Stressmanagement

“Ich habe keine Zeit” – warum das ein perfekter Glaubenssatz ist, um niemals anzufangen

Im Stressmanagement höre ich immer wieder als Argument, in meinem Kurs nicht anfangen zu können, diesen einen Satz: “Ich habe keine Zeit“. Hand aufs Herz: Wer hat den noch nicht gehört? Zum Beispiel von Menschen aus Deinem Umfeld oder sogar von Dir selbst? Wie oft hören wir ihn tagtäglich? Aber entspricht dieser Glaubenssatz den Tatsachen? Ich meine: Nein!

1. Was steckt eigentlich hinter dem Glaubenssatz “Ich habe keine Zeit”?

Zunächst: Dein Tag hat wie der aller anderen Menschen 24 Stunden oder 1.440 Minuten. In einer Woche sind das 168 Stunden oder 10.080 Minuten. Das hört sich doch nach einer ganzen Menge Zeit an, oder? Was geht jetzt bei jedem Menschen im Durchschnitt von dieser Zeit ab?

  • Nehmen wir mal an, Du hast einen Fulltime-Job, also jeden Tag 8 Stunden Arbeit
  • 2 Stunden Fahrzeit, je nachdem, wie weit dein Weg zur Arbeit ist und welches Verkehrsmittel Du wählst
  • 8 Stunden Schlaf. Das solltest Du auch haben
  • 2 Stunden für Essen und Trinken (ohne was anderes nebenbei zu tun)
  • 1 Stunde für Hygiene, anziehen etc..

Dann hast Du werktags immer noch 3 Stunden Zeit, wofür auch immer. Das Ganze mal 5 Werktage, und wir sind bei 15 Stunden (oder 900 Minuten) pro Woche, die Du für unterschiedliche Dinge nutzen kannst. Die Rechnung am Wochenende ist im Prinzip ähnlich, nur dass die 8 Stunden, die Du normalerweise für Deinen Vollzeitjob benötigst, sowie die 2 Stunden Fahrzeit wegfallen. Dann hast Du pro Wochenendtag 13 Stunden übrig. Mal zwei (Samstag und Sonntag) ergibt 26 Stunden (oder 1.560 Minuten).

Zählen wir das alles zusammen, so komme ich auf 41 Stunden (oder 2.460 Minuten) pro Woche, die Dir zur Verfügung stehen. Das ist doch eine ganze Menge, oder? Warum hast Du dann keine Zeit?

Infografik

Die Zeit ist dafür da, um sie sich zu nehmen bzw. zu nutzen. Eigentlich müsstest Du jetzt doch korrekterweise sagen “Ich nehme mir keine Zeit” statt “Ich habe keine Zeit”. Wie würde das aber ankommen, wenn Du Deinem Gegenüber sagst: “Ich nehme mir keine Zeit für Dich”? Wäre das nicht ehrlicher? Sozial verträglicher ist allerdings der erste Satz.

2. Ist der Glaubenssatz “Ich habe keine Zeit” eine Frage der Prioritäten?

Wenn Du mir sagst, Du hast derzeit keine Zeit für Deine Gesundheit, weil gerade so viel Arbeit ansteht, dann heißt das für mich: “Ich ziehe meine Arbeit meiner Gesundheit vor”. Das ist für mich nicht tragisch, für dich möglicherweise aber schon. Denn im eigentlichen Sinne hat diese Aussage nichts mit Zeitmangel zu tun, sondern damit, was Dir wichtiger ist und wo Du Deine Prioritäten setzt. Wenn Du also sagst: “Ich habe keine Zeit, mich mit meinem Stress auseinanderzusetzen, das kostet mich doch nur unnötige Zeit”, dann sagst Du nichts anderes als dass Dir Deine Zeit zu schade ist, um Dich mit Deinem Stressniveau zu beschäftigen. Wäre Dir das Thema wichtig, dann würdest Du die Zeit dafür finden und sie Dir nehmen.

