#25 Gedanken aus dem Wohnwagen – Entschleunigung

Kaum sind wir in Schweden, überfällt mich das Gefühl von Entschleunigung. Ob  hier die Uhren irgendwie anders gehen? Vielleicht. Aber vieles ist offensichtlich nicht so wichtig. Ganz gewaltig merke ich das beim Autofahren. In Deutschland nerven mich Drängler, wenn ich schon Höchstgeschwindigkeit fahre. Dazu waghalsige Überholmanöver und das Gefühl, jeder will möglichst schnell von A nach B kommen und zwar egal, unter welchen Bedingungen.

Hier in Schweden darf ich auf den meisten Straßen ohnehin nur 80 km/h fahren. Was für mich das faszinierendste daran ist: Jeder hält sich daran. Und wenn einmal einer etwas langsamer fährt – egal! Lohnt sich nicht zu überholen. Wenn einer auf die Hauptstraße fahren will, dann wartet er ewig, bis jeglicher Verkehr vorbei ist und man unbeschadet reinfahren kann. Erstaunlich! Kein Überholmanöver vor einer Kurve oder unübersichtlichen Stelle, wenn überhaupt, dann muss das Fahrzeug deutlich – und ich meine deutlich- langsamer sein. Ein Traktor zum Beispiel. Oder ein Radfahrer.

Es gibt keine Beschimpfungen zum Fahrstil oder –geschwindigkeit. Auch beim Einparken wird geduldig gewartet.

Woher nehmen die Schweden diese Gelassenheit? Warum ist das möglich, bei uns undenkbar? Ich habe darauf keine Antwort, außer dass das eine Grundhaltung sein muss. Oder das Land mit seiner unbeschreiblich schönen Natur Auswirkungen hat.

Mir geht es jedenfalls gut damit. Ich wünsche mir, dass wir das auch in Deutschland so hätten. Das würde sicher manchen erhöhten Blutdruck oder Stress beim Autofahren verhindern. Mir macht hier das Autofahren sogar wieder Spaß, und das liegt nicht nur an der wundervollen Landschaft, die mich umgibt, sondern am Verhalten im Straßenverkehr. Mich entschleunigt das ungemein und trägt dazu bei, dass ich meist relativ entspannt an unseren neuen Zielen ankomme.

So sollten wir das doch immer halten: Ziel fokussieren und stressfrei ankommen. Nicht nur mit dem Auto, auch im Leben!