Methoden,  Stressmanagement

Kostenlose Betakurse: Fluch oder Segen?

Michaela Schächner hat die Blogparade „Hassliebe kostenlose Betakurse: Zerstören Kostenlose Onlinekurse den Markt oder sind sie ein Business Booster“ gestartet. Ich fühle mich davon sowohl als Kursteilnehmerin wie auch als Kursleiterin eines kostenlosen Betakurses davon angesprochen und kenne das Dilemma der Hassliebe ganz gut.

Meine Sichtweise als Teilnehmerin bei den Betakursen

Bis zum letzten Sommer wusste ich überhaupt noch nicht, was das ist – ein Betakurs. Was sollte das sein? Eine Erstversion von irgendwas mit Fehlern? Wie die Betaversion von Word oder was auch immer? Ich begriff aber schnell: das sind kostenlose Angebote zu bestimmten Themen und offensichtlich mit viel Expertise dahinter.

Wie aber fand ich den Weg zu den Betakursen? Im Rahmen eines (kostenlosen!) 5-Tages Workshops von Sigrun lernte ich SOMBA kennen. Sigrun verhilft Frauen in die online Selbstständigkeit unter anderem mit Hilfe von kostenlosen Betakursen. Und deswegen kamen im letzten Sommer einige 100 solcher Betakurse auf dem Markt.

Meine 4 Kurse

Ich war erstaunt, wie vielfältig das Angebot war und mich reizten mehrere von ihnen. Meine Scannerpersönlichkeit (damals wusste ich noch nicht so genau, dass ich eine solche habe, aber nach einem Betakurs schon!) flüsterte mir leise ins Ohr: „Nimm doch alles, was dich interessiert. Du hast doch eh´ Urlaub, da hast Du doch Zeit. Brauchst doch nur W-Lan. Und alles ist kostenlos. Du sollst ja nur Feedback geben.“ Geflüstert, getan. Letztendlich habe ich mich für vier Kurse entschieden: Im einen wollte ich lernen, Business Selfies zu machen, im anderen zu meditieren (ich und meditieren?), im dritten wollte ich lernen, wie ich einen Fokus setze und halte und im vierten wollte ich für meine Grundschüler:innen und deren Eltern was über Mikroabenteuer hören und umsetzen. Und schließlich bin ich noch nachträglich in die Händständ-Gäng von Judith Peters eingestiegen – in 4 Wochen zum Handstand.

Egal, wir waren mit dem Wohnwagen unterwegs, da würde ich das alles schon managen können. Konnte ich natürlich nicht. Ich hatte nicht immer Internet, das brachte mich schon teilweise in die Bredouille. Denn so konnte ich manchmal die lives nicht sehen und die Aufgaben nicht richtig bearbeiten. Immer  wenn irgendwo die Internetverbindung gut war, bestand ich auf einen Stopp, so dass ich nacharbeiten konnte. Und das im Urlaub! Das brachte mich teilweise in eine stressige Lage, denn ich sah es schon als Verpflichtung, mein wöchentliches Feedback abzuliefern. Ich sah die großen Mühen, die sich jede einzelne Kursleiterin machte, um uns ganz viel Mehrwert zu bieten. Und spürte auch manchmal die Enttäuschung, wenn nur wenige TN im live dabei waren oder aber die Feedbackbögen  nicht  zurückschickten. Das Ende vom Lied: Ich habe trotz aller Widrigkeiten viel mitnehmen können, denn bei zwei Kurleiterinnen machte ich weiter und buchte das Folgeprogramm. Ein Kurs war mir durch enorm viele Videos  dann auch zu viel. Trotzdem habe ich aus allen fünf Kursen irgendeinen Nutzen gezogen und fühlte mich bei vielen Dingen angefixt.

