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Von Träumen und deren Verwirklichung

Lemondays, das Onlinemagazin, das sich an Frauen ab 40 Jahren richtet, hat eine Blogparade mit dem Titel „Träumst Du noch Dein Leben oder lebst Du schon Deinen Traum?“ Das Thema sprang mich direkt an, den aktuell befinde ich mich in meinem Sabbatjahr und mehr denn je beschäftigt mich dieses Thema. Da stellt sich für mich als allererstes folgende Frage:

Was ist ein Traum?

Ist er etwas Unerreichbares, etwas, das nach dem Aufwachen zerplatzt? Oder ist er etwas, das ich gerne erreichen möchte, aber derzeit keinen akzeptablen Weg dahin sehe?

Nun, da bemühe ich doch den guten alten Duden. Der hat verschiedene Bedeutungen parat:

  1. im Schlaf auftretende Abfolge von Vorstellungen, Bildern, Ereignissen, Erlebnissen
  2. sehnlicher, unerfüllter Wunsch
  3. etwas traumhaft Schönes; Person, Sache, die wie die Erfüllung geheimer Wünsche erscheint

Als Synonyme werde dort Fantasievorstellung, Illusion, Selbsttäuschung oder Utopie genannt.

Diese Definitionen bringen mich nur bedingt weiter. Und die Synonyme finde ich, gelinde gesagt, sehr desillusionierend. Daher habe ich mich noch im Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik umgesehen. Und einiges Interessantes gefunden. Zum Beispiel, dass „das Gehirn vermutlich aus Gründen der Erholung das kritische Bewusstsein ausschaltet, d. h., es werden Kontrollinstanzen, die auf Logik achten, im Schlaf abgestellt. Dafür werden Gehirnareale, die Gefühle produzieren, besonders aktiv“. Genaueres kannst Du hier nachlesen.

Was bedeutet das nun für mich persönlich?

Was sind meine Träume und was findet darin statt?

Bild: Sharon McCutcheon on Unsplash

Zugegebenermaßen: ich weiß am Morgen (fast) nie, was ich geträumt habe. Das hindert mich aber nicht daran, Träume für mein Leben zu haben. Ich finde die Erklärung des Online Lexikons sehr reizvoll, nämlich die, dass die Kontrollinstanzen ausgeschaltet werden und meine Träume keinen Kontrollen, weder äußeren noch inneren ausgesetzt sind. Und so empfinde ich auch Träume für mein Leben. Sie sind für mich frei von jeglicher Kontrolle, ich kann mir ohne Restriktion ausmalen bzw. vorstellen, was ich in meinem Leben einmal verwirklichen bzw. erreicht haben möchte. In meinen Träumen ist alles möglich, denn ich muss ja noch nicht wissen, wie ich dahin komme. Ein Traum ist für mich also so etwas wie ein Ziel, das sich aber auch immer wieder verändern kann. Und so ein Traum kann manchmal fast schon langweilig, manchmal aber auch wild und bunt sein.

Ein Aspekt wiederholt sich jedoch immer wieder in meinem Traum vom Leben: reisen zu können, wohin ich will, mit wem und wann ich will sowie von dort aus arbeiten zu können, wo ich gerade bin. Das führt (in meinem Traum) zu Zufriedenheit und einer gewissen Leichtigkeit.

Verwirklichung meiner Träume

Wenn ich mich an die Verwirklichung meiner Träume dann doch mache, ist mein Umfeld zum Teil irritiert oder erstaunt. Zum Beispiel:

