Monatsrückblick,  Persönliches,  Rückblicke

Monatsrückblick September 2021 – Roadtrip durch´s Baltikum

Eines vorneweg: wir waren auch in diesem Monat mit dem Wohnwagen unterwegs. Daher wird der Rückblick wohl eher eine Art Reisebericht. Unser Weg führte uns quer durch´s Baltikum und Polen. Das waren so viele Eindrücke, dass ich gar nicht so richtig weiß, wo ich anfangen soll. Ich versuche, mich auf die Highlights zu beschränken – wobei davon gab es ganz viele! Aber eines nach dem anderen.


Quer durch Estland

Erste Station war Estland. Wobei quer stimmte nicht so ganz. Den ganzen Osten haben wir ausgespart, wir hätten auch so noch locker deutlich länger nur in Estland sein können.

Lahemaa Nationalpark

Nach Talinn, der Hauptstadt mit ihrer wunderbaren Altstadt, den tollen Gebäuden und viel Sonnenschein, waren wir im Nationalpark Lahemaa. Und stellten fest: die Staatsforstverwaltungen von Estland, kurz RMK, stellen eigene Plätze zur Verfügung. Auf jedem Platz findest Du immer ein Plumpsklo, Mülleimer, die auch regelmäßig geleert werden, Sitzgelegenheiten (zum Teil überdacht), Feuerstellen / Kamine mit Grillgelegenheiten und: Feuerholz in Hütten mit Axt und Säge, damit Du zu großes Holz auch zerkleinern kannst. Und das auf allen RMK-Plätzen in ganz Estland, die man in einer eigens dafür erstellten App finden und vorher auch online anschauen kann. Dadurch können die Staatsforsten die Besucher, die im Übrigen gewollt sind, lenken, und sorgen dafür, dass keine Bäume eigenmächtig gefällt werden, einfach irgendwo Feuer gemacht wird oder Müll herum liegt. Wir waren total geplättet und fragten uns, wieso das in Deutschland nicht funktioniert.

Der Nationalpark beeindruckte mich sehr: absolut vielfältig, teilweise sehr geschichtsträchtig (bei Juminda kannst Du Schützengräben noch sehen), kilometerweite Moorflächen, super große ehemalige Gutshöfe, schöne und abwechslungsreiche Natur, Strand und Meer. Von mir gibt es dafür eine echte Empfehlung. Absolut zum “Runterkommen” und Nachdenken.

Weitere Highlights

  • Sooma Nationalpark, ebenfalls eine beeindruckende Natur. An den immer wieder toll ausgestatteten Stellplätze des RMK´s findest Du hier sogar kostenlose Unterkünfte, eine Schaukel für maximal 6 Erwachsene und sogar eine freie Sauna hat es hier gegeben.
  • Treimani an der Grenze zu Lettland direkt an der Ostsee zum Abschalten
  • viele wunderbare Stellplätze, bombastische Sonnenuntergänge, Lagerfeuer
  • öffentliche Dusche, 20 Minuten für 1,30€. Und wirklich heiß!

Lettland

Auch hier waren unsere Tage vollgestopft mit vielen wundervollen Erlebnissen. Angefangen mit der Hauptstadt Riga. Hier kannst Du locker eine Woche verbringen, um Dir alles anzuschauen, aber auch um in den unterschiedlichsten Kneipen einzutauchen. Aber hier meine Highlights:

