Ich gestehe, ich bin ein Spießer!
Solange ich denken kann, wollte ich nie ein Spießer sein. Und da stellt sich zunächst die Frage, was genau ein Spießer ist. Laut Definition bei Wikipedia werden als Spießer „…in abwertender Weise engstirnige Personen bezeichnet, die sich durch geistige Unbeweglichkeit, ausgeprägte Konformität mit gesellschaftlichen Normen und Abneigung gegen Veränderungen der gewohnten Lebensumgebung auszeichnen “
Was verbinde ich aber selbst damit? Spießer zu sein war für mich immer gleichbedeutend mit Starrheit, Verharren in einer bestimmten Position, sich nicht mehr als nötig von einem gewissen Standard wegbewegen bzw. an einem gewissen Status festhalten. Aber Spießer sind für mich auch die Menschen, die jeden Samstag Nachmittag den Rasenmäher anschmeißen, am besten mit dem Rasenkantenschneider noch nachjustieren, den Gehsteig kehren. Die, die Gartenzwerge im Garten stehen haben.
Und es sind die Menschen, die im Urlaub an immer denselben Ort fahren, weil es da so schön ist, die Nachbarn auch da sind, man alles kennt und alle einen kennen. Und natürlich auch das Auto, das immer von innen und außen picobello sauber ist, als ob nie jemand drin gesessen hätte (und schon gar nicht ein Kind). Wird natürlich auch am besten am Samstag nachmittags gemacht und, und, und.
Mir würden noch viel mehr Beispiele einfallen und da merkst du schon – ich bin in einem kleinen, katholischen Dorf in Bayern aufgewachsen. Konform gehen und festhalten an Normen? Ich doch nicht. Viel mehr noch, ich bin eher in die Offensive gegangen. Da gab es die „Atomkraftwerk – Nein Danke“ Plaketten ebenso sehr wie die der Franz-Josef-Strauß-Gegner (Ja, ich bin schon was älter…). Die Haare bunt gefärbt und immer ein wenig Anti. Sehr zum Leidwesen meiner Eltern, die sich aber auch nicht immer unbedingt nach den Normen gerichtet haben.
Wo stehe ich jetzt?
Seit 26 Jahren wohne ich in einem Eigenheim, ein kleines Reihenhäuschen am Stadtrand im immer gleichen Ort, habe einen Bausparvertrag, eine Lebensversicherung, seit letztem Jahr besitzen wir einen Wohnwagen und ein für unsere Begriffe relativ großes und spießiges Auto. What? Ja richtig gelesen, einen Wohnwagen. Spießiger geht es ja nicht mehr. In meiner Vorstellung waren Wohnwagenbesitzer solche Menschen, die alles in ein fahrbares Haus packen, damit sie es im Urlaub nicht vermissen – inklusive Satellitenschüssel.
Wie kam es zu all dem?
Nun, unser Häuschen haben wir gekauft, weil wir die Schnauze voll hatten von den hohen Mieten, den ewig schlecht gelaunten Vermietern, dem schlechten Gewissen, wenn wir ein Loch nicht vermieterkonform gebohrt hatten. Wir dachten uns, wir stecken das Geld, das wir an Miete zahlen, in die Abzahlung eines Häuschens. Dabei waren wir allerdings noch so schlau, die Finanzierung so zu planen, dass wir, wenn es uns woanders hinziehen sollte, das Haus oder aber einen Teil davon (Einliegerwohnung) verkaufen konnten. Meine Mutter meinte nur, als sie von unseren Plänen erfuhr: „Jetzt kommt ihr aber wahrscheinlich nicht mehr zurück“. Naja, uns zog es so oft woanders hin, aber leider hatte mein Mann einen Beruf, der es uns schwer machte, woanders hin zu ziehen und wir waren froh, dass er eine feste Stelle hatte, die uns einiges ermöglichte. Also blieben wir, haben unser Kind dort großgezogen und doch ganz gut gelebt. Trotzdem blieb immer so ein kleines Fünkchen, irgendwann woanders leben zu können.
