Meine Vision: Weltfrieden – nicht mehr und nicht weniger, Punkt!
Einmal in der Woche treffe ich mich mit meiner Blog Buddy Judith Pfeiffer. Unter anderem besprechen wir unser Wochenthema, über das wir bloggen wollen. Diesmal ist das unsere Vision. Und wir beide haben sofort und unabhängig voneinander den “Weltfrieden” benannt. Aber ist das nicht zu generisch? Wir fanden beide: Ja und Nein. Denn wir haben beide Ansätze, die in der Konsequenz zu – genau – Weltfrieden führen: zu einem friedlichen Miteinander und Zusammenleben der Menschen mit gegenseitiger Akzeptanz, Toleranz und Respekt, friedlichen Lösungen, die Kriege komplett unnötig machen.
Apropos Krieg: vor kurzem durfte ich an einem Seminar zu Kriegsenkelinnen teilnehmen. Da wurde mir das Prinzip der “Transgenerationalen Weitergabe” erneut bewusst. Und sofort ploppte meine Frage auf, die ich mir schon als Kind immer wieder stellte: Warum gibt es überhaupt Kriege und werden wir jemals in den Zustand kommen, dass überall auf der Welt Frieden herrscht? Was geben wir indirekt weiter? Wo müssen wir ansetzen? Bei uns selbst? Bei der nächsten Generation? Und auch hier ist die Antwort: Sowohl als auch.
Kommt meine Vision aus meiner Arbeit oder umgekehrt?
Meine Arbeit als Schulsozialpädagogin (im speziellen an einer Schule im bzw. am Rande eines Brennpunktes), im strafrechtlichen Bereich und auch als sozialpädagogische Familienhelferin haben mich in so manche Abgründe blicken lassen. Dabei habe ich verstanden, dass Schule für einige Kinder ein Ort der Sicherheit ist, wo sie sich entfalten können und mal für eine gewisse Zeit den “anderen Alltag”, der ihr Denken und ihr Handeln belastet, vergessen können. Das heißt ja nicht zwangsläufig, dass die Schüler:innen deswegen automatisch zu lernenden und friedfertigen Engelchen mutieren, nur weil sie zur Schule kommen. Sie bringen ihre Belastung und Traumata mit in den Schulalltag und treffen auf ebensolche andere Schüler:innen. Konflikte sind da vorprogrammiert.
So, und jetzt kommt der Punkt, an dem es um meine Vision geht: Denn für genau diese Kinder, die unsere nächste Generation sind und unsere Gesellschaft mitgestalten sollen habe ich Vorstellungen, für die ich bereit bin zu arbeiten. Und diese Vorstellungen sind für mich unter anderem Inhalt meiner Vision vom Weltfrieden:
Next Level: Schule 4.0
Es muss eine andere Form der Schule geben, sozusagen eine Schule 4.0 oder Schule – next generation.
Das fängt schon beim Ort “Schule” an: ich stelle mir einen Lernort vor, an dem Kinder gerne sein wollen. An dem sie sich ausprobieren können, Erfahrungen machen können, die sie positiv voran bringen. Meine Vision ist, dass Schulen Orte der Begegnung mit anderen Menschen und Kulturen werden, an denen Lebensfreude und Neugier begleitet von gegenseitigem Respekt selbstverständlich sind. Und es sind Orte mit Lernumgebungen, die Schüler:innen dazu veranlassen, spielerisch das zu lernen, was sie brauchen, ohne ständigen Vergleichen ausgesetzt zu sein.
Dafür sind auch Menschen an Schulen nötig, die den Kindern positiv zugewandt sind: Lehrer:innen, die Freude an ihrem Beruf haben. Die ihre Aufgaben ernst nehmen können und nicht mit zusätzlichen Verwaltungs- oder immer mehr anderen Aufgaben zugeschüttet werden, so dass sie heillos überfordert werden. Lehrer:innen, die genug Zeit für die Vorbereitung auf den Unterricht haben. Aber vor allem solche, die eine echte Beziehung zu ihren Schüler:innen aufbauen können und damit deren Vertrauen genießen. So können Lehrer:innen bei Bedarf rechtzeitig Hilfe aufzeigen. Außerdem möchte ich, dass sie die Anerkennung in der Gesellschaft erhalten, die ihnen zusteht und nicht, dass es immer noch Menschen gibt, die meinen, sagen zu können, was Lehrer:innen noch alles zusätzlich machen sollen, gerade jetzt in dieser herausfordernden Coronazeit.
Außerdem sollten unterschiedliche Professionen in der Schule miteinander, nicht gegeneinander arbeiten, so dass alle davon profitieren können – Kinder, Eltern und alle sonstigen Beteiligten. Und unabhängig davon, wer welche Ausbildung hat und wo auch immer gesellschaftlich steht.
Das Lernen in der Schule ist nur ein – wenn auch sehr wichtiger – Teil einer Lebensreise. Und deswegen möchte ich eine Schule bzw. Bildung, die die Lernenden und die Lehrenden inspiriert, sinnstiftend ist und die Schüler:innen animiert, gerne zu lernen, damit sie etwas bewirken können.