Gauja Nationalpark

In Lettland ist es ähnlich wie in Estland: die Staatsforsten stellen immer wieder Plätze mit Feuerstellen / Grillplätzen, teilweise überdachten Picknicktischen und Plumpsklo bereit, nicht aber Holz. Gut, dass wir in einem kleinen Supermarkt fündig geworden und mittlerweile stolze Besitzer einer Axt sowie einer Bügelsäge sind. So konnten wir größere Holzstücke aufspalten und an unserem Stellplatz mitten im Nationalpark auch Feuer machen und grillen. Genialer Blick auf die Gauja inklusive. Kein Wunder, dass es uns dort mit am längsten hielt. Allerdings merkten wir relativ schnell, dass der Park keine 60 Kilometer von Riga entfernt liegt und so am Wochenende von den Stadtmenschen viel besucht wurde. Entsprechend umfangreich war das Angebot in der größten Stadt im Park, Sigulda. Vom Riesenrad angefangen über allerlei Abenteuerthrills. Das wollte auch der Göttergatte ausnutzen und versuchte sich am Bodyflying. Mehr von diesem Tag habe ich in meinem letzten #12von12 dokumentiert. Neben atemberaubender Natur, chaotischen Straßen (welche Farbe hatte unser Auto gleich nochmal?), Überquerung eines kleineren Flusses mit einer Handfähre (ja, auch das Auto durfte mit), verschiedenen Burgen und Schlösser landeten wir aber im wunderschönen mittelalterlichen Städtchen Cesis mit einem uralten Friedhof, neuer und alter Burg, sowie einem wunderschönem Stadtkern. Abends konnten wir deutlich sterneverdächtig in einem kleinen Lokal völlig abseits vom Touristentrubel essen. Die Küche war „Noma angehaucht“, also innovativ und überraschend in der Kombination der Lebensmittel und der Präsentation des Essens. Trockeneis und Feuer am Tisch inklusive.

Weitere Highlights in Lettland:

  • Nationalpark am Kap Kolka mit beeindruckenden menschenleeren Stränden
  • Reichliche Pilzernte
  • Uzava mit Schiffsfriedhof, Bunker und weiteren Spuren aus dem Krieg und der sowjetischen Besatzung
  • Liepaja nahe der litauischen Grenze mit Markt, alten Holzvillen und wunderschönen und originellen Studentencafe´s
  • Unendlich schöne Sonnenuntergänge, Lagerfeuer, Stellplätze

Litauen

Dritte Station im Baltikum war Litauen und auch hier weiß ich nicht so recht, wo anfangen. Wir wurden zunächst mit einem Regentag empfangen (einer von zweien in 8 Wochen!). Ebenfalls wurde ich auch mit so einer hohen Kirchendichte und Frömmigkeit konfrontiert, dass ich mich mit meiner eigenen religiösen Prägung auseinandersetzen musste. Keine Kreuzung, und sei sie noch so klein, an der nicht ein riesiges holzgeschnitztes Kreuz aufgestellt war, Kirchen ohne Ende, so dass wir ein regelrechtes Kirchenhopping in der Hauptstadt Vilnius und in Kaunas betrieben haben. Ich kann Dir sagen, wir wollten danach keine mehr anschauen, obwohl jede für sich einzigartig aus unterschiedlichen Epochen war. Aber hier meine Highlights:

Kuhrische Nehrung

Eines meiner Highlights war ohne Zweifel der Nationalpark Kuhrische Nehrung. Im Prinzip eine langgezogene ca. 100 km lange Düne, die an die russische Föderation angrenzt mit der höchsten Düne von ca. 60 Metern, der grauen Düne – einer Wanderdüne, die schon 14 Ortschaften verschluckt hat – und ganz viel Sonne, Sand und Meer. Wirklich sehenswert.

Weitere Highlights:

