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#31 Gedanken aus dem Wohnwagen – Oh du Wal meiner Wahl

Im Norden Norwegens haben wir an einer sogenannten Walsafari teilgenommen. In Sri Lanka hatten wir etwas ähnliches schon mal gemacht. Nur, dass das kein Beobachten, sondern beim kleinsten Anzeichen eines Wales eine regelrechte Jagd auf sie war, die sich dann – natürlich – nicht mehr blicken ließen. Damals habe ich mir geschworen, dass ich so etwas nicht mehr mitmache. Auch nicht bei Delfinen oder ähnlichen Tieren.

Was war anders, dass sich meine Meinung geändert hat? Nun, die Organisation ist schon seit Ende der 80er auf Whale watching spezialisiert. Ihre Intention ist tatsächlich das Beobachten sowie das Zählen und Schützen der vorbeikommenden Wale. Zur Information haben sie ein kleines, aber ganz feines Museum aufgebaut. Die Führung gehört bei einer Tour automatisch dazu. Damit regen sie zum Nachdenken an. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass jede Schwanzflosse eines Wales so individuell wie unser Fingerabdruck ist. So können die Guides beobachten, welche Wale immer wieder kommen. Auf einer Tafel konnte man die verschiedenen Flossen sehen und tatsächlich: es gab deutliche Unterschiede. Auch, dass die Wale durch eine eigen Langstreckenortung (die Klicklaute) ihre Beute aufspüren und verfolgen. Bei einem Taucher, der dem zu nahe gerät, können sogar Lähmungen von Körperteilen wie Arm hervorgerufen werden. Wow! Was für mächtige Tiere!

Das Gebiet vor den Västeralen garantiert schon fast eine Walbeobachtung, denn kurz vor der Insel Andoya gibt es unter dem Meer einen Canyon. Durch die Zirkulation bzw. Strömung unter Wasser ist Plankton, Krill etc. reichlich vorhanden, so dass die Wale sich wie an einem Buffet einfach bedienen können. Fast alle Walarten können zu unterschiedlichen Jahreszeiten beobachtet werden, außer dem Blauwal.

Voller Spannung auf das, was kommen würde, und bei bestem Wetter ging es für uns auf´s Boot. Wir hatten die Empfehlung, vor der Tour nichts oder nur sehr wenig zu essen, beachtet, andere dagegen nicht. Ich würde mal sagen, ein Drittel hat so die Tour mit der vielberühmten Kotztüte in der Hand verbracht. Ich musste einen finnischen Familienvater bewundern, der seinen zwei Kindern und Frau abwechselnd neue Tüten und Tücher reichte.

Nach ca. 40 km war es dann schließlich soweit. Per Echolot und im Austausch mit einem anderen Boot kam die Durchsage, dass ein Pottwal gesichtet bzw. geortet wurde und man jetzt hier warten würde, um den Wal nicht zu verscheuchen. Und dann war es tatsächlich soweit: erst mehrere kleine Fontänen in weiter Ferne, die immer näher auf uns zukamen. Ca. 8 Minuten lang sahen wir den mächtigen Körper immer wieder an der Oberfläche. Bis er schließlich „Anlauf“ nahm, um abzutauchen und uns noch seine Schwanzflosse zeigte! Ich war so aufgeregt, dass ich beim Fotografieren auf den verkehrten Button drückte. Aber egal, das Bild hat sich in mein Hirn eingebrannt. Voller Dankbarkeit und Demut vor diesem 18 Meter langen Tier stand ich noch lange danach auf dem Vorderdeck und beobachtete das Meer, obwohl ich wusste, dass der Wal zwischen einer halben und einer Stunde abtauchen konnte. Es war also unwahrscheinlich, dass genau dieser Wal an diesem Platz wieder auftauchte. Trotzdem war ich noch ganz erfasst von dem eben Erlebten. Auch jetzt, wenn ich es dir beschreibe, ergreift mich dasselbe Gefühl wieder. Eine tiefe Dankbarkeit, das erleben zu dürfen, beseelt mich seit diesem Zeitpunkt.

Mein Entschluss nach dieser Beobachtung: Nie mehr wieder eine Walsafari mitmachen und lieber das Erlebte bewahren. Wenn du mit dem Gedanken spielst, so etwas erleben zu wollen, dann informiere dich vorher genau. Diese Organisation, Hvalsafari Andenes / Whalesafari Andenes (www.whalesafari.no) hat in meinen Augen ganz vieles richtig gemacht: Sie hat den Tieren ihr Revier gelassen und sich tatsächlich auf das Beobachten spezialisiert.

Das nehme ich unter anderem für mich mit: eine großartige Walbeobachtung, Geduld, auf die Erfahrung anderer bauen, Zeit lassen.

Oder wie einer der Whaleguides meinte: „We stay here and we will see, what will happen“.

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