Gedanken aus dem Wohnwagen,  Stressmanagement

#24 Gedanken aus dem Wohnwagen – die robbende Robbe

Wir waren in Dänemark bei Skagen. Natürlich setzte ich mich in die Dünen und schaute den Wellen zu, wie sie kommen und gehen, welche Geräusche dabei entstehen, hörte das Möwenkreischen, spürte den Wind im Gesicht, in den Haaren, fühlte mich teilweise wie sandgestrahlt, spürte die warmen Sonnenstrahlen. Mein Blick fokussierte einen kleinen Felsen im Meer. Darauf fand ein lustiges Möwentreiben statt. Plötzlich glaubte ich, meinen Augen nicht zu trauen: Mitten auf dem Felsen sonnte sich eine offensichtlich noch junge Robbe. Sie ließ sich von dem ganzen Gekreische um sie herum nicht irritieren, sie genoss einfach die Sonne, klatschte ihre Flossen aneinander, machte die Augen zu, genoss weiter. Sie nahm mich mit in ihre Ruhe, die sie ausstrahlte.

Auf einmal kam eine weitere Robbe, anscheinend die Mutter, und schaute zunächst vom Meer nach dem Rechten (so schien es mir). Sie versuchte ebenfalls auf den Felsen zu kommen, was mehr als schwierig war. Die Meeresströmung und die Höhe der Wellen sowie des Felsens schmissen sie immer wieder ins Meer zurück. Sie versuchte es unbeirrt weiter. Mittlerweile hatten schon mehrere Menschen neben mir das Schauspiel entdeckt und fieberten – wie ich – mit, wann sie es denn schaffen würde. Denn dass sie nicht aufgeben würde, war ziemlich schnell klar. Immer wieder umkreiste sie den Felsen und startete neue Versuche. Endlich, nach einer gefühlten Stunde (die tatsächlich „nur“ eine halbe war) hatte sie es endlich geschafft. Beifallsklatschen machte sich breit. Ich glaube, wir alle haben ihr es so sehr gegönnt, nachdem wir gesehen haben, wie sie sich mit jedem Versuch abmühte.

Ich dachte mir, dass diese Robbe echt Geduld und Beharrlichkeit bewiesen hat, indem sie nicht aufgegeben hat, sich nicht von den Umständen abhalten ließ, es immer und immer wieder zu versuchen. Klarer Fokus, alles andere war egal. Beneidenswert. Mir gelingt das nicht immer. Dir vielleicht? Dabei ist es oft so wichtig, sich nicht ablenken zu lassen und den Blick auf sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Zu viele Ablenkungen kosten doch nur unnötig viel Energie. Da ist es doch einfacher, das Ziel irgendwann aufzugeben, stimmt´s? Manchmal macht das Sinn, meistens geben wir jedoch viel zu schnell auf.

Aber was machte die Robbe, nachdem sie es endlich geschafft hatte? Sie robbte kurz zu der anderen, sah offensichtlich, dass alles in Ordnung war und rutschte über den Felsen wieder ins Wasser. Soviel Mühe und Energieeinsatz für diesen einen kurzen Moment!

2 Kommentare

  • Ulrike Storny

    Das war ganz klar die Mama: kurzer Blick, ob alles ok ist, dann läuft das Leben weiter. Kenn ich so auch -aus beiden Sichtweisen. Aber gut, dass sie nicht aufgegeben hat. Machen Mamas ja eh eigentlich nie, wenn es um ihre Kinder geht.
    Danke sehr für deinen Denkanstoß des Dranbleibens, auch wenn es mühsam ist! Zu früh aufgeben ist eben keine Option. 🙂

  • Gesa Oldekamp

    Liebe Annette, vielen Dank für Deinen Wohnwagen-Impuls! Da bekomme ich gleich Fernweh, denn auch mich zieht es mindestens einmal jährlich nach Dänemark.
    Und die Geschichte über die Robbe, die nicht aufgibt, gefällt mir sehr gut.
    Herzliche Grüße
    Gesa

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