Persönliches,  Stressmanagement

Wie ich wurde, was ich bin: Mein Weg zur Expertin für Stressmanagement und Burnoutprävention

Mein Weg bis zur heutigen Expertin für Stressmanagement und Burnoutprävention war bunt, vielschichtig und aufregend. Oft war mein Weg gekennzeichnet von der Suche nach Herausforderungen, neuem Input, lebenslangem Lernen, Neugier und die Offenheit, mich auf Neues einzulassen. Geprägt auf meinem Lebensweg haben mich natürlich verschiedene Menschen, bestimmte Situationen, aber auch Bücher und Reisen. Hier also mein Werdegang:

Meine Familie

In meiner Familie gab es immer starke (Frauen-) Persönlichkeiten, die das Leben annahmen bzw. es annehmen mussten, so wie es ist. Seien es meine Eltern, die als eine der ersten im Ort als sogenanntes “Mischehepaar” (katholisch und evangelisch) katholisch heirateten. Im Übrigen waren wir Kinder eine Zeitlang im Religionsunterricht immer die Kinder aus der Mischehe. Mein Vater musste sich als nicht Katholik seinen Platz in der Dorfgemeinschaft hart erkämpfen.

Oder aber meine Oma mütterlicherseits, die die Vertreibung mitmachte und die Zeit danach als Alleinerziehende mit zwei Mädchen managen musste. Oder aber meine Patentante, die in ganz jungen Jahren ins Kloster ging, um mit ca. 40 Jahren wieder auszutreten, weil sie Ungerechtigkeiten nicht aushalten und sich dem strengen Diktat unterwerfen wollte.

Als zweites Kind, nur ein gutes Jahr nach meinem Bruder geboren, lernte ich viel durch Zuhören: Mein Bruder fragte und da wir eh meist aneinander klebten, bekam ich alles mit. So kam es, dass ich bereits vor Beginn der Grundschule lesen konnte – denn mein Bruder konnte es ja auch. Ich glaube, auf fast jedem Zeugnis stand, dass ich mich mehr mündlich beteiligen sollte. Wozu? Ich lernte doch auch auf die Art und Weise. So wurde ich zu einer guten Zuhörerin, etwas, das mich auch heute noch auszeichnet.

Bis zu meinem 14. Geburtstag (1966 – 1980)

Bis zu meinem 14. Geburtstag wollte ich alles Mögliche werden:

  • Musikerin: also lernte ich zunächst Flöte als Einsteigerinstrument (meine arme Familie) und später klassische Gitarre als solide Basis für meine spätere Mitgliedschaft in einer Band als Bassistin
  • Sängerin – also sang ich logischerweise später auf dem Gymnasium im Chor und in meiner Band
  • Handarbeitslehrerin (oder irgendwas Kreatives) – also bastelte ich leidenschaftlich gerne und lernte Klöppeln. In meinem Heimatort gibt es im Übrigen eine Klöppelschule
  • Reiseleiterin, um die Welt kennenzulernen. Also versuchte ich mein Englisch zu verbessern und begann weltweite Brieffreundschaften, meist auf Englisch. Deutsch kann ja jede:r!

Ich konnte überhaupt nicht verstehen, dass meine Großeltern väterlicherseits meinten: “Wieso willst Du aufs Gymnasium? Du heiratest doch eh und kriegst Kinder.” Das sollte meine Zukunft sein? Die Rebellin in mir wurde geweckt und ich setzte alles daran, aufs Gymnasium gehen zu können (wie mein Bruder), nicht in die ortseigene von Nonnen geleitete Mädchenrealschule. Die wäre für mich keine gute Wahl gewesen. Nur mit Mädchen in einer Schule konnte ich mir nicht vorstellen. Gottseidank unterstützten mich meine Eltern dabei.

Meine Rebellinnenzeit bis zum Abitur (1980 -1985)

Ab ca. meinem 14. Lebensjahr war mir klar: “Ich will Sozialpädagogin werden.” Nicht Arzthelferin wie meine Mutter, nicht Ergotherapeutin wie meine Tante, nein, Sozialpädagogin. Warum? Ich wollte natürlich “was mit Menschen” machen und ich wollte in meinem Beruf selbst bestimmen können, was ich mache (da ist sie wieder, die kleine Rebellin). Und das war für mich im Beruf der Sozialpädagogin gegeben.