Nach meinem Abitur wollte ich unbedingt Sozialarbeit / Sozialpädagogik studieren. In vielen Augen schmiss ich damit sozusagen mein Abitur weg. Denn ich könne doch etwas „Vernünftiges“ studieren oder Beamtenlaufbahn einschlagen und nicht so etwas, wo ich nicht viel verdienen würde. Eine Beratung bei der Arbeitsagentur ergab eine ähnliche Empfehlung. Ich jedoch hatte sehr früh schon den Traum, etwas Herausforderndes im sozialen Bereich zu machen, mit dem ich im besten Falle die Welt verändern könnte. Was also unternahm ich? Erst mal ein soziales Jahr, um die letzten Zweifler zu überzeugen, dass das genau das Richtige für mich sei und natürlich auch, um meine eigenen letzten Fragezeichen zu beantworten. Also ging ich als Landei in die Stadt, um mich in der offenen Psychiatrie zu engagieren. Zunächst eine absolute Desillusionierung meines Traumes. Nichts klappte so wie in meinem Traum. Aber als ich schließlich bereit war, die Herausforderung anzunehmen, fühlte ich mich so richtig wohl. Außerdem absolvierte ich den Test für die Beamtenlaufbahn (eigentlich für meine Familie) und schrieb den so schlecht, dass ich mit Sicherheit keine Aussicht auf einen Platz hatte (Fun fact: ich bekam trotzdem noch einen Platz angeboten). Schließlich studierte ich genau das, was ich wollte. Damit lebte ich meinen Traum.

Ein weiteres Beispiel: der Tauchschein. Ich wollte nicht nur an der Oberfläche schnorcheln, sondern sehen, was die Unterwasserwelt sonst noch so bot. In meinem Traum sah ich die buntesten Bilder vor mir und verspürte eine Schwerelosigkeit. Ich hatte aber trotzdem tierische Angst davor. Was könnte nicht alles passieren: mir die Luft ausgehen, ich zu schnell auftauchen und mit der Taucherkrankheit dasitzen, von einem Hai angeknabbert werden usw. Vor zwei Jahren jedoch habe ich ihn trotz großer Bedenken gemacht. Hat mich ganz schön Mut und Nerven und viele Zweifel, die ich über Bord schmeißen musste, gekostet.

Oder aber meine aktuelle Situation: Vor über zwei Jahren fing ich an, für mein Sabbatjahr anzusparen, in dem ich mich jetzt auch befinde. Ich konnte meine Coachingtätigkeit beginnen, wir reisen, seit es wieder möglich ist, mit dem Wohnwagen umher, ich arbeite von unterschiedlichen Stellen aus und habe richtig Spaß dabei. Derzeit lebe ich also meinen Traum und will nicht aufhören zu träumen.

Arbeitsplatz auf den Malediven

Mittlerweile ist es mir auch egal, ob mein Umfeld irritiert ist oder nicht. Ich habe verstanden, dass es manches mal nicht versteht oder verstehen will, womit ich mich beschäftige, dass es ihm vielleicht sogar sehr komisch vorkommt. Oder aber die Menschen um mich sehen, dass ich meine Träume verwirkliche und das mache, wovon sie vielleicht selbst träumen, aber selbst (noch) nicht den Mut dafür hatten. Für andere wiederum bin ich Inspiration, endlich das zu machen, wovon sie schon lange träumen.

Was ist mit abgebrochenen Träumen?

Auch das ist schon passiert. Mein Leben hatte sich geändert, da passte manch Traum nicht mehr dazu, so dass ich dessen Verwirklichung abbrach. Auch das erforderte viel Mut und das Eingeständnis, dass dieser Traum nicht mehr zum aktuellen Leben gehört, wohl aber zu einem anderen Abschnitt meines Lebens.

Beispielsweise fing ich mit Mitte 20 ein Zweitstudium an. Mich nervte es, immer viel Wissen über rechtliche Dinge haben zu müssen, aber nicht rechtsverbindlich beraten zu können oder dürfen. Also erfüllte ich mir meinen Traum und startete mit Jura. Dass ich es nicht beenden konnte, ist eine lange Geschichte. Sie handelt unter anderem von nicht angekommenen Prüfungsanmeldeunterlagen trotz Einschreibens, einem neuen Schuldrecht, meiner neugeborenen Tochter und die Tatsache, dass ich wieder arbeiten gehen musste, weil kein Geld mehr da war. Nach mehreren Anläufen, das Examen doch noch zu absolvieren, musste ich mir eingestehen, dass es nicht mehr zu meinen Lebensumständen passte. Irgendwann sortierte ich meine Unterlagen mit viel Wehmut aus, fand es aber sehr befreiend und machte mir so den Weg für andere neue Träume frei. Solche Erlebnisse formten mich und ließen mich zu der werden, die ich heute bin.