Mein Tipp: Überprüfe Deine eigenen Prioritäten. Was ist Dir wirklich wichtig? Wofür willst Du Dir Zeit nehmen? Erkenne, was Du selbst willst und stehe dazu. Nur so kannst Du über Dein Leben selbst bestimmen und wirst nicht mehr bestimmt. Und bedenke: Wenn Du ständig andere über Dich bestimmen lässt, dann kommst Du automatisch in Stress. Steuerst Du nicht dagegen, dann nimmt sich Dein Körper irgendwann selbst die Zeit, die er braucht, um sich wieder zu regenerieren. Und das ist häufig mehr Zeit, die Du dann aufbringen musst, als jetzt sich schon in kleinen Häppchen damit zu beschäftigen und etwas dagegen zu tun.

3. Was produziert dieser Glaubenssatz in Deinem Kopf?

Du versuchst, Deine Dinge zu bearbeiten, egal ob große Projekte oder kleine. Da in Deinem Kopf aber dein Glaubenssatz “Ich habe keine Zeit” herumschwirrt, beeinträchtigt das Dein Handeln. “Mache ich später in Ruhe, wenn ich Zeit habe”. Dieser Zustand tritt aber meist nie ein, denn Du häufst dadurch noch viel mehr Dinge an, die erledigt werden müssen, bis Du Dich irgendwann verzettelst. Du nervst Dich selber, weil Du denkst, Du müsstest jetzt aber dies und jenes und das und auch noch das abhaken. Letztendlich musst Du eine Menge Geduld aufbringen, um Dinge erledigen zu können. Du rennst zwischen den verschiedenen Dingen hin und her wie ein kopfloses Huhn. Deine To-Do-Liste wird immer länger und am Abend bist Du erschöpft. Hast Du dann alles erledigt, was Du erledigen wolltest? Oder ist Dein Kopf noch beschäftigt? Du kannst nicht abschalten, Du willst nur noch die eine E-Mail checken, Du verspürst immer mehr Druck. Und was ist die Folge? Enge, Blockade, Gegendruck, das Gefühl der Überforderung, Burnout.

“Ich habe keine Zeit” ist ein Mangelgedanke. Und was produziert ein Mangel? Richtig, noch mehr Mangel – Gesetz der Anziehung.

Aber eigentlich findet dieses Szenario in Deinem Kopf statt. Wiederholst Du diesen Satz immer wieder, wird es schwer, mal eine andere Perspektive einzunehmen und andere Strategien zu entwickeln. Bereits im oberen Abschnitt habe ich beschrieben, wie viel Zeit Du zur Verfügung hast. 41 Stunden pro Woche, sie zu nutzen für mehr Gesundheit, gesundes Essen, Freunde treffen, schöne Momente sammeln, das ist wiederum Fülle. Und da solltest Du eigentlich hin. Oder kurz gesagt: Von einer To-Do-Liste zu einer Ta-da-Liste. Stell Dir das mal vor: Du hast genug Zeit, um alles zu erledigen und bist schließlich mit Deiner Liste fertig. Und hast noch genug Zeit und Energie für andere Dinge. Geiles Gefühl, oder?

meine To-Do-Liste

4. Gesellschaftliche Komponente des Glaubenssatzes “Ich habe keine Zeit.”

Ein Aspekt sollte nicht vergessen werden: Mittlerweile gehört es in unserer Gesellschaft schon zum guten Ton, keine Zeit zu haben. Denn das zeigt, wie beschäftigt, wie wichtig Du bist. Das erhöht (vermeintlich) Deinen Status und damit auch Dein Selbstwertgefühl. Kennst Du? Und wohin führt das? Zu Vereinsamung, zu “sozialen Krüppeln”. Ist es uns nicht schon fast suspekt, wenn ein Mensch Zeit hat? Steht der- / diejenige dann nicht mehr im Beruf bzw. womöglich ist er / sie gar nicht erfolgreich? Führt das zur Abwertung eines Menschen?