Was machte ich also in der Zeit bis zum Abitur, um mein Ziel zu erreichen?

  • Schon bald fing ich an, sogenannte “Sonntagsdienste” im ortseigenen Krankenhaus ehrenamtlich abzuleisten. Das gab mir viel Stoff zum Nachdenken, vor allem über Leben und Tod.
  • Ich arbeitete in meinen Ferien beim Spielbus des Landkreises und lernte, wie es ist, Kinder zu bespaßen. Mir gab es die Möglichkeit, mich mit kreativen Vorschlägen einzubringen und sie umzusetzen. Vom Improtheater (damals einfach Theater) über kreative Mal- und Bastelaktionen bis hin zu eigenen Spielkreationen war alles dabei. Auch heute noch finde ich Spielen eine der wichtigsten Lerntechniken.
  • In den Ferien fuhr ich mit meiner Clique zum ehrenamtlichen “Arbeiten”. Wir bauten eine alte Mühle zur Jugendbegegnungsstätte um. Sehr zum Leidwesen meiner Eltern, die gerade unser späteres Haus bauten. Das Projekt “Mühle” wurde von Mönchen geleitet und so lernte ich neben Putz klopfen, verschlemmen und sonstigen baulichen Tätigkeiten das Leben mit und in einer Jugendgruppe sehr zu schätzen. Unsere Ausstattung war minimalistisch, aber Lagerfeuer mit mehr oder weniger tiefsinnigen Gesprächen, diversen blödsinnigen Aktionen und noch viel mehr ließen mich eine der geilsten und prägendsten Zeiten meines Lebens erfahren. Gleichzeitig setzte ich mich mit dem Sinn des Lebens und Religion auseinander. Ein Grund war, dass die Mönche monatliche Jugendvespern nach dem Vorbild von Frère Roger und seinem Taizé anboten.
  • Ich organisierte für unsere Klasse drei Wochenendfreizeiten in Folge mit einem Aufenthalt in Jugendherbergen. Mich wundert es heute, dass wir das als Minderjährige so einfach machen konnten. Heutzutage müssten die Eltern tausende Formulare unterschreiben, bevor wir überhaupt wegkämen. Dabei lernte ich, wie es ist, die Organisation zu übernehmen, was mir heute noch zugutekommt.
  • Meine ersten Reisen ins Ausland ohne Eltern fielen ebenso in diese Zeit. Mit meiner Clique fuhren wir zweimal zu weltweiten Taizé Treffen – einmal in Rom und einmal in Paris. Neben meinen vielzähligen Brieffreundschaften in aller Welt wurde da sicherlich der Grundstein für mein heutiges Reisefieber gelegt. Wir schliefen in Turnhallen und verbrachten fernab von unseren zu eng gewordenen Heimatdörfern Silvester mit etlichen anderen Jugendlichen aus aller Welt.
  • Ich liebte meine Klasse, nicht aber das Lernen. Mein Glaubenssatz, den ich damals mantraartig wiederholte, war: “Du kannst kein Mathe und Physik“. Heute weiß ich, das ist kompletter Bullshit! Zweimal bin ich trotzdem an einer Wiederholung der Klasse herumgekommen. Ich wollte unbedingt in meiner bisherigen Klasse bleiben. Dabei habe ich auch gelernt, was es bedeutet, Leistung zu erbringen, wenn mich etwas interessiert wie z.B. Geschichte Leistungskurs, Kunst Abifach, Jura AG.
  • Auseinandersetzung über den Sinn des Lebens mithilfe von Büchern: Der kleine Prinz, der Papalagi, die Möwe Jonathan, Siddharta oder mit Simone de Beauvoir, Albert Camus, um nur ein paar zu nenen. Die Bücher stehen heute noch in meinem Schrank und ich nehme sie immer wieder gerne in die Hand.