Fazit

Träume zu haben, finde ich persönlich wichtig. Dabei muss für mich der Traum nicht unbedingt groß sein. Das Sprichwort „Träume sind Schäume“ nervt mich allerdings, weil es jeden Traum, egal welcher Art, direkt abwertet. Jeder Traum ist wichtig und keineswegs belanglos. Mit Träumen können Veränderungen beginnen Meine Träume leben heißt für mich offen und selbst bestimmt durchs Leben gehen zu können, meinen Lebenskompass immer wieder anpassen oder ändern zu können, achtsam leben, ganz im Einklang mit mir sein, neue Träume in mein Leben lassen. Und das tue ich gerade. Von daher kann ich für den Moment zumindest sagen, dass ich meinen Traum lebe, und das noch hoffentlich sehr lange.

Andere interessante Artikel

Nachdem ich den Artikel geschrieben habe, wollte ich noch andere Artikel aus der Blogparade lesen und verlinken. Zu meinen Erstaunen (bei näherem Überlegen eigentlich doch nicht) habe ich festgestellt, dass weitere Frauen aus meiner Blogger Community, „The Content Society“ teilgenommen haben. Da findest Du zum Beispiel den Artikel von Sabine Scholze, die sich damit auseinandersetzt, dass sie eher im Jetzt lebt und Träume und Visionen nicht so wichtig für sie sind, oder Korina Dielschneider, die sagt, sie habe keine Träume und Visionen, aber Ideen, oder Nicole Isermann, die ihren Traum vom Leben als achtsam, selbst-bewusst und authentisch beschreibt. Oder Iris Wangermann, die sich damit beschäftigt, was Frauen mit 45* davon abhält, neu durchzustarten. Schau doch einfach mal in die Blogparade rein, Du findest dort viele weitere Artikel von tollen Frauen.

6 Kommentare

  • Sabine

    Liebe Anette, erst einmal vielen Dank für die Erwähnung meines Artikels in Deinem Blog! Ich habe mich sehr gefreut und natürlich gleich hierher geklickt, um Deinen zu lesen. 🙂

    Arbeitsplatz auf den Malediven… Wow! Tauchschein… Ein weiteres Wow! Man kann Dir definitiv nicht vorwerfen, dass Du Dich nicht auch an die Umsetzung Deiner Träume gemacht hast. Aber ich finde es genauso beeindruckend, dass Du die Arbeit an einem Traum quasi „abgebrochen“ hast, weil die Umstände eben nicht (mehr) passten.

    All das zeugt von Mut, Durchsetzungsvermögen, Flexibilität, einem gehörigen Maß an Selbstreflexion und noch vielem mehr. Und auch, wenn ich weder auf die Malediven noch tauchen will: Das, was Du beschreibst, hat definitiv eine Vorbildfunktion für mich!

    Danke fürs Teilen (nicht nur) Deiner Träume!

    Sabine

    • Anette

      Liebe Sabine, ich bin gerade etwas geflasht von Deinem Kommentar. Vielen Dank dafür und Deine Einschätzung. Ich bin sehr dankbar, den Weg des Bloggens gefunden zu haben, um das auszudrücken und in die Welt hinauszutragen, was mir wichtig ist. Und offensichtlich gibt es ja auch andere Frauen, die ähnlich denken. Auf weitere interessante Artikel!

  • Nicole Isermann

    Liebe Anette,
    dein Beitrag spricht mir sehr aus dem Herzen – du hast ihn ja ähnlich aufgebaut wie ich,und auch inhaltlich folge ich dir uneingeschränkt. Und die Sache mit der fehlenden Kontrolle in Träumen finde ich sehr spannend. Ein interessanter Aspekt zum Thema Träume.
    Danke dir auch für das Verlinken und Erwähnen!
    Lg Nicole

    • Anette

      Liebe Nicole, ja, über die fehlende Kontrolle im Traum bin ich auch gestolpert und finde das eine wichtige Sache. Danke für Deinen Kommentar.

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