job, den ich sehr gerne und mit viel Leidenschaft ausgeübt habe (und noch ausübe).
Und die bei Advokaten vorhandene Leidenschaft gepaart mit dem Hang zum Perfektionismus und Idealismus hält offensichtlich auch die Anfälligkeit für Burnout bereit. Genau diese Thematik hat mich allerdings auch zu dem Coach und Berater gemacht, der ich heute bin. Achtsamkeit mit mir selbst ist mittlerweile ein selbstverständliches Thema geworden. Manchmal sorge ich für Unruhe, was nicht jeder liebt, das ist aber meinen Überzeugungen und Leidenschaft für bestimmte Themen geschuldet.
Laut den Ausführungen zum Advokat ist es für diese Menschen besser, eine Arbeit zu finden, in denen sie unabhängig arbeiten können oder aber in die Selbstständigkeit zu gehen. Wobei Advokaten immer ihre persönliche Note mit einbringen. In meiner Arbeit habe ich möglichst große Unabhängigkeit und freies Arbeiten gesucht. Weitestgehend habe ich das bisher auch gefunden. Wichtig für mich ist immer, dass die Arbeit nicht eintönig und einschränkend wird.
Die Welt zu einem besseren Ort zu machen mit den Menschen, die auch dazu bereit sind, ist eine der Missionen, die ich verfolge und für die ich einstehe.
Berühmte Persönlichkeiten, die dem INFJ-Typen angehören, waren zum Beispiel Martin Luther King, Nelson Mandela, Mutter Teresa, aber auch Lady Gaga. Finde ich jetzt doch ganz schmeichelhaft!
Achso, Advokaten sind auch Menschen mit Karrieren, “in denen sie sich ausdrücken können, wie zum Beispiel das Schreiben. Sie kommunizieren effektiv, und viele beliebte Blogs, Artikel und Drehbücher werden von Advokaten verfasst. Weitere denkbare Optionen sind Musik, Fotografie, Design und Kunst, und sie alle können tiefere Themen wie persönliches Wachstum, Moral und Spiritualität beinhalten.” ( https://www.16personalities.com/de/infj-karriere)
Was bedeutet jetzt aber mein Persönlichkeitstyp für die Zusammenarbeit mit mir?
Wenn Du zu mir kommst, dann machen wir erst mal eine Aufnahme der Ist-Situation. Dann frage ich nach deinem Ziel: Wo soll es hingehen? Ist überhaupt ein Ziel da? Oder muss das erst entwickelt werden? Und danach erst geht es an einen Plan. Ohne Ziel kein Plan – oder es entsteht der Plan, erstmal ein Ziel zu suchen. Also zum Kern der Sache kommen. Dabei bin ich aber flexibel genug zu sehen, dass zwischen Plan und Umsetzung das Leben steht und dass Kreativität für solche Situationen gefragt ist. Das heißt aber auch, dass Du immer wieder (mit meiner Hilfe) genau hinschauen musst, ob der Plan für den eingeschlagenen Weg noch in Ordnung ist, oder ob Du daran feilen oder sogar etwas ändern solltest. Dafür fordere ich dich auch auf, Dein Bauchgefühl zu nutzen.
Ich höre zu, analysiere, reflektiere, differenziere und gebe dann ein Feedback oder statement ab, das nicht auf Effekthascherei aus ist, sondern auf echten Tiefgang. Packt mich etwas oder berührt es mich zutiefst, dann wird das unter Umständen auch zu meiner Mission.
Mir fällt es in der Regel leicht, in Kontakt mit anderen zu treten. Meine Gegenüber schätzen es in der Regel sehr, dass ich in der Kommunikation neben den Fakten und sonstiger Logik auch Emotionen mit einbeziehe.
Ich bin nicht für oberflächliche und unverbindliche Zusammenarbeit zu haben!
Vielleicht bist Du jetzt ja selbst daran interessiert, diesen oder einen anderen Persönlichkeitstest zu machen. Es ist sicher immer gut, sich selbst zu hinterfragen, aber vielleicht auch mit einem gewissen Augenzwinkern ein wenig Selbsterkenntnis zu erhalten. Ich bin gespannt, welcher von den 16 Persönlichkeiten du bist!