FSJ (1985-1986)

Trotzdem war ich mir nach dem Abitur plötzlich nicht mehr so sicher, ob Sozialpädagogik das Richtige für mich sei. Ich habe mich von Beratungsgesprächen beim Arbeitsamt verunsichern lassen: Sozialpädagog:innen gäbe es wie Sand am Meer, so lautete deren Tenor, und ob ich da überhaupt eine Stelle bekommen würde…? Was ich denn von Goldschmiedin (für das Kreative) oder Ergotherapeutin (für das Arbeiten mit Menschen) hielte? Ein Freiwilliges Soziales Jahr erschien mir da sinnvoll und richtig.

Zu der Zeit war ich da schon mit meinem heutigen Göttergatten zusammen. Er studierte bereits in München. Was lag also näher, mein FSJ in München abzuleisten? Für mich hatte das letztendlich folgende Gründe:

  • Überprüfen, ob ich für den sozialen Bereich geeignet bin und das wirklich machen will.
  • Raus aus der dörflichen sozialen Kontrolle und der Enge.
  • Solidarität zeigen mit allen, die noch Wehrdienst ableisten mussten. Ich habe nie verstanden, warum nur Männer dazu verpflichtet waren.
  • Mich abnabeln von der Familie und zeigen, dass ich auf eigenen Beinen stehen und in einer Großstadt überleben kann.

Und da ich ja immer irgendeine Herausforderung brauchte, suchte ich mir eine Stelle in der offenen Psychiatrie. Eine nicht ganz einfache Zeit, denn zum einen hatte ich mit der Großstadt zu kämpfen, mit den Klient:innen, die zum Teil nur wenig älter waren als ich und mit dem Arbeitsfeld “Psychiatrie”. Mich beschäftigten vorrangig die Fragen “Wer entscheidet denn, wann jemand “verrückt” ist? Wer sagt, dass die Welt, in der diese Menschen lebten, nicht die Richtige ist für sie?”. Da kam mir der Film “Einer flog übers Kuckucksnest” gerade recht. Letztendlich stand am Ende meine Entscheidung: Ich will Sozialpädagogin oder Sozialarbeiterin werden, aber bitteschön nicht in der Psychiatrie.

Mein Studium (1986 – 1990)

Folgerichtig bewarb ich mich bei verschiedenen Fachhochschulen um einen Studienplatz. Durch Beharrlichkeit und mit den Vorerfahrungen bekam ich schließlich den heißersehnten Platz in München. Was soll ich sagen? Ich liebte das Studium und merkte wiederum, wie leistungsfähig ich sein konnte, wenn mir etwas Spaß machte. Meine Praktikumsplätze und meinen Schwerpunkt suchte ich erneut nach dem Grad der Herausforderung aus: Gruppenarbeit im geschlossenen Strafvollzug mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Das Praktikumsjahr verbrachte ich in der Bewährungshilfe. Hier beschloss ich: Irgendetwas mit juristischen Fragestellungen wäre absolut mein Ding. Und am liebsten keine Jugendliche, da ich eine gewisse Distanz behalten wollte.

Hier habe ich diese Zeit detaillierter verbloggt.

Meine Leidenschaft fürs Reisen (seit 1986)

In meiner Familie waren weite Reisen nicht möglich. Trotzdem waren wir in der näheren Umgebung immer irgendwie in der Natur unterwegs. Den Hunger nach Reisen in andere Länder stillte ich durch Postkarten, die ich mir von Freundinnen wünschte und durch meine weltweiten Brieffreundschaften. Meine allererste Reise ans Meer machte ich mit 19 nach dem Abitur mit meinem heutigen Göttergatten. Er hatte ein Auto und ein Zelt – mehr brauchten wir nicht. Okay, Raviolidosen begleiteten uns ebenso.

Seit diesem Zeitpunkt wurden Reisen zu einer Art Lebenselixier. Jede einzelne hatte immer Auswirkungen auf meine Einstellung und Arbeitsweise. Ob es das interkulturelle Verständnis vergrößerte oder ich manche Dinge gelassener sah, jede Reise prägte mich aufs Neue. Dabei ist es mir nicht wichtig, möglichst viele Häkchen hinter bestimmte Länder zu setzen, sondern ich will die Seele des Landes erfassen – und reise dann auch öfters in ein und dasselbe Land. Mehr dazu kannst Du in meinem Artikel “Warum ich Reisen liebe” lesen.