Mein persönlicher Beitrag
In meiner Arbeit als Schulsozialpädagogin mache ich genau das: Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen, Konflikte gemeinsam lösen, Reibungsfläche bieten, an der sie wachsen können und jungen Menschen Verantwortung übergeben.
In meiner Arbeit als Coach unterstütze ich wiederum Lehrer:innen bzw. Menschen, die an Schulen arbeiten dabei, ein gesundes Stressmanagement zu erlernen, zu erweitern oder zu erhalten. Denn Lehrer:innen, die gut und positiv mit Stress umgehen können, können wiederum Schüler:innen gelassener in Konflikten bzw. im Alltag begegnen und leichter mit den Anforderungen umgehen. Das führt wiederum dazu, dass Schüler:innen sich ernst genommen fühlen und sie besser in ihrer Entwicklung unterstützt werden können, So entwickeln sie sich zu verantwortungsvollen jungen Menschen und gestalten ihr Leben entsprechend. Und nicht zu vergessen: Lehrer:innen, die eine gesunde Stressbewältigungskompetenz entwickelt haben, können bis zur Pensionierung gesund in einem Beruf arbeiten, den sie mit viel Enthusiasmus und Idealismus angefangen haben und den sie auch gut beenden können, wenn die Zeit dafür reif ist.
Weltfrieden ist und bleibt meine Vision
Ja, Weltfrieden, der durch die Arbeit mit den Begleiter:innen von jungen Menschen und mit den jungen Menschen selbst ermöglicht wird. Sie sollen in ihrer Lern- und Lebensreise befähigt werden, sich auf die reale Welt vorzubereiten, indem sie sich jetzt daran beteiligen, lernen Verantwortung – auch für die Auswirkungen ihres Handelns – jetzt zu übernehmen, und die in einer gesunden Lernumgebung Fähigkeiten und Denkweisen üben und entwickeln können, damit sie diese gezielt einsetzen können. Und dazu brauchen sie unter anderem die Unterstützung von entspannten Lehrer:innen, die sich für sie einsetzen, sie ernst nehmen und sie begleiten.
Das ist meine Vision von einer gesunden Lernumgebung hin zu Weltfrieden, für die ich mich tagtäglich einsetze.
Wie könnte die Vision in der Realität aussehen?
Nun, Weltfrieden gibt es derzeit tatsächlich nicht, aber dafür ist es ja auch eine Vision, für die es sich aber zu arbeiten lohnt. Du denkst, das passiert eh nicht? Schule als eine Art Mittel auf dem Weg zu Weltfrieden mit den oben beschriebenen Wünschen habe ich ein einziges Mal in meinem Leben kennenlernen dürfen: die Green School in Bali. Bei einer unserer letzten großen Reisen vor Covid 19 waren wir auf Bali (siehe auch meinen Jahresrückblick). Es war nicht das erste mal, so dass wir uns diesmal abseits der touristischen Pfade die Dinge, die uns bewegen, ansehen konnten. Ich wollte unbedingt eine Schule sehen (die einheimischen Schulen waren mir nicht fremd). Dafür wog ich ab: die Montessori Schule, mit einem Konzept, das ich kenne und daher die Umsetzung gut vergleichen kann oder aber die internationale Green School, die mir so absolut neu und wagemutig erschien. Nicht nur, dass die Menschen in einem einzigartigen Einklang mit der Natur und mit der Community ringsum stehen. In dieser Schule leben und lernen über 515 Schüler:innen aus 43 Nationen zusammen. Die Lehrenden bringen unterschiedliche bunte Lebensgeschichten und Erfahrungen mit. Ein Schwerpunkt der Schule liegt auf gelebter Nachhaltigkeit. Und die Quote Schüler:innen zu Lehrer:innen liegt deutlich unter der einer Schule in Deutschland (ca. 6:1). Traumhaft! Partizipation von Schüler:innen, Eltern und Lehrenden ist hier kein Fremdwort. Genaueres zum Programm, insbesondere der Werte (iRespect) kannst Du auf der Homepage finden, werde ich aber auch noch in einem gesonderten Artikel beschreiben. Mir gefällt das Konzept ungemein und ich würde dort sofort anfangen zu arbeiten. Natürlich kannst Du auch hier kritische Punkte finden, wenn Du danach suchst, wie z.B. die Höhe des Schulgeldes. Was aber diese Schule zeigt ist, dass doch einiges möglich ist, wenn man den Mut hat und sich auf den Weg macht. Das wünsche ich mir für Deutschland: Mehr Experimentierfreudigkeit in der Schullandschaft und weniger Restriktionen seitens der Behörden. Lasst uns Schule neu denken, so dass alle Beteiligten ihren Beitrag zu meiner Vision “Weltfrieden” leisten können.
Hast Du auch eine Vision, die etwas verändern will? Schreibe sie mir gerne hier in den Kommentar!
Ein Kommentar
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