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Was ist die Warum-Kaskade?

Wer? Wie? Was? Wieso? Weshalb? Warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm!

Kennst du noch? Ja, das ist aus der Sesamstraße. Damit forderte sie die Zuschauer:innen, in der Regel Kinder, zum Fragen stellen und Nachdenken auf. Dabei müssten wir unsere Kinder nicht auffordern, das zu tun. Das machen sie schon von ganz alleine und haben in der Regel keine Probleme damit.

Warum ist Fragen so wichtig?

Kannst du dich noch an die Warum-Phase deines Kindes erinnern? So ca. zwischen 2 und drei Jahren, als dein Kind versuchte, die Welt zu begreifen und zu verstehen. Es fragte dir sicherlich Löcher in den Bauch und mitunter fiel es dir wahrscheinlich schwer, nicht entnervt aufzugeben. Meist waren das Fragen nach Dingen oder Begebenheiten des Alltags wie “Warum ist der Apfel rot, der andere Apfel aber grün?”, “Warum gibt es dicke und dünne Menschen?”, “Warum darf ich keine Cola trinken, du aber schon?”, “Warum ist die Pfütze auf dem Weg heute verschwunden?”. Du hast mit Sicherheit Antworten gegeben und dein Kind hat es aufgenommen, ohne zu werten.

Dann werden wir älter und trauen uns irgendwann nicht mehr, Fragen zu stellen. Obwohl: es wird doch immer wieder gepredigt, dass es keine dummen Fragen gäbe? Übrigens: Wie viele Fragen hast du heute schon gestellt?

Gute Fragen zu stellen, ist in der Kommunikation so wichtig. Kein Mensch denkt darüber nach, ob er oder sie die Fähigkeit hat, Fragen zu stellen. Dabei wäre das mitunter schon ganz hilfreich. Denn: wenn ich (nach-) frage, kann ich ein Gespräch steuern, erweitert sich mein Wissen, öffnen sich Türen, erreiche ich ein Ziel, zeige ich Interesse etc. Ganz schön viel, oder?

Warum “Warum-Fragen” nutzen?

Bleiben wir noch einmal beim Kind: Es stellt eine Warum-Frage und erhält eine Antwort. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder es ist mit der Antwort zufrieden, verarbeitet sie und spielt weiter oder aber es passiert, was viele Eltern fürchten: Es kommt die nächste Frage, wie z.B. “Warum ist das so?”. So geht es immer weiter.

Wenn du mehrfach hintereinander die Warum-Frage stellst, nennt man das als Methode in der Kommunikation schließlich die Warum-Kaskade. Es gibt sie problem- oder zielorientiert. Wenn du das Problem selbst noch nicht eindeutig benennen kannst bzw. nicht genau weißt, was z.B. dich gerade ausbremst, dann ist Ersteres der Fall. Zielorientierung liegt vor, wenn du das Problem kennst und eine funktionierende Lösung dafür haben möchtest.

Ein eigenes Beispiel: Ich habe einen kostenlosen Workshop angeboten, um mehr Menschen auf mich aufmerksam zu machen und ihnen ein spezielles Angebot aus meinem Coachingbereich anzubieten. Persönlich fand ich das ein gutes Angebot, die breite Masse jedoch nicht. Also fragte ich mich, woran das liegen könnte. Mit der Warum-Kaskade könnte ich dann folgendes mögliche Diagramm aufstellen:

Du siehst, ich könnte das noch mit weiteren “Warums” fortführen. Es endet erst dann, wenn mir nichts mehr dazu einfällt. Am besten funktioniert die Kaskade, wenn sich mehr Personen beteiligen, denn dann befeuert ein regelrechtes Ideengewitter die Kreativität der Fragen bzw. möglichen Antworten, bis man schließlich zu einer effektiven und umsetzbaren Lösung kommt.

Im Übrigen kennt man ein ähnliches Vorgehen in der Wirtschaft / Management auch unter der 5-Why-Methode. Toyoda Sakichi (1867 -1930) hinterließ als Vermächtnis seine Erfindungen, aber auch Management-Methoden wie die 5-Warum-Fragen-Methode, die im Prinzip ähnlich funktioniert.