Meine erste Stelle (1990)

Meine erste Stelle warf erneut mein Weltbild aus den Fugen. Eigentlich wollte ich unbedingt etwas im Resozialisierungsbereich machen, aber hier stand mir mein junges Alter im Weg. Also musste ich umdenken: ein Stelle in einem Mädchenwohnheim lief mir über den Weg. Den damit verbundenen Schichtdienst fand ich nicht besonders schlimm. Was ich allerdings nicht wusste bzw. nicht kommuniziert wurde: Von den 10 Mädchen, die in der Wohngruppe untergebracht waren, hatten 9 mindestens eine Missbrauchserfahrung, bei dem 10. Mädchen stand die Vermutung im Raum. Ein Thema, das mich als absoluten Frischling zunächst total überforderte. Ich wusste nicht, ob ich das wirklich wollte. Nach der Probezeit entschied ich mich nach einigen persönlichen Auseinandersetzungen, zu bleiben. Ich kämpfte nicht mehr gegen die scheinbare Unvereinbarkeit meiner eigenen Vorstellungen vom Leben und die der Mädchen. Ich lernte, dass es viele verschiedene Lebensentwürfe gibt. Dass, nur weil ich mir etwas nicht vorstellen konnte (oder wollte), es doch existieren konnte und ich damit umgehen lernen musste. Ab diesem Zeitpunkt nahmen meine Albträume ab, die eindeutig mit der Arbeit verbunden waren. Ich hatte endlich Spaß an meiner Stelle. Aus dieser Zeit resultiert meine Leidenschaft für Mädchenarbeit, im Speziellen für Mädchen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben.

Leider wurde ein halbes Jahr später das Heim geschlossen. Zu unrentabel. Mein Herz blutete. Auf der Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten für “meine” Mädchen traf ich auf eine gemischte Jugendwohngruppe, bei der ich direkt meine zweite Stelle fand und gleichzeitig zwei Mädchen mitnehmen konnte.

So viel zum Thema, dass ich nicht mit Jugendlichen arbeiten wollte.

Jura Studium (ab 1993)

Mich ärgerte es in meiner Tätigkeit, dass ich zwar unheimlich viel juristische Wissen haben sollte, um vernünftig beraten zu können, auf der anderen Seite aber keine rechtsverbindliche Beratung machen durfte. Außerdem ärgerte es mich, dass es im Studium der Sozialpädagogik / Sozialarbeit so gut wie keine Dozent:innen gab, die beide Seiten kannten – die juristische und die sozialpädagogische. Was lag näher, als über ein Jurastudium nachzudenken? Gesagt, getan. Und welche Freude, als ich in München einen der nur 30 zur Verfügung stehenden Zweitstudienplätze bekam. Also startete ich neben einer Vollzeitschichtdienststelle mit dem Jurastudium. Für mich tat sich eine komplett andere Welt auf. Anderes Denken, andere Sprache, andere Student:innen. Oft ging ich nach meiner Schicht direkt in die Vorlesung. Manchmal musste ich meine Mitstudierenden bitten, mich anzustupsen, sollte ich in der doch ziemlich langweiligen Rechtsgeschichte Vorlesung einschlafen.

Und ich musste lernen, dass meine sozialpädagogische Denke hier nicht gefragt war. Mehrmals hatte ich bei der einen oder anderen Hausarbeit die Bemerkung stehen, dass ich zu sozial denken würde. Ja logisch, oder?

Leider habe ich mein Examen nicht machen können. Ich habe unter viel Schwierigkeiten (Umzug nach Bonn mitten im zweiten Semester) alle meine erforderlichen Scheine und Praktika gemacht. Aber dann grätschte das Leben dazwischen. Das ist wiederum eine andere Geschichte, die ich vielleicht nochmal in einem anderen Artikel aufgreifen werde. Letztes Jahr bei unserer Hausrenovierung habe ich mein letztes juristisches Buch weggeschmissen mit einem Gefühl der Erleichterung, keine Verpflichtung mehr für ein Examen zu haben.