Was ist mit dem Auto? Das ist gerade neu. Nein, eigentlich ist es ein 23 Jahre altes Auto mit über 300.000 gefahrenen Kilometern, tiefergelegt, Ledersitzen und 170 PS. Ein Auto ist für uns ein Nutzgegenstand. Es muss uns von A nach B bringen und Dinge transportieren können. Und vor allem muss es den Wohnwagen ziehen können. Unser „altes“ Auto hatte gerade seinen Geist aufgegeben, daher brauchten wir ganz schnell ein neues für den Urlaub. Und da lief uns dieses Auto glücklicherweise über den Weg: super gepflegt, von einem Liebhaber alter Autos, der sehr viel Herzblut in das Auto steckte und es total gut in Schuss hielt. Alles was er repariert hatte, war fein säuberlich mit Rechnung in einem Schnellhefter dokumentiert. Als er uns noch erzählte, dass er Beamter sei, war für mich alles klar. Ein Hoch auf das Beamten- und damit Spießertum und deutsche Gründlichkeit! Was wollten wir mehr? Da nahmen wir auch den Rest, also die Ledersitze (die der Vorbesitzer vor Übergabe nochmals mit Lederpflege extra für uns behandelt hatte), den Extra amaretttofarbenen Lack (noch nie von so einer Farbe gehört), den 8-fach CD-Wechsler und noch so einige andere kleinere Spielereien in Kauf. Und vielleicht schaffen wir es ja mit diesem Auto, künftig das Chaos im Inneren klein zu halten.
Nun zum Wohnwagen: Wir sind Menschen, die sehr gerne mit dem Rucksack verreisen, um andere Länder, Menschen und deren Kultur kennenzulernen. Hotelurlaub haben wir bisher nur ganz wenige Male gemacht und da hatten wir zu wenig Zeit, um mit dem Rucksack zu reisen, sondern wollten nur mal nichts tun, um hinterher jedes mal festzustellen: War ja ganz nett, aber Hotel ist nicht so unser Ding. Freunde von uns lieben Kreuzfahrten – für mich die absolute Horrorvorstellung, für sie Urlaub vom Feinsten. Jeder halt so, wie er mag. Warum also jetzt einen Wohnwagen? Ein Bulli – ja, das war immer mein Traum, ein Wohnwagen so gar nicht. Der Anlass war eher ein trauriger: ein guter Bekannter erhielt eine Krebsdiagnose und verkaufte so einiges an Menschen, die zu schätzen wussten, was sie da kauften. Meine anfängliche Skepsis bekämpfte der Göttergatte mit kleinen Testfahrten an verlängerten Wochenenden (ich immer mit dem Hintergedanken dabei, den Wagen notfalls wieder zu verkaufen). Die überzeugten mich noch lange nicht. Schließlich wagten wir letztes Jahr das Abenteuer eines 4-Wochen-Trips durch Deutschland – Dänemark – Schweden. In Dänemark dachte ich noch, ich falle vom Glauben ab. Natürlich standen wir nicht mehr bei den „normalen“ Camping Gästen sondern bei den Dauercampern, die oft riesige Vorzelte mit Holzboden, Sofas, Flachbildschirm (und nicht so ein popeliges kleines Ding wie wir den zu Hause haben),Mikrowelle und mit einem kleinen Zelthäuschen nebendran. Der Inhalt des Zelthäuschen offenbarte sich uns an einem Samstagnachmittag: Rasenmäher, Rasenkantenschneider, Dampfgerät, um das Vorzelt von außen und innen zu reinigen! Ich dachte, ich spinne. Genau das wollte ich nicht. Also nix wie weg. Ich konnte so gar nichts richtig genießen.
In Schweden allerdings habe ich sehr zu schätzen gelernt, dass wir autark stehen können. Dort ist es fast überall erlaubt zu stehen und mit Hilfe einer App haben wir die schönsten Plätze am Meer, an einem See oder sonst wo gefunden. Und da habe ich festgestellt: Individuell reisen geht auch so, die Beschränkung saß lediglich in meinem Kopf. Wir haben so viele andere Individualreisende kennen gelernt, unheimlich nette und hilfsbereite Menschen, viel vom Land gesehen und da ich aufgrund einer Erkrankung auch nicht mehr so gut zu Fuß bin, war es optimal. Seitdem habe ich meine alte Überzeugung über Bord geschmissen. Wenn so zu reisen spießig ist, dann bin ich gerne ein Spießer.