Zwei wichtige Prinzipien

Wenn die Warum-Kaskade nicht so richtig bzw. zufriedenstellend funktionieren sollte, dann hast du vielleicht eines (oder beide) der folgenden zwei Prinzipien nicht beachtet:

Prinzip 1: Nicht zu früh aufhören

Wenn du ein Warum gefunden hast, dass du gut findest, dann solltest du noch nicht aufhören, weiter zu fragen. Sonst machst du es dir zu einfach, denn das, was du gefunden hast, ist möglicherweise bequem für dich. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass du lediglich noch nicht am Ende angekommen bist. Häufig ist das Ergebnis nicht unbedingt so komfortabel. Grabe weiter. Wenn du keine Ideen mehr haben solltest, dann geh in einen Kindergarten und hol dir Hilfe bei den kleinen Warum-Fragern!

Prinzip 2: Keine Bewertung der Antworten

Das passiert häufig: Wenn du wirklich an “des Pudels Kern” gekommen bist, kann es sein, dass dir die Antwort nicht so sehr gefällt. In meinem Fall könnte das sein, dass ich beim Thema des Workshops zu abgehoben bin. Das fühlt sich nicht gut an. Wenn ich mich nun nach dieser Bewertung richte, verändere ich ja nichts. Und damit habe ich keine wirkliche Lösung kreiert. Betrachte die Antwort lieber aus einiger Distanz als das, was sie ist: eine Antwort, die dir bei der Veränderung hilft und die dir einen möglichen blinden Fleck zeigt. Dessen bist du dir nun bewusst und kannst etwas verändern.

Beachtest du diese beiden Prinzipien, dann kannst mithilfe der Warum-Kaskade schnell Lösungen finden.

Risiko der Warum-Fragen

Es gibt allerdings auch Warum-Fragen, auf die wirst du keine Antwort finden, wie z.B. rhetorische Fragen: “Warum ist das Wetter heute schlecht?” oder “Warum scheint heute die Sonne?”.

Oder aber sie zielen auf deine Vergangenheit, die sich nicht mehr verändern lässt. Beispiel: “Warum hast du das nicht anders gemacht?”. “Warum habe ich damals so entschieden?”. Es ist müßig, über solche Fragen zu grübeln, weil sich ja doch nichts verändern lässt. Es fühlt sich nicht gut an, wenn du auf eine solche Frage keine Antwort findest, weswegen das Stellen solcher Warum-Fragen immer ein Risiko in der Kommunikation darstellen, da sie dich mit einem schlechten Gefühl zurücklassen.

Weitere Warum-Fragen, die mit Vorsicht zu stellen sind, sind diejenigen, bei denen ein mehr oder weniger latenter Vorwurf mitschwingt. Ganz sicher sind solche Fragen im juristischen Bereich, also bei Verhören etc. zu finden. Sie sollen dann z.B. helfen, Motive aufzuklären. Fragst du aber im Alltag nach den Hintergründen, so ist das mit Vorsicht zu formulieren, denn allzu schnell kann das als Angriff auf die Person gewertet / empfunden werden, was eigentlich zum Verständnis einer Situation gedacht war. Oder wie würdest du Fragen wie “Warum machst du das?” oder “Warum kommst du erst jetzt zurück?” verstehen? Ich kenne solche Warum-Fragen bei meinen Coachees als Enttäuschung auf eine Erwartungshaltung, eines Resultates oder aber einer versteckten Zurechtweisung. In ihrer Kindheit wurden ihnen oft diese Art der Fragen gestellt. Später werden sie von ihnen in ihren Beziehungen begleitet. Dabei gehen sie fast unmittelbar bei einer derartigen Frage in die Verteidigung oder zumindest in die Rechtfertigung.

Fazit

Willst du ein echtes und aufbauendes Gespräch führen, dann besser ohne eine Warum-Frage. Da sind eher andere Fragetechniken angesagt, um deinem Gegenüber zu ermöglichen, sich nicht angeklagt zu fühlen, sondern auf Augenhöhe einen offenen Gesprächspartner zu treffen.

Die Warum-Kaskade ist wie oben beschrieben zwar zielführend, wenn du ein offensichtliches Problem schnell (am besten im Team) lösen willst oder du einem unklaren Problem schnell auf dem Grund gehen willst. In allen anderen Gesprächen solltest du sie vermeiden und zu anderen Formulierungen greifen wie z.B. “Wie kam es dazu, dass…?” oder “Was spricht dagegen?”. Außer du bist gerade zwei oder drei Jahre alt und versuchst die Welt zu begreifen und verstehen.

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Dieser Artikel ist im Rahmen der Blogdekade im Februar 2024 entstanden. Ziel ist es, in 10 Tagen 10 Blogartikel zu schreiben. Dies ist Artikel Nummer 9.

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