Was mir jedoch für meine Arbeit geblieben ist: juristische Denkweise verstehen und dadurch juristische Texte schnell und sinnverstehend lesen und interpretieren zu können. Das Wissen, wo ich nachschaue, wenn ich etwas benötige, ist ebenfalls noch vorhanden und hilft mir in meiner Arbeit sehr.

Schulsozialarbeit (seit 1994)

Mein erstes Büro. Man beachte die Unordnung auf dem Schreibtisch gleich neben der Kaffeetasse

Mit dem Umzug nach Bonn musste ich mir auch eine neue Stelle suchen. Diesmal aber wirklich was ohne Jugendliche! Gerade zu der Zeit (1994) wurden erste Stellen für Sozialarbeiter:innen an den Hauptschulen eingerichtet. Was für eine Herausforderung, eine Stelle anzutreten, von der niemand wusste, wie sie funktionieren sollte. Der Wunschzettel der Schulleiter:innen war allerdings lang.

Aus einem bunten Blumenstrauß an Möglichkeiten konnte ich schließlich neben der Entwicklung eines Konzeptes so arbeiten, wie ich es für sinnvoll und richtig hielt. Themenschwerpunkte und Projekt sprach ich einfach ab. Und die Schüler:innen gaben mir recht. Ich liebte und liebe immer noch diese Art zu arbeiten.

Das Tochterkind (1998)

1998 wurde unsere Tochter geboren. Sie war heiß ersehnt und wir lernten mit all den Herausforderungen, die Elternschaft mit sich bringt, umzugehen. Besonders anstrengend empfand ich das Pubertier in ihr. Ich merkte, dass mein Mutterherz anders mit dem Tochterkind litt, aber auch sich mit freute. Das erweiterte meine Sicht auf mein Handeln und es verstärkte mich, mehr Mädchenarbeit zu leisten.

Selbstbehauptungskurse

2003 (Wow, schon so lange) traf ich die Entscheidung, nicht nur zu reden, sondern in Zusammenarbeit mit Kampfsportler:innen und Polizist:innen Selbstbehauptungskurse für Mädchen an den jeweiligen Schulen anzubieten. Mädchen zu stärken, sich für sich selbst einzusetzen, Anzeichen für eine Grenzüberschreitung zu erkennen, sich zu wehren, sowohl körperlich wie auch psychisch, und zu wissen, was im schlimmsten Falle zu tun ist, das ist bis heute noch mit sehr viel Herzblut bei mir verbunden. Meine NLP-Master Practitioner Ausbildung und diverse Fortbildung, gepaart mit Supervision halfen mir dabei sehr.

Network

Aus gesundheitlichen Gründen kam ich 2003 erstmals mit einem Network Unternehmen in Berührung. Mich faszinierten in erster Linie die Produkte, nicht so sehr die Verdienstmöglichkeiten. Das kam erst sehr viel später dazu. Mit meiner heutigen Partnerfirma bin ich vollauf zufrieden und merke, dass meine Coachingtätigkeit und Network sehr gut zusammenpasst (siehe meinen Artikel dazu).

Ein großer Einschnitt: mein Burnout

2009 war ein Jahr für meine kleine Familie, das mich fast zerbrechen ließ. Neben diversen persönlichen Herausforderungen kamen bei mir massive Unstimmigkeiten in meiner Arbeitsstelle dazu. Mein Perfektionismus, aber auch die Auffassung, es vielen Menschen recht machen zu wollen, ein Übermaß an Engagement, das schließlich in über 300 fast nicht abbaubaren Überstunden gipfelte, für mich schwierige Fälle, aber auch ein Führungsstil, der nicht zu mir passte und meine Werte und mein Selbstverständnis als Sozialarbeiterin massiv verletzte, gipfelte schließlich in einem totalen Zusammenbruch in der Schule. Ich konnte schlagartig nicht mehr arbeiten, war wie gelähmt und hatte das Gefühl, nie mehr in meinem Leben Freude empfinden zu können. Ich merkte: Motorradfahren in so einem Zustand könnte gefährlich werden. Also parkte ich es in der Garage für eine längere Zeit!