Ein Ansatz, der es sicherlich wert ist, darüber nachzudenken, um ihn dann zu verändern!

5. Zwei Lösungsansätze, wie Du richtige Prioritäten setzt und Zeit findest, für alles, was Dir noch wichtig ist

1. Glaubenssatz hinterfragen

Frage Dich doch einmal:

  • Was steckt wirklich dahinter, wenn Du äußerst, dass Du keine Zeit hast?
  • Gibt es Fakten, die das untermauern?
  • Oder sind das Deine eigenen Gedanken?
  • Wenn Du mir schon einige Zeit folgst, dann kennst Du einen meiner Lieblingssätze: Gedanken sind nur Gedanken, keine Fakten. Frage Dich, welche Wirklichkeit Du mit Deinem Glaubenssatz schaffst.

Beispiel: “Ich habe keine Zeit” impliziert, dass es irgendwo mehr Zeit gibt, welche Dir aber nicht zur Verfügung steht. Stimmt das? (Siehe Rechnung oben).

Oder: “Für so kleine Pillepalle Aufgaben habe ich jetzt echt keinen Nerv und keine Zeit”. Hinterfrage: Sind diese Aufgaben gerade wirklich unwichtig? Dann äußere das.

Oder eine meiner früheren Annahmen: “Ich muss mich nur mehr disziplinieren, dann klappt das schon”. Wirklich? Mehr disziplinieren wofür? Um mehr Zeit zu gewinnen und dann noch mehr reinpacken zu können? Dazu habe ich bereits einen früheren Artikel geschrieben, den Du hier findest.

2. Weg vom Glaubenssatz hin zum Erlaubersatz

Wandle Deinen Glaubenssatz so um, dass er für Dich passt.

Beispiele:

“Ich habe keine Zeit” hin zu “Pro Tag stehen mir 1.440 Minuten zur Verfügung.” Dabei die Prioritäten überprüfen.

Oder: “Für so kleine Pillepalle Aufgaben habe ich jetzt echt keinen Nerv und keine Zeit” hin zu “Für kleine Aufgaben nehme ich mir nach der 2-Minuten-Methode Zeit

Oder: “Ich muss mich nur mehr disziplinieren, dann klappt das schon.” hin zu “Ich habe genug Zeit zur Verfügung, um effizient zu arbeiten”

6. Fazit: “Ich habe keine Zeit” lässt kein Gegenargument zu

Du hast sicherlich gemerkt, dass der Glaubenssatz “Ich habe keine Zeit” ein absolutes Totschlagargument für alles Mögliche ist. Im Stressmanagement schraubt er allerdings Deine Stressspirale immer höher, bis Du irgendwann keinen richtigen Weg mehr da rausfindest. Daher:

  • Entlarve Deinen Glaubenssatz “Ich habe keine Zeit” als das, was er ist: ein Glaubenssatz, der in Deinen Gedanken sitzt und kein Fakt ist.
  • Hinterfrage diesen Satz nach obigen Muster.
  • Wandle den Glaubenssatz in einen Erlaubersatz um, der zu Dir passt.
  • Komm vom Mangelgedanken in die Fülle und verändere so Deine Perspektive.

Oder aber um es mit Dr. Wayne Dyer zu sagen:

Solltest Du nun das Gefühl haben, dass Unterstützung gut wäre, dann kontaktiere mich. Als Expertin für Stressmanagement und Burnoutprävention ist es mein Antrieb, andere Menschen zu unterstützen, schon viel eher die Handbremse zu ziehen und ein ausgeglichenes und glückliches Leben zu führen. Durch meine eigene Burnout-Geschichte kenne ich sehr vieles und handle heute auch entsprechend.

Schreibe mich noch heute an, dann können wir beide in einem kostenlosen Kennenlerngespräch überprüfen, ob Du mit mir arbeiten möchtest. Ich freue mich auf Deine Nachricht!

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