Was hat meine Art der Spießigkeit aber mit Dir bzw. mit meinem Business zu tun?
Nun, Du findest bei mir folgende Eigenschaften und Werte, die natürlich von der Art, wie ich aufgewachsen bin, stark beeinflusst sind:
- Bodenständigkeit: da kommt das bayerische Dorf zum Vorschein. Ich kehre immer wieder dorthin zurück, auch wenn ich mir ganz lange nicht vorstellen konnte, jemals wieder dort zu wohnen. Die Engstirnigkeit, die soziale Kontrolle und die Spießigkeit haben mir oft die Luft zum Atmen genommen. Trotzdem sind dort meine Wurzeln, meine Eltern , die mir meine Werte zum größten Teil auch mitgegeben haben, leben nach wie vor an diesem Ort. Und mittlerweile hat sich doch so einiges geändert. Ich könnte mir sogar vorstellen, dort wieder zu leben.
- Sicherheit und Verlässlichkeit. Spießigkeit war für mich unter anderem immer gleichbedeutend mit Beamtentum und damit einem sicherer Job, nie etwas wagen, aber gleichzeitig auch die Absicherung, dass Sicherheit für bestimmte Dinge vorhanden ist. Mittlerweile finde ich auch das erstrebenswert und Du findest das in meiner Art zu arbeiten.
- Genaue Überlegungen, welche Optionen für bestimmte Dinge in Frage kommen, um damit wiederum eine gewisse Sicherheit zu schaffen.
Daneben bringe ich aber auch noch viele andere Voraussetzungen mit, die mich in meiner Zeit, die ich in meinem (spießigen) Heimatort aufgewachsen bin, entwickelt habe und die mich immer wieder gerettet habe. Mittlerweile fließen sie in meine Arbeit ein:
- Anpassungsfähigkeit und Flexibilität: ich kann mich gut den momentanen Gegebenheiten anpassen und auf verschiedene Ausgangslagen eingehen, ähnlich wie ein Chamäleon. Trotzdem bin ich nicht unsichtbar.
- Kreativität beim Finden von Lösungen: “Keine Lösung” gibt es nicht – und wenn ich mich dafür weiterbilden muss!
- Gelassenheit: hey – Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut und so sehe ich auch das in meiner Arbeit. Wer Zeit benötigt, der bekommt sie bei mir auch.
- Offenheit: ich bin ein Fan von klaren und deutlichen Worten. Das mag Dir vielleicht nicht immer so ganz „schmecken“, aber das gibt Dir Anstoß, über bestimmte Dinge nachzudenken und sie im besten Falle klarer zu sehen. Gleichzeitig liebe ich es aber auch an geeigneter Stelle mehr oder weniger kleine oder größere Provokationen einzustreuen, um den Blickwinkel zu verändern und sich auf eine andere Denkweise einlassen zu können
- … und ich lasse mich auch gerne überraschen. Nur, weil ich bestimmte Dinge nicht kenne, sehe, höre oder gelesen habe, heißt das für mich noch lange nicht, dass es sie nicht gibt oder sie möglich sind. So hätte ich noch vor einem Jahr jeden für verrückt erklärt, der mir gesagt hätte, ich würde den Tauchschein machen. Seit einem halben Jahr bin ich schließlich stolze Besitzerin eines solchen und ich habe ihn dazu noch auf Englisch gemacht!!
Wenn meine Art der Spießigkeit also das ist, was Du bei mir gut findest, dann bleibe ich gerne so. Da fällt mir im Übrigen noch eine Werbung aus den 90ern ein, die vielleicht auch meine Entwicklung ein Stück weit ausdrückt,:
Wenn Dich das alles reizt und du dir überlegst, mit mir zusammenzuarbeiten, dann melde dich kurz für ein Kennenlerngespräch. Wer weiß? Vielleicht ist spießig sein auch was für Dich?