Gottseidank arbeitete mein Sozialarbeitergehirn weiter und trieb mich dazu, mich erst mal krankschreiben zu lassen und mir sofort einen Therapieplatz zu suchen. Ob es Zufall war, dass bei meiner gewünschten Therapeutin gerade jemand absprang und sie mich aufnehmen konnte?

Ein halbes Jahr war ich “out of order“, bis ich schließlich die Entscheidung treffen konnte, wieder zurück an meine alte Stelle zu gehen. Die alte kleine Rebellin, die sich schon lange nicht mehr gemeldet hatte, kam wieder zum Vorschein und ich wollte mir meine Stelle von niemanden wegnehmen lassen. Step by step schaffte ich es, mich aus dieser Krise heraus- und ins Leben zurückzuarbeiten. Und es erwachte in mir der Wunsch, anderen Menschen, denen es ähnlich erging wie mir, helfen zu wollen.

Was brauchte ich dazu? Gaaanz viel Selbstreflexion, das Studium der Gesundheitspädagogik mit dem Schwerpunkt Burnout und Ernährung, viel Lesestoff und die Auseinandersetzung mit meiner Geschichte.

Zwei weitere gesundheitliche Herausforderungen

In der Zeit meines Burnout hatte ich endlich mal Zeit, mich um mich selbst und meine Gesundheit zu kümmern. Es ging ohnehin alles nur in Babyschritten voran, warum nicht lange vor mir hergeschobene Untersuchungen machen lassen?

Mein Diplom für die Fastenbegleiterin

Schließlich wurde ein Lipödem diagnostiziert. Was das bedeutete, darüber war ich mir zunächst nicht im Klaren (siehe auch meinen Artikel dazu). Es war ein schmerzhafter Prozess, mich damit beschäftigen zu müssen. Ohne Unterstützung meiner Familie hätte ich wahrscheinlich aufgegeben. Mittlerweile habe ich gelernt, mit dieser chronischen schmerzhaften Erkrankung zu leben und meinen Alltag zu meistern.

Ein zusätzlich diagnostizierter Hashimoto zwang mich, mich noch mehr mit Gesundheit zu beschäftigen. Ich lernte in der Zeit, mich für meine eigenen Belange einzusetzen, mir Alternativen zu überlegen. Dabei half mir das kürzlich begonnene Studium der Gesundheitspädagogik. Ich konnte über den Tellerrand hinausblicken und mich mit andere Ansichten und Modellen auseinandersetzen. Zusätzlich Fort- und Ausbildungen wie die Fastenbegleiterin, das Zürcher Ressourcenmodell, systemische Beratung etc. waren dabei sehr hilfreich und prägten mein weiteres Tun.

Mein Weg in die Selbstständigkeit

Den Weg in die Selbstständigkeit hatte ich schon ganz lange in meinem Kopf. Vor ca. 5 Jahren traf ich die Entscheidung, dass es an “meiner” alten Hauptschule nicht mehr weiter geht, ohne einen zweiten Burnout zu forcieren. Also wechselte ich komplett in eine andere Form der Schulsozialarbeit. Ein Umdenken war gefragt. Allerdings merkte ich auch, dass mir die intensive Beziehungsarbeit mit den Schüler:innen fehlte. Kein Wunder, wenn man mehrere Schulen bedient und quasi zwar gern gesehener, aber doch häufig nur Gast an den Schulen ist. Mir schwirrten schon lange Ideen im Kopf, mein erworbenes Wissen und meine Erfahrungen anderweitig einzusetzen. Um einen Abstand zu allem zu gewinnen, plante ich, in meinem bevorstehenden Sabbatjahr Klarheit zu erlangen, wo es für mich hingehen soll.

Bloggen (2020)

Noch kurz vor meinem Sabbatjahr wollte ich endlich meine Homepage in Angriff nehmen. Schließlich landete ich bei Judith Peters aka Sympatexter. Zufall?