  • Kreuzhügel bei Siauliai: Ein Ort der Frömmigkeit, der Freiheit und der Unabhängigkeit. Ich muss sagen, ich war sehr zwiegespalten. Hundertausende von aufgestellten Kreuzen in allen unterschiedlichen Größen, Rosenkränze und Gedenksteine, unglaublich. Wann damit angefangen wurde, da gibt es unterschiedliche Erzählungen. Mitte des 19. Jahrhunderts jedenfalls wurde nach der Okkupation durch die Russen der kleine Hügel dafür benutzt. Nach Stalins Tod wurden dort z.B. Kreuze für die Gulag Opfer aufgestellt. Fakt ist, dass der Hügel auf jeden Fall ein Symbol gegen die sowjetische Besatzung ist. Das kommunistische Regime zerstörte immer wieder die Ansammlung an Kreuzen, teils mit Bulldozern. Aber irgendjemand begann immer wieder mit neuen Kreuzen, sooft der Hügel auch abgeräumt wurde. So wurde der Kreuzhügel ein Symbol des Widerstandes: für Partisanen, Gefallene aus dem Krieg, Gestorbene, für die armenische Kirche, den Holocaust, aber einfach auch aus dem Glauben heraus und sicherlich auch das eine oder andere einfach nur, weil „man“ da eben eines aufstellt.
  • Die Hauptstadt Vilnius mit unzähligen Kirchen und alten Bauwerken
  • Das Wasserschloss Trakai
  • Streetart in Kaunas
  • Grutas Park mit so ziemlich allen in Ungnade gefallenen Statuen, die in Litauens Städten und Dörfern nach der Unabhängigkeit nicht mehr willkommen waren. Eine imposante Zeitreise zu Marx, Lenin, Stalin und Co
  • Auch hier wieder Lagerfeuer, Sonnenuntergänge, beeindruckende Nationalparks und die litauische Natur

Polen

Und schließlich sind wir in Polen gelandet. Ich dachte nicht, dass ich nochmals etwas Neues sehen werde, wurde aber schnell eines Besseren belehrt.

Wolfsschanze

Eine Konfrontation mit der Vergangenheit der Nationalsozialisten. Bunker neben Bunker aus der Zeit, als der Russlandfeldzug geplant wurde, wo aber auch das Attentat von Graf Stauffenberg stattfand. Die vorrückende sowjetischen Besatzung versuchten die Bunker zu sprengen. Da ist allerdings noch einiges stehen geblieben, aber beruhigend zu sehen, wie die Natur sich alles wieder zurückerobert.

Weitere Highlights:

  • Fahrt über die masurische Seenplatte – wunderschön
  • Besuch des oberländischen Kanals und des Rollwerkes aus dem Jahre 1860, das immer noch funktioniert. Schiffe werden über Hügel in einer Art Standseilbahn transportiert.
  • Die größte Backsteinburg des Deutschen Ordens in Europa in Malbork (wo war der Deutsche Orden eigentlich nicht?)
  • Stellplätze im Wald, Lagerfeuer und Sonnenuntergänge
  • Die „Sahara Polens“, eine Wanderdüne, die noch weiter und breiter ist als die in Litauen und die mangels Pflanzen tatsächlich den Eindruck von Sahara vermittelt
  • Danzig mit viel Geschichte und einem Bernsteinaltar in einer der Kirchen
  • Und zu guter Letzt polnisches Abschleppen unseres Gespanns inklusive sofortiger Reparatur, auch nach 18 Uhr!

Fazit

Die Reise durch das Baltikum war sehr beeindruckend. Ich habe allerdings das Gefühl, nur einen kleinen Bruchteil gesehen zu haben und dass vor allem der Osten der drei Länder noch unheimlich viel bietet.

Die Menschen waren sehr zurückhaltend und nicht so offen. Nach der Herzlichkeit und der vertrauensvollen Art in Schweden zunächst ein “Rückschlag” für uns. Bist Du aber ins Gespräch gekommen, dann waren die Antworten zwar kurz und knapp, aber nicht ohne Neugier auf uns, die sich ihr Land anschauen wollen.

In Lettland waren die Straßen am schlechtesten. An manchen Abend hatte ich das Gefühl, mein Gehirn muss sich erst wieder seinen Platz suchen, so durchgeschüttelt waren wir.

An Natur hatten alle drei Länder sehr viel zu bieten. Wir waren in bestimmt acht (oder mehr?) Nationalparks und jeder hatte seine eigene Natur. Und da gibt es noch mehr. Ebenso waren die Bauwerke und die Geschichte, die dahinter stand, sehr bemerkenswert. In allen drei Ländern fanden wir eine bestimmte Einstellung zur russischen Okkupation (wie es fast überall benannt wurde) und den Eindruck, stolz auf das jetzt unabhängige, eigene Land zu sein.