Fazit als Teilnehmerin

Alles in allem war das Format der kostenlosen Betakurse für mich als Teilnehmerin sinnvoll: ich konnte die Leiterinnen kennenlernen, gewann Vertrauen in sie und ihr Wissen, so dass ich schließlich Entscheidungen treffen konnte, mit wem ich weiter arbeiten wollte. Quasi ein „Beschnuppern“. Die Teilnahme war einfach, ich konnte immer jemanden fragen, wenn ich etwas nicht verstand, hatte Arbeitsblätter / Workbooks zur Verfügung, in denen ich im Nachhinein noch blättern konnte und profitierte zum einen von dem enormen Wissen der Kursleiterinnen, aber auch vom Austausch in der Gruppe selbst. Für mich sind das alles klare Gründe für kostenlose Betakurse, so dass ich in der zweiten Runde Betakurse im Februar (wieder durch Sigruns Kickstart) erneut Kurse mitmachte. Diesmal „nur“ vier, aber alle mit viel mehr Bedacht ausgesucht und im Wissen, dass ich im Sabbatjahr bin und wirklich mehr Zeit und Internet hatte. Trotzdem merkte ich schnell, dass es immer wieder Teilnehmer:innen gibt (und geben wird), die sich für den einen oder anderen Kurs angemeldet hatten, ihnen aber Interesse oder Zeit fehlte, um zumindest das Feedback zu geben. Für mich ein Minimum für die viele Zeit, die alle Kursleiterinnen in ihre Kurse investiert hatten. Ich glaube, das ist ein Nachteil, wenn etwas nichts kostet. Ich glaube, dass die Verpflichtung und die Wertigkeit nicht so hoch eingeschätzt wird. Was nichts kostet ist ja eh nichts wert. Oder: Anmelden kostet ja nichts…

Meine Sichtweise als Kursleiterin

Um mit meinem Business voran zu kommen und auch um meine Inhalte zu testen, habe ich mich entschlossen, solch einen kostenlosen Betakurs zu geben.  Davor gab es zwei kostenlose Impulsvorträge, an denen von den angemeldeten Personen 0,0 da waren, aber die Aufzeichnung dazu bekamen. Das war dann wohl nix, dachte ich mir und unternahm ungeheuere Anstrengungen, um die Zielgruppe in meinen kostenlosen Betakurs zu bekommen. Vieles lief über persönliche Kontakte. Schließlich startete ich mit einer kleinen, aber doch sehr feinen Gruppe. Und ich merkte: gar nicht so einfach, top vorbereitet zu sein, viel Input zu liefern, die Personen in die Umsetzung zu bringen und wöchentliches Feedback bzw. ein Abschlussfeedback zu erhalten. So konnte ich die anderen Kursleiterinnen sehr gut verstehen. Und auch meine Erwartung bzw. Hoffnung, dass mein Anschlussprogramm Anklang finden würde, war sehr schnell zerschlagen. Die Suche nach den Ursachen nahm viel Zeit in Anspruch: war es doch zu viel Material und Theorie, die ich geliefert hatte, so dass keine:r die Notwendigkeit sah, weiter dabei zu bleiben? Lag es am Preis? An der Zeit? Aber wann ist schon die richtige Zeit? Irgendwas ist ja immer. Eine verkehrte Herangehensweise meinerseits? Das verkehrte Medium? Fragen über Fragen, die ich aus den dann doch fast vollzähligen Abschlussfeedbackbögen auch nicht definitiv  herauslesen konnte.

Fazit als Kursleiterin

Und so sehe ich meinen ersten Betakurs als Mittel, weiter zu lernen, mich zu verbessern und wieder mit einem neuen Angebot zu starten. Durch die Teilnehmer:innen konnte ich testen, welche Inhalte ankommen, welche nicht, wo ich etwas weglasse oder erweitere und so wird es für mich zu einer runden Sache. Manche Inhalte überarbeite ich, einige können so bleiben, wie sie sind. Die einzelnen Arbeitsblätter werde ich zu einem anschaulischen  workbook  zusammenfassen, ich werde einzelne Übungen als Video aufnehmen, mir eine geeignete Plattform suchen. Es ist also eine ganze Menge, was ich daraus lernen konnte. Und für mich ist es auch eines: aus meiner Komfortzone herauskommen, neue Herausforderungen annehmen, mich mit Technik auseinandersetzen und Verkaufen üben.

Als direkter Business Booster hat mein kostenloser Betakurs nicht funktioniert. Trotzdem sind für mich kostenlose Betakurse mit neuen Themen aus meinem Business besonders wertvoll, denn für die Entwicklung sind sie besonders wertvoll.

Ich sehe eindeutige Vorteile in kostenlosen Betakursen. Sie können mich in jeder Hinsicht voranbringen, kosten mich in beiden Positionen Zeit und Energie, der Lerneffekt für eine neue Konzeption oder ein neues Thema ist aber enorm hoch und bergen Mehrwert für mich. Sie sind von Vorteil, wenn daraus ein verbessertes Programm entsteht. Wenn nicht, dann habe ich viel, viel Zeit umsonst investiert.

Daher wird es von mir auch weiterhin kostenlose Webinare, Challenges etc. geben.

Und ich werde auch weiterhin teilnehmen! Aber ich gelobe, keine fünf oder vier Kurse nebeneinander mehr, das wird keinem gerecht.

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