Hier setzte ich nicht nur meine Homepage auf, sondern lernte zu bloggen und meine ganzen Mindfucks über Bord zu schmeißen. Seit dem kann ich nicht mehr ohne zu bloggen. Es hilft mir ungemein, meine Gedanken zu sortieren, klar zu bekommen und in Worte zu fassen, sodass ich meine Botschaften in die Welt tragen kann. Hier lernte ich auch meinen Blogbuddy Judith Pfeiffer kennen. Seit zwei Jahren treffen wir uns fast jede Woche per Zoom und tauschen uns aus.

Schließlich erblickte mein erster Betakurs “Stressmanagement für schulisches Personal” das Licht der Welt. Mit einer kleinen, aber feinen Gruppe konnte ich mein Wissen teilen und ihnen weiterhelfen. Was für ein grandioser Augenblick, als die ersten Rückmeldungen kamen, und ein Ansporn, weiterzumachen.

Mein Sabbatjahr (2021)

Mitten in der Coronazeit startete mein Sabbatjahr und Reisen waren nicht so möglich, wie wir uns das vorher gedacht hatten. Aber das “Big C” bot mir die Zeit und die Möglichkeit, mich verstärkt mit der Möglichkeit des Online Business auseinanderzusetzen. In erster Linie musste ich die technischen Voraussetzungen lernen und in zweiter Linie, wie ich das umsetzen konnte, was ich tun wollte.

Und da ich ja ein Fan von lebenslangen Lernen bin und mir das hole, was ich brauche um voranzukommen, fand ich mich neben “The Content Society” (meine Bloggersphäre), im “Masterkurs” von Katrin Hill wieder. So konnte ich mehr online Business Luft zu schnuppern. Und zeitgleich konnte ich ausprobieren, ob es für mich passt, online von unterwegs aus zu arbeiten. Denn sobald ein Land seine Grenzen geöffnet hatte, sind wir, mit unseren Laptops im Gepäck, losgedüst, haben das jeweilige Land per Rucksack oder im Wohnwagen erkundet und zeitgleich online gearbeitet. Dabei habe ich meinen Kurs verfeinert und ihn ein zweites Mal gestartet, diesmal für soziale und pädagogische Berufe.

Heute

Eines weiß ich nach den ganzen gemachten Lebenserfahrungen: Ich bin nach wie vor gerne Sozialarbeiterin / Sozialpädagogin und arbeite sehr, sehr gerne mit Menschen. Das Spannende an dieser Arbeit ist zu sehen, wie Menschen sich verändern, ihren Lebensweg in die Hand nehmen und alleine weiterlaufen. So bin ich nach wie vor Schulsozialarbeiterin und nebenberuflich Expertin für Stressmanagement und Burnoutprävention. Wenn Du Dir meinen bisher Werdegang anschaust – eine logische Konsequenz, wie ich finde. Meine Werte und meine Überzeugung finden derzeit in beiden Bereichen ihren Platz. Online zu arbeiten, finde ich genial, denn so kann ich durchaus mehr Menschen erreichen, um mein Wissen und meine Erfahrung weiterzugeben. Offline zu arbeiten hat den Reiz des Beziehungsaufbaues und der intensiven Begleitung durch praktische Tätigkeiten. Beides hat in meiner aktuellen Situation seine Berechtigung und wird von dem gefüttert, was ich bisher gelernt und erfahren habe. Einiges habe ich hier jetzt nicht erwähnen können, ohne den Rahmen des Artikels zu sprengen, wird aber vielleicht in einem weiteren Artikel seinen Platz finden.

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Ich freue mich darauf, mit Dir, der / die Du bisher gelesen hast, in Kontakt zu bleiben.

Ein Kommentar

  • Andrea

    Liebe Annette, das ist mal wirklich eine Reise mit vielen interessanten Zwischenstopps. Ich komme auch aus der “sozialen Ecke ” und hab ebenfalls eine chronische Erkrankung. Bri vielen Themen, kam ich aus dem Nicken nicht mehr raus. Schön, dass Du auch bei Boomboomblog dabei warst. Ich fand die Woche echt spannend. Ich würd mich freuen, wenn Du auch bei mir reinliest und mir Deine Meinung dazu sagst.
    http://Www.ad-beduerfnisorientierte-beratung.de/mein-weg

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