Estland hat mir persönlich am besten gefallen, vielleicht, weil es das erste Land im Baltikum war, das wir besucht haben und alles auf mich so besonders wirkte? Oder weil die Stellplätze so bombastisch waren?

Wir werden sicher wieder kommen, allerdings nicht mit einem tiefer gelegten Auto. Und mit dem Wunsch, den Osten der drei Länder zu sehen.

In Polen waren wir leider viel zu kurz, auf der Durchreise eben. An den Stellen, an denen wir Halt gemacht haben, fanden wir ebenfalls viel Natur und Geschichte. Vor allem aber blieb bei uns der Eindruck, dass es gut war, in der Nachsaison da gewesen zu sein. Alleine die mittlerweile geschlossenen touristischen Einrichtungen vermittelten uns einen Eindruck davon, wie voll es im Sommer wohl sein muss. So konnten wir uns fast immer den Stellplatz aussuchen, essen gehen war aber nur in den größeren Städten möglich. Auch hier wollen wir sehr gerne wiederkommen.


Online Arbeiten im Sabbatjahr

Das war zum Teil eine echte Herausforderung. Ich habe lernen müssen, dass 4G nicht auch gleichbedeutend ist mit 4G wie in Deutschland, sondern dass die Verbindung immer noch grottenschlecht sein kann. Freies Wlan gab es nur sehr selten. Daher war ich zunächst überglücklich einen Vertrag über 12 GB Datenvolumen noch in Deutschland gebucht zu haben. Um schließlich feststellen zu müssen, dass die Daten ratzfatz weg sind, wenn ich noch die sozialen Medien bedienen will, ich meine Videos für meine wöchentliche Bloggingthemen schauen will und dass es gefährlich ist, dem Göttergatten einen Hotspot aufzumachen und der unbeabsichtigt mal schnell eben über 2 GB verbraucht, weil er irgendetwas herunterlädt und sich noch darüber freut, dass es so schnell geht.

Außerdem ließ sich irgendwann mein Laptop nicht mehr laden. Der Laptopdoc konnte mir auch nur sehr bedingt weiterhelfen, so dass ich aktuell nur noch dann arbeiten kann, wenn ich dauerhaft an der Steckdose hänge. Das ist beim autarken Stehen und Solarenergie halt nicht so ohne weiteres möglich. Vor allem, wenn es bewölkt ist (= langsameres Laden der Batterie im Wohnwagen) und ich die anderen Systeme im Wohnwagen nicht lahmlegen möchte.

Alternativ auf dem Handy zu schreiben war und ist immer begleitet von Flüchen, weil ich mit meinen Fingern mich so oft vertippte. Also beschloss ich, nur noch kurze Texte zu verfassen, wenn überhaupt  und versuchte das Ganze lockerer zu nehmen. Schließlich bin ich ja im Sabbatjahr, also durfte das auch ein wenig langsamer gehen.

Fazit: Online Arbeiten ist möglich, hält aber immer wieder Herausforderungen bereit. Egal, daran kann ich ja wachsen!


Ausblick auf Oktober 2021

  • Irgendwann gegen Mitte Oktober werde ich wieder zu Hause sein. Dann werde ich erst mal die ganzen Eindrücke verarbeiten und mich wieder zu Recht finden müssen.
  • Bis dahin noch ca. 2 Wochen Eindrücke in Deutschland sammeln und auch die Familien besuchen
  • Neuen Workshop und Kurs planen
  • Blogthemen aufarbeiten
  • mich damit abfinden, dass der Sommer nun doch vorbei ist
  • schauen, wo es als nächstes hingeht – mein Sabbatjahr ist ja noch nicht zu Ende.

Bis dahin sei gespannt, was Du beim nächsten Mal lesen wirst, ich bin es auch.

Ein Kommentar

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert