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#36 Gedanken aus dem Wohnwagen – Meine Learnings im Wohnwagen

Jedes Mal, wenn ich mit dem Wohnwagen unterwegs bin, merke ich, dass mir bestimmte Dinge wichtig werden, andere aber durchaus weg bleiben könnte. Wie toll wäre es, wenn ich mir diese Erkenntnisse in den Alltag retten könnte. Deswegen schreibe ich sie hier nieder, um sie festzuhalten und meinem Gehirn zu signalisieren: „Siehste, geht auch anders.“

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Meine Lernings im Detail

  • Ich benötige keinen Fernseher und mir fehlt das Teil überhaupt nicht. Zuhause sitzen wir fast täglich abends davor. Keine Ahnung warum, denn eigentlich ist er zum Abschalten für mich total ungeeignet. Mein Gehirn nimmt vieles nebenbei auf, leider auch den Müll. Wir könnten die Zeit doch anders nutzen. Hier im Urlaub lese ich ein Buch, nehme mir Zeit zum Kochen, um Blogartikel zu schreiben (zumindest kurze), spiele viel. Zuhause essen wir auch häufig zu irgendeiner Sendung. Völlig blödsinnig, denn so kann ich dem Essen nicht genug Aufmerksamkeit widmen. Dem, was da läuft, allerdings auch nicht. Aktuell essen wir in absoluter Ruhe, ohne Ablenkung. Ich möchte das auf jeden Fall mit in meinen Alltag nehmen.
  • Wie du vielleicht weißt, stehen wir mit dem Wohnwagen in der Regel autark. Im Wohnwagen ist keine Dusche. Wir haben also Solarduschen. Das sind diese schwarzen Säcke, die du mit Wasser füllst und zum warm werden in die Sonne legst (oder noch Wasser kochst und dazu gibst). Unten dran ist eine Art Brause, unter die du dich stellen und duschen kannst. Im Freien natürlich. Alles kein Problem, wenn es warm ist. Und für mich auch kein Problem, wenn es draußen mal regnet. Ich werde ja ohnehin nass. Aber absolut unangenehm, wenn es windig und zudem kalt ist. Was tun? Die gute alte Waschlappenmethode und Warten auf bessere Zeiten? Das ist absolut nicht befriedigend. Was für eine Wohltat, wenn du erfährst, dass es Stellen gibt, an denen du dich duschen kannst. Meist sind sie sogar kostenlos oder du zahlst einen kleinen Obolus (den ich dann sehr gerne gebe). Wie sehr genieße ich den Luxus einer warmen Dusche. Ich bin so, so dankbar, dass es das gibt. Dieses Gefühl geht im Alltag unter, weil wir ohnehin meist täglich duschen. Warmes Wasser ist sowieso da, selbstverständlich. Leider schätzen wir das meist nicht. Während des Urlaubs mache ich das auf jeden Fall. Ich bin dankbar, dass jemand das bereit stellt und pflegt. Ich denke, ich werde das auch mit in den Alltag retten können (zumindest eine Zeit lang).
  • Apropos waschen / Duschen: Ich hätte nie gedacht, dass ich in kaltes Wasser zum Baden gehe. Ob das der See / Fluss in Schweden war (wobei da die Außentemperaturen noch sehr angenehm waren), oder das ar*kalte Meer auf den Lofoten oder der fast genauso kalte See in der Mitte von Norwegen – es klärt meinen Kopf! Und das Gefühl hinterher ist einmalig. Im Schnitt habe ich es fast einmal pro Woche geschafft. Es gibt kein „Ist zu kalt für mich“ mehr. Die Überwindung, da rein zu gehen, wird mit jedem Mal weniger. Ein klein wenig mag ich zumindest das Gefühl hinterher sehr.
  • Neben der Dusche merke ich auch, dass ich meinen Wasserverbrauch gut überdenke. Wir können zwar meist ohne Probleme an verschiedenen Stellen nachfüllen, es ist aber doch wichtig, sich rechtzeitig darum zu kümmern bzw. das Wasser nicht zu verschwenden, wenn ich es für die normalsten Dinge wie Toilette, Abwaschen, Waschen, Zähneputzen, Trinken etc. haben möchte.
  • Auch das lerne ich wieder schätzen: einfach Beeren zupfen können, wo sie gerade wachsen. Blau-, Preisel-, Molte- oder Himbeeren vom Strauch in den Mund. Super frisch und unübertroffen im Geschmack. Zuhause kaufe ich sie einfach, da sehe ich nicht die Arbeit, die beim Pflücken dahinter steckt. Ganz abgesehen vom Geschmack. Im Übrigen habe ich in Norwegen die leckersten heimischen Erdbeeren meines Lebens gegessen.
  • Ein Weiteres habe ich gelernt: In Norwegen geht man immer raus. Bei Sonne, aber auch bei Regen. Entsprechend angezogen gibt es keine Ausreden mehr. Ich kann ja nicht warten, bis irgendwann die Sonne scheint, um etwas anzuschauen. Okay, mit Sonnenschein sieht alles besser aus, mit Regen geht es aber auch. Außer der Boden wird glatt und glitschig, dann besser nicht. Mal sehen, ob ich den aktuell gezähmten Schweinehund auch im Alltag diesbezüglich bändigen kann?
  • Da kann ich gleich noch die nächste Erfahrung anführen: Carpe diem. Und zwar wortwörtlich. Auf den Lofoten hatten wir Mitternachtssonne. Also wurde z.B. dann gesurft, wenn die Wellen gerade gut waren. War es das um Mitternacht, dann eben zu dieser Zeit. Immer wenn sich die Gelegenheit für was auch immer bietet, dann einfach machen!
  • Zu guter Letzt: Jeden Tag nehme ich mir die Zeit, um ruhig zu starten. Also erst mal einen Kaffee trinken (am besten draußen, sofern es das Wetter irgendwie zulässt), dann vielleicht einen zweiten, um danach den Tag in Angriff zu nehmen. Genauso beschließe ich ihn derzeit aber auch: Wenn es das Wetter zulässt, am Grill / Lagerfeuer sitzen und irgendwann ins Bett gehen. Ohne Fernseher, nur mit Sonnenuntergang (oder Mitternachtssonne), Natur, guten Gesprächen, Lagerfeuer oder einem Spiel bei einem Glas Wein oder einer Tasse Tee. Dazwischen ist genug Energie für das, was wir erleben wollen und können.
  • Apropos erleben: Die letzten 6 Wochen waren so intensiv, so voll gepackt mit neuen Eindrücken, dass ich momentan noch keine Ahnung habe, wie ich gut in meinen Alltag hinüber gleiten kann. Ich muss erst noch all die bombastischen Erlebnisse verarbeiten und setzen lassen. Derzeit ist kein Platz, um noch mehr Neues aufzunehmen. Das ist aber auch nicht schlimm, ich muss mir nur die Zeit dafür geben.

Und nun?

Ich finde, das sind schon ganz viele Learnings. Nicht zu vergessen die Situationen, in denen ich staunend vor einem riesigen Wasserfall, Gletscher, Gebirge, Rentier oder sonstiges Naturphänomen stand und mich nur noch klein fühlte. Die Natur hier ist so bombastisch, dass ich ehrfürchtig und dankbar bin, das alles erleben zu dürfen. Ich bin gespannt, wie lange mich meine Erfahrungen im Alltag begleiten werden, bin aber sehr zuversichtlich, dass sie lange überdauern!

Eindrücke

Damit du dir wortwörtlich ein Bild davon machen kannst, wovon ich spreche, hier ein paar Highlights:

3 Kommentare

  • Silvia Kanth

    Wow, wirklich schön deine Gedanken und ich kann mir gut vorstellen, was so ein Trip mit einem macht und du dankbar bist für die kleinen Annehmlichkeiten im Leben.

    Und dass man auf bestimmte Selbstverständlichkeiten auch gut verzichten kann.

    Die Bilder sind beeindruckend. Ich hoffe, dass du noch lange davon zehren kannst.

    Liebe Grüße
    Silvia

  • Gabi Kremeskötter

    Wow, Anette,
    das müssen wirklich grandiose sechs Wochen gewesen sein! Ich bin fast ein wenig neidisch angesichts deiner Fotos!
    Ja, im Urlaub erleben wir oftmals, wie wenig wichtig und sinnvoll manche Dinge sind, die wir daheim als Routinen etabliert haben.
    Ich wünsche dir gelingendes Umsetzen deiner Vorsätze und dass du noch gaaaanz lange von deinen Erlebnissen und Erkenntnissen zehren kannst.
    Danke für´s Mitnehmen auf deine Reise!
    Gruß Gabi

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