#8 Gedanken aus dem Wohnwagen – Erholungspausen
Heute mache ich mir Gedanken um Erholungspausen. Denn ich werde immer wieder von meinen Kursteilnehmer:innen gefragt: Wann lege ich sie ein, so dass sie mir auch etwas bringen? Wie lange sollten sie sein? Was soll ich da machen? Gar nichts?
Meine Antwort: Es kommt darauf an!
Jetzt wirst Du dir denken: „Super! Wieder so ein frommer Spruch, mit dem man nichts anfangen kann. Kann sie denn nicht Tacheles reden?“
Ja, könnte ich, aber was gut für mich ist, ist noch lange nicht gut für Dich.
(M)ein Beispiel
Ein (zugegebenermaßen längeres) Beispiel: ich bin eigentlich im Sabbatjahr, aber Corona hat uns bisher teilweise zumindest einen Strich durch unsere Pläne gemacht. Also haben wir beschlossen: im Juni werden wir unser Haus renovieren. Am besten wollten wir damit anfangen, dass wir unser Parkett abschleifen lassen, um schön gemütlich jeden Tag ein Zimmer fertig machen zu können. Dann, so unsere Überlegung, könnten wir im Juli sehr wahrscheinlich mit dem Wohnwagen weg. Wir glaubten dadurch, dass wir ja nichts anderes zu tun hatten, das zu schaffen. Wir mussten lediglich die Zimmer Stück für Stück, nachdem das Parkett abgeschliffen ist, einräumen. Wir hatten Glück und fanden einen Handwerker, der auch in der Zeit frei war.
Was wir als erstes nicht bedachten war, dass jedes Zimmer zweimal geölt werden und danach 12 Stunden aushärten musste, bevor wir überhaupt und nur auf alten Lappen den Boden betreten durften. Als zweites bedachten wir nicht, dass die Treppe ja auch dran war und wir demzufolge nicht in jedes Zimmer kamen. Als drittes, dass wir in den 25 Jahren, die wir in dem Haus lebten, noch kein einziges mal so richtig ausgemistet hatten und sich die Umzugskartons nur so füllten (denn wir wollten ja erst beim Einräumen aussortieren, vorher war keine Zeit dazu). Dann bedachten wir nicht, dass die Wände gestrichen, die Möbel abgebaut und irgendwo verstaut werden mussten (Gottseidank regnete es in der Zeit nicht und wir konnten einen Teil auf der Terrasse lassen), wir Besuch erwarteten, der Handwerker seine zweite Impfung bekam und zwischendrin aussetzen wollte, wir unsere zweite Impfung bekamen und nicht wussten, wie wir sie vertragen würden, die Küche eigentlich auch ausgeräumt werden musste, weil sich immer wieder die eine oder andere Mehlmotte zeigte, Arzttermine anstanden und, und, und.
Du merkst wahrscheinlich allein schon beim Lesen die Anstrengung. Dazu kommt noch, dass sich meine zwei kaputten Knie bei jeder Treppenstufe und jedem Karton bedankten und so der Göttergatte vieles alleine machen musste. Schließlich fühlten wir uns wie ein Aufziehauto, das so allmählich zum Stehen kam. Aber wir hatten vor Augen, dass wir mit dem Wohnwagen weg wollten, vorher aber noch unbedingt das Haus fertig werden musste. Erst dann, so meine Auffassung, hätten wir uns unseren Urlaub verdient und könnten ihn so richtig genießen. Schon wieder so ein oller Glaubenssatz! Wer sagt das denn? Wer oder was treibt mich denn an, damit ich so denke? Mein Perfektionismus? Der wollte doch nur, dass ich in ein perfekt aufgeräumtes Haus zurückkommen konnte für den Preis des absoluten „Ausgepowertseins“! Ja, wir machten Pausen dazwischen. Und setzten uns ein Limit. Bis dahin wollten wir so viel es ging noch erledigen. Was bis dahin nicht fertig wurde, sollte warten, bis wir wiederkamen. Dieses Limit überzogen wir nochmals um drei Tage.
Zurück blieben ein paar nicht ausgeräumte Kisten und ein paar Dinge, die wir nicht mehr erledigen konnten und wollten. Erst da haben wir gemerkt, wie urlaubsreif wir tatsächlich waren. Hätten wir nur noch einen Tag länger zu Hause herumgerödelt, wir wären wahrscheinlich nur schwer in der Lage gewesen, überhaupt weg zu fahren.
Wichtigkeit von Erholungspausen
Vielleicht verstehst Du mit meiner Geschichte meine eingangs gegebene Antwort auf die Frage zu den Erholungspausen: Es kommt darauf an.
In meinem Falle haben wir z.B. trotz der vielen Arbeit immer wieder Erholungspausen reingepackt: mal später aufgestanden und noch ein wenig Zeit mit einem Cappucchino im Bett vertrödelt, mal ein kleiner Abstecher in den Biergarten, mal ein Abendessen, das wir uns liefern ließen (und uns so die Kochzeit sparten) oder ein Spielchen im Garten. Ich bin der Überzeugung, dass wir nicht effektiver oder schneller hätten arbeiten können, sondern dass die Pausen genau so richtig und wichtig waren. Eine andere Person hätte das Pensum wahrscheinlich anders bewältigt und andere Pausen dazwischen gepackt: länger, kürzer, nicht so oft oder häufiger – es kommt eben darauf an. Darauf, wie Du dich fühlst und was Dein Körper Dir signalisiert.
Und jetzt kann ich unsere Fahrt im Wohnwagen als Erholung sehen und mich treiben lassen, wo immer es uns hin verschlägt. Es kommt halt einfach darauf an.
Wie sieht das bei Dir aus?
Ich hoffe, Du überdenkst Deinen eigenen Stress, hältst zwischendurch mal inne und überlegst, was gerade wichtig ist. Dabei solltest Du gnadenlos ehrlich zu Dir sein. Ist es jetzt gerade wichtig, die Küche noch aufzuräumen? Wer sagt das? Ist das einer Deiner inneren Antreiber? Zum Beispiel derjenige, der will, dass alles perfekt ist (wie bei mir)? Oder ist es vielleicht doch wichtiger, eine Pause zu machen? Selbst zu bestimmen, wie lange sie sein darf (außer Du bist in der Arbeit und hast nur begrenzt Zeit)? Oder was Du mit der Zeit machst? Vielleicht sogar ein Power nap? Das geht im Übrigen auch am Schreibtisch!
Kennst Du Dein Limit und auch die Möglichkeiten, wie Du zu kurzen oder längeren Erholungspausen kommst? Kennst Du nicht? Dann sollten wir uns unterhalten.
Du willst mich bzw. meine Art zu arbeiten und meine Einstellung besser kennenlernen? Dann schau auf meinen Blog. Unter der Kategorie „Stressmanagement , aber auch unter „Persönliches“ findest Du einige Artikel dazu.
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Ein Kommentar
Luise Geier-Asfiaoui
Das hast du sehr treffend beschrieben.
Es kommt darauf an! Super.
Lieber Gruß
Luise