Meine Reisetagebücher
Angeregt durch die Blogparade von Eva Helms “Wir verlängern den Urlaub. Zeige dein Reisetagebuch” habe ich meine alten Reisetagebücher heraus gekramt. Ich habe eine Kiste, da kommt alles rein, was mit meinen Reisen zu tun hat (außer Reiseführer, die stehen extra): Eintritts- und Postkarten, Flyer, Landkarten, Programme, Abrechnungen und natürlich meine Tagebücher.
Ich finde irgendeine Art der Erinnerung, die ich mit den Reisen verknüpfen kann, wichtig. Häufig sind das kleine Gegenstände, wie eine Muschel, ein Stein, eine Postkarte. Aber wenn ich meine Einträge im Reisetagebuch lese, bekommt alles wieder Leben und die Erinnerung daran wird wach. Mittlerweile hat sich das Reisetagebuch für mich verändert, aber trotzdem kann ich jederzeit darauf zurückgreifen. Die schönen Erinnerungen an die jeweilige Reise zaubern mir jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht und helfen mir über manch grauen Tag oder Reisesehnsucht hinweg.
Meine allerersten Reisen
Nach meinem Abitur (das war 1985) startete ich mit dem Reisen erst so richtig durch. Leider habe ich von den aller-, allerersten Reisen kein Tagebuch. Ich war da eher der Typ Postkartensammlerin oder Eintrittskartenaufheberin. Der Göttergatte hatte immer eine tolle analoge Kamera mit zwei verschiedenen Objektiven, diversen Filtern und etlichen Filmen dabei, die es damals nicht so ohne weiteres in unseren Reiseländern gab (die machten im Übrigen einen nicht unbeträchtlichen Teil des Gewichts im Rucksack aus). Mein Foto war eher Typ kleine Pocketkamera, die meist unscharfe Bilder machte und die ich deswegen auch nicht mitnahm. Also gibt es zwar jede Menge Dias, aber nichts, was man so ohne weiteres in die Hand nehmen und anschauen kann. Außer: Post- und Eintrittskarten.
Meine ersten Reisetagebücher
Dann fing ich mit den ersten Rucksackreisen an. Weil alles so spannend und aufregend war, führte ich auch ein Reisetagebuch. Ich hielt darin spaßiges, interessantes, ganz banales, was auch immer an diesem Tag passiert war, fest. Manchmal mit einer kleinen Zeichnung, aber überwiegend Text. Gerade in den Ländern, in denen wir Malariaprophylaxe machen mussten, konnte ich immer festhalten, wann wir die nächste Tablette einschmeißen mussten. Da stand dann drin: heute Resochintag.
Die Bücher selbst waren oft nicht schön. Kleine Kladden, die in den Rucksack passten, zweckmäßig waren und die ich nach dem Urlaub außen noch bekleben wollte. Rate, wie viele ich beklebt und verschönert habe? Richtig! Keine einzige. Meist fehlten auch die letzten Tage im Verlauf, denn die waren immer geprägt vom Packen, Fliegen und viel Müdigkeit (weil Jetlag). Da hatte ich keine Lust mehr und mit dem Nachholen hielt ich es so, wie mit dem Bekleben. Außerdem gab es ja immer noch die Dias, die der Göttergatte machte.
Veränderungen
Allmählich veränderte sich meine Dokumentation bzw. das Schreiben. Die Kamera war uns irgendwann zu schwer, es gab mittlerweile Smartphones, mit denen der Göttergatte fotografierte und ich sammelte weiterhin Landkarten, Flyer, Eintrittskarten. Viel Lust zum Schreiben hatte ich in der Zeit nicht. Nein, halt, das stimmt nicht. Wir konnten nicht so lange Reisen unternehmen, da wir mit dem kleinen Tochterkind unterwegs waren. Es gab keine langen (Rucksack-) Reisen. Viel mehr waren wir zu kürzeren Zeltaufenthalten unterwegs. Manchmal schrieb ich, manchmal nicht. Das Tochterkind verzierte gerne meine Einträge.
Dann wagten wir endlich wieder eine Rucksackreise mit dem Tochterkind (sie war damals 8 Jahre alt). Wir flogen nach Indonesien und auf einmal fand ich es wieder wert, ein Reisetagebuch zu schreiben. In den darauffolgenden Jahren behielt ich das zumindest bei den längeren Urlauben bei (neben der üblichen Kartensammlerei). Die Bücher mussten mittlerweile bereits von außen schön sein, sodass sie mich animierten, auch wirklich zu schreiben.
Irgendwann entdeckte ich Sketchnotes für mich. Die kleinen Zeichnungen hielten Einzug in meine Reisetagebücher.
Digitale Welt
Seit einigen Jahren gibt es bei uns eine Art digitale Reisebücher. Die Galerie meines Smartphones ist voll mit Fotos, die ich mir dann auf meinen Laptop ziehe. Immer, wenn mich das Fernweh plagt, mache ich eine Datei auf und drifte in eine andere Welt. Ab und zu schreibe ich auch noch etwas dazu oder halte es, seit ich blogge, in meinen Monatsrückblicken fest.
Da ich aber gerne und unkompliziert Bilder anschaue, bin ich dazu übergegangen, Fotobücher der jeweiligen Reiseziele zu erstellen. Über mein Sabbatjahr ist es ein ganz schön dickes Buch geworden, das in unserem Wohnzimmer immer griffbereit steht.
Fazit
Manchmal schreibe ich noch ein Reisetagebuch, ganz old school, manchmal nutze ich Sketchnotes, manchmal lasse ich das sein und genieße den Abend bei einem Weinchen am Lagerfeuer oder wo immer ich auch gerade bin. Ich sauge dann die Atmosphäre in mich auf. Das ist mir mittlerweile wichtiger geworden, als zu schreiben. Immerhin habe ich die Fotos ja auf meinem Handy oder Laptop. Ich merke, dass die Fotos zwar viel einfangen, aber nicht alles. Wer weiß, vielleicht ist in meiner nächsten Reise wieder ein schönes Reisetagebuch dabei (neben dem Kartensammeln)?
2 Kommentare
Eva
Liebe Anette, vielen Dank für Deinen Beitrag zu meiner Blogparade. Also mit so einem reichhaltigen Schatz an Urlaubstagebüchern hätte ich auch einen ganzen Tag verbringen können. Aber das ist ja auch der Sinn der Sache, wir bewahren unsere liebsten Erinnerungen auf, Muscheln, Steinchen, Bilder und Tinte. Deine Zeichnungen finde ich super. Und das mit den fehlenden Beschreibungen der letzten Tage kenne ich auch so 🙂
Herzliche Grüße, Eva
Anette
Liebe Eva,
Ja, viel Zeit mit den Erinnerungen verbringen, tut mal ganz gut. Der Göttergatte hat zweimal zu mir ins Zimmer geschaut, weil ich laut lachen musste über das, was da drin stand. So kamen wir ins Gespräch nach dem Motto: ” Kannst du dich noch erinnern….” . War echt ein guter Anstoß!
Grüße Anette